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Mit seinem Erfolg in Spa verkürzte Nico Rosberg seinen Rückstand in der Fahrerwertung auf nur noch neun Punkte.
© AFP
Update

Formel-1-Rennen in Spa: Renner und Kracher

Nico Rosberg gewinnt in Belgien – Hamilton fährt vom Ende auf Platz drei vor. Publikumsliebling Verstappen wird für seine aggressive Fahrweise kritisiert.

Nico Rosberg ließ sich nach seinem ersten Sieg auf dem legendären Formel-1-Kurs in Spa-Francorchamps nicht mal mehr von pfeifenden Holländern ärgern. So souverän wie er erstmals den Großen Preis von Belgien gewann, konterte er die Unmutsbekundungen der angereisten niederländischen Fans. „Ich verstehe das Publikum, weil sie Max Verstappen hier oben sehen wollten“, sagte Rosberg auf dem Podium.

Nicht der wild fahrende holländische Teenager (11. Platz), sondern der deutsche WM-Zweite, der australische WM-Dritte Daniel Ricciardo und der britische WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton stießen nach einem in der Anfangsphase ebenso packenden wie chaotischen Rennen im glühend heißen Spa-Francorchamps aber miteinander an.

„Auf dieser legendären Strecke zu gewinnen, ist echt cool“, sagte Rosberg. Die WM-Spitze verteidigte allerdings sein Mercedes-Teamkollege. Hamilton raste von Startplatz 21 auf Rang drei und hat vor dem nächsten Grand Prix in Monza noch neun Punkte Vorsprung auf seinen deutschen Rivalen. „Ein unglaubliches Wochenende, das habe ich noch nicht erlebt“, kommentierte der Brite ebenso stolz wie glücklich. Eine solche Aufholjagd glückte noch keinem auf dem Kurs in den Ardennen.

Sebastian Vettel kam nach einem Crash in der Auftaktrunde nicht über einen enttäuschenden sechsten Rang hinaus und wartet damit schon seit fünf Rennen auf einen Platz auf dem Podest. „Im Nachhinein habe ich in der ersten Runde alles richtig gemacht“, resümierte Vettel gefasst. Verstappen habe ihm und Kimi Räikkönen aber nicht genügend Luft gelassen. „Das war Schadensbegrenzung.“ Ferrari könne vom Speed her „erhobenen Hauptes“ auf das Heimrennen in Monza blicken.

Für Pascal Wehrlein war schon nach der ersten Runde Schluss

Nico Hülkenberg verpasste im Force India nach einem hervorragenden Grand Prix als Vierter sein erstes Karrierepodium nur knapp. Der Rheinländer war in Spa schon 2012 Vierter geworden, zuletzt gelang ihm das Kunststück 2013 in Südkorea. Für Pascal Wehrlein war der Grand Prix schon nach der ersten Runde beendet. Der Manor-Fahrer krachte in das Heck des McLaren von Jenson Button. „Das wäre wahrscheinlich das Rennen für uns dieses Jahr gewesen“, klagte der Worndorfer nach der entgangenen Chance.

Schon der Start war ein Kracher. Vettel als Vierter sowie Räikkönen als Dritter kamen in ihren Ferraris gut weg. Red-Bull-Mann Verstappen, mit 18 Jahren der jüngste Pilot in der ersten Startreihe, hatte hingegen erhebliche Probleme und fiel erstmal zurück. In der ersten Kurve wollte der im belgischen Hasselt geborene Niederländer an dem Scuderia-Duo innen vorbei. Dabei krachte Vettel ganz außen in den Wagen seines Teamkollegen Räikkönen und drehte sich auf dem Traditionskurs in den Ardennen.

Das Chaos kam Rosberg zugute, der von seiner Pole davonziehen konnte. Aber auch sein WM-Rivale Hamilton profitierte. Wegen des Einsatzes mehrerer zusätzlicher Antriebsteile war der Brite strafversetzt worden und musste vom vorletzten Rang starten. Als Ziel für die „sehr harte“ Aufholjagd im Rennen gab Hamilton die Top Ten aus.

Nicht nur Verstappen musste schon in der zweiten Runde an die Box, um sich eine neue Front zu holen, auch Räikkönen war zu diesem nicht geplanten ganz frühen Stopp gezwungen. Nach einem heftigen Crash von Renault-Pilot Kevin Magnussen wurde der 13. Saisonlauf in der 10. Runde vorübergehend unterbrochen. Der Däne konnte immerhin selbstständig aus seinem Wagen steigen.

Rosberg führte zu diesem Zeitpunkt, Hülkenberg war hervorragender Dritter, Hamilton hatte sich schon auf Platz fünf vorgearbeitet und Vettel musste sich erstmal mit Position elf begnügen.

Nach fast 20 Minuten Unterbrechung ging es mit dem Neustart weiter. Räikkönen lieferte sich im hinteren Feld mit Verstappen eine private Fehde. „Sein einziges Interesse besteht darin, mich komplett von der Strecke zu drängen“, schimpfte der Finne völlig außer sich. Der Niederländer verteidigte sich. Er fahre immer am Limit, nur so werde man erfolgreich, hatte Verstappen schon vorher erklärt. „Wenn man sich unterhalb des Limits bewegt, dann wird man nie das erreichen, zu dem man eigentlich fähig ist.“ Am Sonntag in Belgien war für Verstappen am Ende Platz elf das Limit.

Mit dem Kampf um den Sieg hatte Vettel auf der mit 7,004 Kilometern längsten Strecke im Formel-1-Kalender nichts zu tun. Der Heppenheimer muss damit weiter auf seinen ersten Grand-Prix-Erfolg seit dem 20. September 2015 warten.

Hamilton büßte bei seinem zweiten nicht optimalen Boxenstopp wichtige Zeit ein. Rosberg verteidigte auf dem Weg zu seinem ersten Sieg nach zuvor vier Triumphen des Engländers seine Führung mit mehr als sechs Sekunden Vorsprung auf den zweiten Red-Bull-Mann Ricciardo. Vollkommen unbeirrt von der Konkurrenz gewann dann auch der gebürtige Wiesbadener in Belgien und ließ sich feiern. (dpa)

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