Fifa: Reförmchen oder Revolution?
Die Fifa entscheidet über eine neue Struktur. Die entscheidende Frage ist: Wie lassen sich Bestechung und krumme Geschäfte künftig verhindern?
Bei den Schlagwörtern „Fifa“ und „überweisen“ ist meist Vorsicht geboten. Doch es geht nicht um Korruption, sondern deren Vermeidung, wenn der Fußball-Weltverband auf seiner Webseite ankündigt: „Fifa-Reformkommission überweist Reformen an Exekutivkomitee.“ François Carrard stellt am Mittwoch und Donnerstag in Zürich die Reformen vor, die seine Kommission erarbeitet hat. Stimmt das Fifa-Kabinett dem Gesetzespaket zu, muss es noch der große Kongress im Februar 2016, der auch den neuen Präsidenten wählt, absegnen. Dass die Fifa reformbedürftig ist, daran hat wohl niemand auf diesem Planeten Zweifel. Die Frage ist nur: Wie lassen sich Bestechung und krumme Geschäfte künftig verhindern?
An dieser Frage haben sich schon viele interne und externe Fifa-Experten abgearbeitet, zuletzt die Reformkommission. Die hatte der Weltverband im vergangenen Sommer als Task Force ins Leben gerufen, um die Sponsoren zu beruhigen. Das Gremium um den 77-Jährigen Schweizer Carrard war nicht unbedingt mit Reformern besetzt, aber hat eine Liste mit Vorschlägen erarbeitet, die sie Ende Oktober veröffentlichte. Parallel dazu hat der Chefaufseher der Fifa, Domenico Scala, eigene Ideen publiziert. Die Reformkommission hat einige seiner Ansätze übernommen, aber sich an die ganz großen Strukturprobleme auch nicht herangetraut. Also nur an Reförmchen.
Der spannendste Vorschlag ist, das mächtige Exekutivkomitee in eine Art Fifa-Aufsichtsrat zu verwandeln. Das Tagesgeschäft würden einzelne Kommissionen oder Manager übernehmen. Der Generalsekretär, bisher die Nummer zwei, würde als Geschäftsführer zur mächtigsten Person aufrücken. Der Präsident wäre nur noch ein Grüßonkel. Die Ratsmitglieder sollen die 209 Mitgliedsverbände beim Kongress wählen, aber nach Vorschlägen der Kontinentalverbände, die damit de facto weiter die Fifa-Spitzenleute aussuchen dürfen. Die sollen jedoch nur noch im Amt verweilen dürfen, bis sie 74 Jahre alt sind.
Viele Vorschläge sind nicht neu
Ein Präsident darf zudem nur noch zwölf Jahre bleiben. Diese Alters- und Amtszeitbeschränkungen sollen verhindern, dass einzelne Personen zu lange Macht anhäufen. Aber sie würden nicht für den Generalsekretär gelten, den neuen starken Mann. Zudem sollen die Gehälter transparenter werden und jeder Aufsichtsrat auf seine Integrität geprüft werden. Offen ist nur, wer das wie unabhängig überprüfen soll. Und ob die Ergebnisse je ganz öffentlich werden.
Viele Vorschläge sind nicht neu und wurden schon abgelehnt. Dabei trauen sich die Reformer auch diesmal nicht an die heißen Eisen. Etwa, dass im Kongress jedes Land die gleiche Stimme hat, egal ob Swasi- oder Deutschland. Die Frage ist immer, wie viel Selbst-Entmachtung die einzelnen Instanzen zustimmen. Und ob korrupte Funktionäre nicht immer Wege finden werden, sich das leicht verdiente Geld zuzuschustern.