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Roar Ljökelsöy ist der neue Co-Trainer der deutschen Skispringer.
© imago sportfotodienst

Co-Trainer der deutschen Skispringer: Roar Ljökelsöy soll das Fliegen lehren

Die deutschen Skispringer haben einen wichtigen Neuzugang: Roar Ljökelsöy. Der Norweger soll die Deutschen gefühliger fürs Fliegen machen

Von Johannes Nedo

Auf viele Worte gibt Roar Ljökelsöy nicht viel. Und so wehrt sich der wichtigste Neuzugang der deutschen Skispringer erst gar nicht gegen die Beschreibungen seiner neuen Kollegen. „Er ist ein ruhiger Charakter“, sagt Bundestrainer Werner Schuster. „Er ist ein Ruhepol für das Team“, sagt Severin Freund. „Er bringt viel Ruhe rein“, sagt Richard Freitag.

Ljökelsöy ist seit der Vorbereitung auf diese Saison der neue Co-Trainer der Deutschen. Beim Teamspringen an diesem Samstag in Klingenthal (16.10 Uhr/ARD und Eurosport) wird der Norweger zum ersten Mal bei einem Heim-Weltcup dabei sein. Doch so still er auch ist, wichtiger ist ihm, dass seine Athleten auf die wenigen Worte hören, die er an sie richtet. Und daran hat Ljökelsöy keinen Zweifel. „Sie vertrauen mir, das habe ich von Anfang an gespürt“, betont er.

Ljökelsöy hat ja auch deutlich mehr zu bieten als eine ruhige Aura. Der 40-Jährige ist viermaliger Skiflugweltmeister, im Gesamtweltcup wurde er zweimal Zweiter und bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin gewann er zweimal Bronze. Ljökelsöy ist eine natürliche Autorität. Sein Wort hat Gewicht. Genau darauf setzte Bundestrainer Schuster, als er die, wie er findet, „kreative Lösung“ Ljökelsöy ersann und ihn verpflichtete.

„Mit ihm gibt es eine andere Gesprächsbasis für die Athleten“, sagt der Österreicher. „Aus dem Munde eines früheren Topspringers und absoluten Experten überlegt man sich zweimal, was man mit dem Tipp macht.“ Nicht, dass Ljökelsöys Vorgänger Stefan Horngacher kein Gehör fand, aber als Schusters Landsmann im Frühjahr als Cheftrainer nach Polen wechselte, fahndete er nach einem besonderen Fachmann. „Mit Stefan Horngacher haben wir eine große Expertise verloren, wir brauchten einen frischen Impuls von außen.“ Diesen neuen Blick glaubt Schuster nun von Ljökelsöy zu bekommen. Schuster feilt ständig daran, seine Mannschaft weiterzuentwickeln, auch im achten Jahr als Bundestrainer. Aber so vertraut er mit seinen Athleten auch ist, will er doch neue Reize setzen. Die Position des Co-Trainers ist eine bedeutende Personalie. Er muss viel Arbeit bei der Detailanalyse und bei der individuellen Betreuung der Springer.

In diesen Bereichen verfolgt Ljökelsöy einen speziellen Ansatz. Wenn er über das Skispringen redet, fällt eine Formulierung immer wieder: „Man muss das ganze Bild sehen.“ Ljökelsöy ist ein Verfechter davon, alles miteinzubeziehen, wenn man einen Athleten zu Höchstleistungen treiben will. Dazu zählt dann nicht nur die Datenerfassung. „Auch das Gefühl des Athleten ist immens wichtig“, betont er. „Mein Ziel ist es, dass die Springer selbst nachdenken und mitdenken, wie sie zu einer Lösung kommen.“

Zu Ljökelsöys Philosophie gehört auch, an der Technik und der Position während der Flugphase zu tüfteln. Zu seiner aktiven Zeit war das Skifliegen seine große Stärke, wie es generell die große Kunst der Norweger ist, mit der Luft zu spielen. „Wir fliegen einfach gerne weiter und können den Wind gut ausnutzen“, sagt er. Genau in diesem Bereich sieht Schuster noch Verbesserungsmöglichkeiten. Mit Ljökelsöy stehen die Chancen gut, dass die Deutschen gefühliger fürs Fliegen werden.

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