Champions-League-Viertelfinale: Real Madrid steht mit viel Glück im Halbfinale
Aufholdjagd, Elfmeter in der Nachspielzeit, Rot für Buffon: Real Madrid und Juventus Turin liefern sich ein großes Spiel - am Ende haben die Spanier mehr Glück und stehen trotz 1:3-Niederlage im Halbfinale.
Am Ende kochten die Emotionen noch einmal richtig hoch – und das bei einem Spiel, das auf den ersten Blick wenig Erregungspotenzial zu haben schien. Real Madrid, der Titelverteidiger der Champions League, hatte das Halbfinal-Hinspiel beim Vorjahresfinalisten Juventus Turin gleich mit 3:0 gewonnen. Was sollte da noch passieren? Jede Menge. Die Zuschauer erlebten im Bernabeu-Stadion einen fast fußballhistorischen Abend. Real war auf dem besten Wege, alles zu verspielen, lag zur Pause 0:2 zurück, bei Ablauf der regulären Spielzeit 0:3 – alles deutete auf eine Verlängerung hin. Dann aber gab es einen zumindest zweifelhaften Foulelfmeter für den spanischen Rekordmeister, eine Rudelbildung und Rot gegen Juves Torhüter Gianluigi Buffon. Cristiano Ronaldo verwandelte den Strafstoß zum 1:3 (0:2)-Endstand uns sicherte seinem Team damit den Einzug ins Halbfinale.
Ronaldo und seine Kollegen sahen schon wie die Deppen aus
24 Stunden nach der magischen Nacht von Rom schien es für den italienischen Fußball ein weiteres Wunder zu geben. Vor allem Mario Mandzukic, der frühere Stürmer des VfL Wolfsburg und des FC Bayern München, hatte den Titelverteidiger lange zittern lassen. Der Kroate spielte seine Größenvorteile gegen Reals Rechtsverteidiger Daniel Carvajal aus und erzielte in der ersten Halbzeit zwei Kopfballtreffer – den ersten schon in der zweiten Minute, als er beim ersten Angriff der Gäste eine Flanke des deutschen Nationalspielers Sami Khedira zur 1:0-Führung verwertete. Nach weiteren Chancen der mutig aufspielenden Italiener überwand Mandzukic Reals Keylor Navas zum zweiten Mal, wobei schon dieser Kopfball nicht unhaltbar schien.
Nach einer guten Stunde sah Navas, erst recht ziemlich dumm aus. Er ließ einen eigentlich harmlosen Ball durch seine Arme rutschen ließ, so dass Blaise Matuidi zum 3:0 für die Gäste aus Italien abstauben konnte – die 80 000 Zuschauer im Estadio Bernabeu verstanden die Welt nicht mehr.
Das Team von Weltmeister Toni Kroos wirkte in der Neuauflage des letztjährigen Champions-League-Finals bei weitem nicht so souverän wie im Hinspiel, als Cristiano Ronaldo mit seinem traumhaften Fallrückzieher und einem weiteren Treffer das Tor zur Runde der letzten vier schon weit aufgestoßen hatte. Doch in seinem 150. Spiel in der Champions League blieb der Weltfußballer über weite Strecken blass, ehe er am Ende wieder als Held gefeiert werden konnte.
Vor dem Match, das von vielen Fans angesichts des klaren Hinspielergebnisses als Formsache gesehen wurde, hatte Weltfußballer Ronaldo gewarnt. „Wir dürfen Juventus nicht unterschätzen, sie haben fantastische Spieler“, sagte er vor dem Match, und er sollte Recht behalten – auch wenn es Juve am Ende trotz einer starken Leistung nicht gelang, das Spiel noch zu drehen. Auswärts ein 0:3 aus dem Hinspiel aufzuholen, das war zuvor auch noch keiner Mannschaft in der Champions League gelungen. Entsprechend hatte Juves Trainer Massimilian Allegri vor dem Duell in Madrid auf Unterstatement gemacht. „Wir brauchen nicht über ein Wunder zu sprechen“, hatte er angekündigt.
Juve-Keeper Buffon sah in der Nachspielzeit die Rote Karte
Nach dem Anpfiff sah das dann ganz anders aus. Und das nicht zuletzt wegen des zuletzt monatelang erfolglosen Mario Mandzukic, der nach der Gelb-Roten Karte für Paulo Dybala aus dem Hinspiel in die Stammformation gerückt war. Die Idee, ihn über die linke Seite gegen den weitaus kleineren Carvajal angreifen zu lassen, erwies sich als goldrichtig. Zum ganz großen Triumph aber reichte es am Ende nicht, was vor allem Juves 40 Jahre alten Torhüter Gianluigi Buffon auf die Palme brachte, dessen möglicherweise letzter Einsatz in der Champions League unrühmlich endete. Nach einem Rempler des frühere Bayern-Spielers Benatia gegen Lucas Vazquez gab es einen Elfmeter für Real. Buffon protestierte heftig, und sah dafür die Rote Karte. Es dauerte fünf Minuten, ehe Ronaldo zur Ausführung des Elfmeters schreiten konnte. Er setzte den Ball mit Wucht und Präzision in den Winkel – und verhinderte damit nach dem Ausscheiden des FC Barcelona in Rom ein weiteres Debakel für den spanischen Fußball.
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