Formel 1: Rennen in Deutschland immer unwahrscheinlicher
Erstmals seit 1960 droht eine Formel-1-Saison ohne Rennen in Deutschland stattzufinden. Der Nürburgring befindet sich in einer finanziellen Dauerkrise, dem möglichen Ersatz-Ausrichter in Hockenheim läuft die Zeit weg.
Die Chancen auf ein Deutschland-Rennen in dieser Formel-1-Saison sind weiter gesunken. „Wir rechnen nicht mehr damit, dass in Hockenheim 2015 ein Grand Prix stattfindet“, zitierte am Dienstag morgenweb.de, der Online-Auftritt des „Mannheimer Morgen“, den Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler. „Wir können wegen anderer Veranstaltungen nicht mehr zuwarten.“ Angeblich sei eine seriöse Organisation des Großen Preises nicht mehr möglich.
Wegen der finanziellen Dauerkrise auf dem Nürburgring ist die Austragung des für den 19. Juli ursprünglich in der Eifel vorgesehenen Rennens schon seit Monaten höchst fraglich. Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone hatte das Deutschland-Rennen kurz vor dem Saisonauftakt in Australien am vergangenen Wochenende für „im Moment tot“ erklärt. Im „Independent“ hatte er zudem klargestellt: „Es wird keinen Ersatz geben, wenn es nicht stattfindet.“
Allerdings betonte er in der „WirtschaftsWoche“ auch: „Das Rennen in Deutschland ist für die Formel 1 sehr wichtig, wir wollen Deutschland nicht verlieren.“ Der 84 Jahre alte Eccelstone hat aber auch schon seit Wochen Fristen in Aussicht gestellt - und sie verstreichen lassen. Die Verantwortlichen der Alternative Hockenheimring - die beiden Strecken wechseln sich aus wirtschaftlichen Gründe bereits seit Jahren ab - hatten sich über Wochen zu dem brisanten Thema nicht geäußert.
Für den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel oder auch das dominierende Mercedes-Team wäre die Streichung des Deutschland-Rennens ein herber Verlust. Für viele Rennstreckenbetreiber sind die sinkenden Zuschauerzahlen angesichts von Antrittsgebühren für die Formel 1 in zweistelliger Millionenhöhe mittlerweile eine große Belastung.
Am Freitag soll sich der Weltrat des Automobil-Weltverbandes FIA zu seiner nächsten Sitzung treffen. Dort dürfte das Thema Deutschland-Rennen auch zur Sprache gebracht werden. Letztmals blieb Deutschland 1960 ohne Grand Prix. (dpa)