Vorbild, Kampfsau, Lichtgestalt: Robert Harting hinterlässt eine große Lücke
Bald ist Schluss für den Diskus-Olympiasieger. Der Berliner wird vor allem der Leichtathletik fehlen - als streitbarer Geist.
Als Lichtgestalt grüßt er strahlend von einem Berliner Hochhaus, als Comic-Star mit Entenschnabel glänzt er auf den Seiten des Magazins "Micky Maus" - doch für den Diskuswerfer Robert Harting ist bald Schluss mit lustig. Der 33 Jahre alte Berliner nimmt an diesem Dienstag seine letzte Leichtathletik-Europameisterschaft in Angriff; beim Berliner ISTAF verabschiedet sich der Olympiasieger am 2. September endgültig von seinen Fans. Auch viele seiner Mitstreiter, Kollegen und Konkurrenten werden den erfolgreichsten deutschen Leichtathleten des vergangenen Jahrzehnts vermissen. "Ich bin mir relativ sicher, er ist eine Kampfsau: Er kann sicher noch einen auspacken!", sagte Daniel Jasinski, der Olympia-Dritte im Diskuswurf aus Wattenscheid, der am kommenden Mittwoch in Berlin selbst wieder auf dem Podium stehen möchte.
"Er ist in meinen Augen das Gesicht der Leichtathletik. Er hat alles gewonnen, er ist eine Persönlichkeit, er setzt sich für die Athleten ein", meinte Geher Christopher Linke. "Der Erfolg ist nebensächlich, aber Robert Harting ist eben ein Typ", meinte der Potsdamer. "Er ist eine Autoritätsperson oder auch ein Vorbild für viele." Auch Hürdensprinterin Cindy Roleder zieht den Hut vor dem dreimaligen Weltmeister. "Robert ist für mich schon ein Vorbild, gerade wie er diese ganzen Jahre gemeistert hat." Harting habe "gezeigt, dass er etwas bewegen kann. Gerade als er seine Nominierung als Welt-Leichtathlet zurückgezogen hat - das war schon eine Riesennummer von ihm", sagte die Europameisterin aus Halle/Saale.
"Es ist immer schade, wenn ein so großer und erfahrener Sportler geht. Die Art und Weise, wie er abtritt, ist seiner würdig", lobte der dreimalige Kugelstoß-Europameister David Storl. Diskuswerferin Claudine Vita kann ihrem zwölf Jahre älteren Kollegen zwar keine Tipps geben, aber verfolgt hat die Neubrandenburgerin seinen Weg schon. "Da geht auf jeden Fall eine große Persönlichkeit verloren. Robert Harting ist einfach ein Mensch, der Mut hat, einfach alles zu sagen", meinte die EM-Starterin. "Er hat viel für die deutsche Leichtathletik getan und war quasi auch die Athletenstimme." Auch Sprinterin Tatjana Pinto bedauert den Abschied. "Der Robert ist auf jeden Fall ein spezieller Typ, ein interessanter Typ, eine Persönlichkeit", sagte die Paderbornerin. "Es tritt einer der erfolgreichsten Leichtathleten ab - auf dem Platz und neben dem Platz", sagte Sprint-Rekordmann Julian Reus aus Erfurt.
Christoph Harting, der ansonsten kaum ein Wort über Bruder Robert verliert, hebt fast schon zu einer Laudatio an. "Das ist eine Sportkarriere, die alles hergegeben hat: Olympiasieg, Weltmeistertitel mehrmals, Europameistertitel. Der Mensch hat alles erreicht, was man erreichen kann im Sport", sagte der Diskuswurf- Olympiasieger von 2016 kürzlich im Aktuellen Sportstudio des ZDF. "Da wäre es einfach nur ein schöner, runder Abschluss der Geschichte, wenn die Geschichte da aufhört, wo sie angefangen hat", sagte der Berliner, der bei seiner Heim-EM Medaillenhoffnungen hegt. "Das klingt einfach nur rund, und das wäre einfach nur schön." (dpa)