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Frustrierter Abgang. Ribéry und Robben hatten beide kein Glück.
© dapd

Bayern-Stars: Robben und Ribéry stark, aber glücklos

Arjen Robben und Franck Ribéry harmonieren gut im Finale von München. Entscheiden können die beiden Bayern-Stars das Spiel aber auch nicht.

Es war kurz vor zehn, als es beinahe doch geklappt hätte. Mit einem ertragreichen Zusammenspiel der beiden Individualisten, die den Unterschied machen sollten zugunsten des Münchner Kollektivs. Arjen Robben kam aus der Tiefe des Raumes, wie er einst für Günter Netzer definiert wurde, er lief noch ein paar Meter bis zum Kreidestrich der Strafraummarkerierung, und als er ein paar Sekunden später die Faust zum Jubel erhob, hätte das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein können. Ein Kunststück von Arjen Robben, das zu einem Tor von Franck Ribry führt – keine schlechte Pointe für ein Champions-League-Finale. Dass nichts daraus wurde, lag an der Winzigkeit von ein paar Zentimetern, die der Franzose im Abseits stand nach dem Schuss des Holländers, der von Chelseas Verteidiger José Bosingwa noch angefälscht worden war, direkt vor die Füße Ribérys.

Irgendwie war diese Szene zu Beginn der zweiten Halbzeit typisch für das Münchner Spiel. Bayern drückte, Bayern war überlegen, Bayern erspielte sich auch gute Torchancen. Aber immer war eines der zahlreichen Londoner Abwehrbeine dazwischen, und als es dann doch mal rappelte in Chelseas Tor, stand der sonst so tief stehende Gegner leider nicht tief genug. Von Robben und Ribéry ist bekannt, dass sie einander so zugetan sind, wie das bei Diven nun mal der Fall ist, also nicht allzu sehr. Als der bekennende Egomane Robben vor ein paar Wochen im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid mal wieder seine Kollegen übersah, geriet er darüber mit Ribéry in der Halbzeitpause so heftig aneinander, dass fortan ein Veilchen unter seinem Auge blühte.

Das war damals kein gutes Zeichen für den inneren Zusammenhalt der Münchner Mannschaft und ihre Perspektiven für das anvisierte „Finale dahoam“ in Fröttmaning. Eine Mannschaft mag in der Breite gut bestückt sein und für den Alltag funktionieren. Den Unterschied für die Festtage aber machen die Individualisten. Spieler wie Arjen Robben und Franck Ribéry, die an guten Tagen jeden Gegner in Grund und Boden spielen können und an nicht ganz so guten allemal genug sind, für diesen einen entscheidenden Moment zu sorgen.

Dass die Bayern vor zwei Jahren in Madrid im Champions-League-Finale am von José Mourinho angerührten Abwehrbeton Inter Mailands scheiterten, führten sie im Nachhinein vor allem auf das Fehlen des gesperrten Franck Ribéry zurück. Dessen Virtuosität auf dem linken Flügel wäre als Äquivalent zu Robbens Flügelläufen auf rechts wahrscheinlich zu viel gewesen für Inters auf reine Zerstörung bedachte Philosophie. So aber konnten sich die Italiener darauf konzentrieren, Robben mit Tritten und Grätschen und Stößen zu traktieren, auf dass dieser bald die Lust verlor.

Zwei Jahre später nun bot sich beiden unter ähnlicher Konstellation die Chance zur Satisfaktion. Es ist in erster Linie Jupp Heynckes Fähigkeit als Moderator geschuldet, dass Robben und Ribéry nach dem Eklat des Real-Spiels wieder zueinander fanden. Ribéry hat auf die Frage, ob denn nicht zu viel im Münchner Spiel auf ihm und Robben laste, den schönen Satz gesagt: „Wir sind ja nun mal da!“ Gegen Chelsea arbeitete der Franzose auf seiner linken Seite so hart, dass er zur Verlängerung ein neues Trikot überstreifen musste. Und Robben zog vis-à-vis so viele Sprints an, dass Chelsea zuweilen seinen Torjäger Didier Drogba in die Defensive beordern musste, um dem Münchner Angriffsspiel etwas von seiner Wucht zu nehmen.

Drogba war es auch, der in der Verlängerung jenen Elfmeter verursachte, ausgerechnet mit einem Foul an Ribéry. Dass er darauf verletzt den Platz verlassen musste, hätte Ribéry gut verschmerzen können. Wenn denn sein Kompagnon Robben das Geschenk vom Punkt zum Siegtreffer genutzt hätte. Doch für französisch-holländische Pointen reichte es nicht bei diesem deutsch-englischen Finale.

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