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Schalkes neuer Neuer. Alexander Nübel hat Kapitän Ralf Fährmann aus dem Tor verdrängt. Viele sehen in ihm Parallelen zum deutschen Nationaltorwart.
© Foto: Bernd Thissen/dpa

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Der erst 22 Jahre alte Alexander Nübel verdrängt Mannschaftskapitän Ralf Fährmann aus dem Tor des FC Schalke 04.

Wo, wenn nicht beim FC Schalke 04, ist Nostalgie noch ein Gut, das man gar nicht hoch genug bewerten kann. Der Ruhrgebietsklub ist unendlich reich an Geschichten, die sich die zahlreichen Anhänger des Klubs immer wieder gerne und ausführlich erzählen. So ist es auch kein Wunder, dass nun auch wieder ein Neuer zu den Schalkern zählt. Um genau zu sein, ein Mini-Neuer. Diesen Spitznamen haben die Fans Alexander Nübel gegeben. Das liegt wohl vor allem daran, dass Manuel Neuer bei der Mehrzahl der Anhänger noch immer einen guten Ruf genießt. Und da der 22 Jahre alte Nübel ähnlich versiert mit seinen Händen und Füßen ist wie das Schalker Torhüter-Original, das seit 2011 beim FC Bayern München spielt, ist die Sehnsucht nach einem Nachfolger groß.

Eine Entscheidung aus sportlichen Gründen

Nübel hat natürlich noch lange nicht den Stellenwert und den Bekanntheitsgrad des echten Neuers erreicht. Und doch ist er derzeit, zumindest im Schalker Umfeld, in aller Munde. Nübel hat Kapitän Ralf Fährmann zu Beginn der Rückrunde aus dem Tor verdrängt. Jenen Fährmann, der als letzte verbliebene Integrationsfigur in einer in den vergangenen drei Jahren immer konturloser gewordenen Schalker Mannschaft gewirkt hatte.

Beim 2:1 gegen den VfL Wolfsburg stand Nübel im Tor und Fährmann musste von der Ersatzbank aus zusehen. „Es war eine Entscheidung aus sportlichen Gründen“, sagte Domenico Tedesco. „Die letzten Tage und Nächte waren für mich und das Trainerteam nicht einfach, weil die Kommunikation dieser Entscheidung bevorstand“, erläuterte der Trainer der Schalker seine Entscheidung von der er wusste, dass sie viel Zündstoff in sich bergen würde. Für die Anhänger des Klubs ist es seit jeher wichtig, nicht nur gute Ergebnisse auf dem Rasen mitzuerleben. Diese besonderen Schalker Profis wie Stan Libuda, Gerald Asamoah oder auch Fährmann dienen generationenübergreifend oft auch als heimatstiftend und versprühten mit ihrer Nahbarkeit sowie ihrer intensiven Identifikation mit dem Klub die Aura, Teil einer großen Familie zu sein.

Nübel zeigt keinerlei Nervosität

Tedesco allerdings blendete diese wichtige Eigenschaft Fährmanns aus und beurteilte vor allem die physischen und nicht die sozialen Leistungen seines Torhüters. Und diese waren, ähnlich wie die der gesamten Mannschaft in der Vorrunde, fehler- und flatterhaft. Sie genügten viel zu selten den Ansprüchen des Klubs. Nübel dagegen hatte in drei Bundesligpartien und zwei Champions-League-Spielen in der Hinrunde – nach einer Verletzung Fährmanns – die Gelegenheit zu zeigen, dass er die Zukunft des Klubs sein könnte. Und es war geradezu erstaunlich, mit welcher Selbstsicherheit und Souveränität er gegnerische Torschüsse entschärfte und sich als mitspielender Torhüter präsentierte, der keinerlei Nervosität zu kennen schien.

So, wie sich einst auch Manuel Neuer der Öffentlichkeit zeigte. Den damals 20 Jahre alten Neuer hatte der ehemalige Coach Mirko Slomka im November 2006 für den damals ebenfalls nicht mehr voll überzeugenden Stammtorhüter Frank Rost überraschend zwischen die Schalker Pfosten gestellt. Dieser Generationenwechsel zahlte sich einst aus: Neuer hatte schließlich mehr Talent als Rost und entwickelte sich in Gelsenkirchen zum besten Torhüter der Welt.

Ob die Unterschiede zwischen Nübel und Fährmann auch so groß sind, wird der Newcomer erst noch nachweisen müssen, angedeutet hat er sein großes Torhüter-Repertoire bereits mehrfach. Mit seiner Entscheidung hat Tedesco Mut bewiesen, auch wenn er die Reaktion des Betroffenen offenbar fürchtete. So wie einst Rost seine Hiobsbotschaft – zumindest öffentlich – recht gelassen hinnahm, zeigte sich auch Fährmann unbeeindruckt. Es ist allerdings schon das dritte integrative Schalker ’Opfer’, das Tedesco hinterlässt. Nachdem der Coach Ex-Kapitän Benedikt Höwedes recht kühl deutlich machte, dass er nicht mehr auf ihn zählt und dieser dann im vergangenen Sommer nach Moskau entschwand, musste jüngst auch Naldo erfahren wie es ist, wenn der Fußballlehrer nicht mehr so recht an die Stärken des Einzelnen glaubt. Der ’Papa’, wie Naldo von seinen Teamkameraden genannt wurde, spielt nun bei der AS Monaco. Das Unverständnis über diesen Transfer war groß im Schalker Umfeld. Frank Rost wechselte im Sommer 2007 Jahr übrigens zum Hamburger SV. Ralf Fährmann hat sich erst einmal wortlos auf die Ersatzbank gesetzt und musste nach dem Spiel seine Tränen unterdrücken.

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