Fußball-Bundesliga: RB Leipzig siegt erstmals gegen den FC Bayern
Die Münchner gehen früh in Führung, doch Leipzig belohnt sich für eine starke Leistung und siegt durch ein Tor des eingewechselten Timo Werner 2:1.
Es lief bereits die Nachspielzeit, aber eine Chance, eine letzte Chance könnte es noch geben. Rafinha führte unbedrängt den Ball durchs Mittelfeld, an der rechten Außenlinie wartete Thomas Müller. Doch beim Versuch ihn anzuspielen, rutschte Rafinha der Ball über den Spann, zwanzig Meter von Müller entfernt landete er im Aus. Mehr musste man über den Auftritt des FC Bayern München bei Rasenballsport Leipzig gar nicht wissen. „Das war heute nicht unser Tag“, sagte Hasan Salihamidzic, der Sportdirektor der Münchner. Am Ende stand für den Tabellenführer der Fußball-Bundesliga eine verdiente 1:2 (1:1)-Niederlage. Es war die dritte in dieser Saison – und die erste seit Ende November.
In einer Spielzeit, deren Titelentscheidung schon lange keine echte Spannung mehr birgt, wäre zumindest das mal eine spannende Frage gewesen: Wie sieht eine Weißbierdusche bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aus? Geht das überhaupt? Oder würden sich die Spieler mit Eiswürfeln bewerfen müssen? All diese Fragen stellten sich am Sonntagabend gar nicht erst. Dass der FC Bayern München nicht als Deutscher Meister gekürt werden würde, stand nach den Siegen von Schalke und Dortmund schon vor dem Anpfiff in Leipzig fest. Fast wirkte es, als hätten die Bayern dadurch ein bisschen die Lust an dieser Begegnung verloren. „Wir waren nicht so griffig wie gewohnt“, sagte Trainer Jupp Heynckes.
Beide Mannschaften waren unter der Woche im Europapokal im Einsatz gewesen, beide traten mit je sechs neuen Spielern an – was den Bayern stärker anzumerken war als den Leipzigern. Ihr Spiel war ungewohnt fehlerhaft, von kleinen Ungenauigkeiten durchzogen, natürlich auch bedingt durch das forsche Pressing der Leipziger, die den Münchnern nur selten Zeit zum Luftholen ließen. „Wir haben Vollgaspressing gespielt“, sagte Mittelfeldspieler Diego Demme. Trainer Ralph Hasenhüttl hatte seine Mannschaft in einem ungewohnten 3-4-3-System aufs Feld geschickt. „Es war eine mutige Vorstellung“, sagte er.
Das ließ sich von den Bayern nicht behaupten. Das Offensivspiel der Gäste fiel sehr reduziert aus. Im Grunde brachten sie vor der Pause nur einen Angriff entschlossen zu Ende; der aber führte nach etwas mehr als zehn Minuten gleich zum 1:0 für die Bayern. Auf ihrer linken Seite ließen sich die Leipziger zu leicht überrumpeln, James flankte aus dem Fußgelenk in die Mitte, wo Sandro Wagner völlig frei stand und unbedrängt zur Führung einköpfen konnte.
20 Minuten vor Ende kam auch Lewandowski bei den Bayern
Die Leipziger ließen sich aber auch von diesem Rückschlag nicht irritieren, nachdem Marcel Sabitzer schon nach sieben Minuten verletzt den Platz hatte verlassen müssen. „Die erste Halbzeit war mit das Beste, was wir in diesem Jahr gespielt haben“, sagte Hasenhüttl. Yussuf Poulsen vergab gleich zwei gute Chancen, Bruma scheiterte mit einem Freistoß an Bayerns Torhüter Sven Ulreich, nach der anschließenden Ecke wurde der Versuch von Timo Werner noch auf der Torlinie geklärt – irgendwann aber hatte zumindest Naby Keita genug. Nachdem Werner erneut beim Abschluss geblockt worden war, traf Keita im Nachschuss mit Wucht und Entschlossenheit zum verdienten 1:1.
„Zur Pause hätte Leipzig definitiv führen können, müssen“, sagte Bayerns Innenverteidiger Mats Hummels. Das holte Rasenballsport dann zehn Minuten nach Wiederbeginn nach. Keita spielte einen perfekten Pass in den Lauf von Timo Werner, und der traf mit einem Flachschuss ins lange Eck, unhaltbar für Ulreich, zum 2:1.
Viermal waren beide Mannschaften bisher in Pflichtspielen aufeinander getroffen, viermal setzten sich die Bayern durch. Um wenigstens die erste Niederlage abzuwenden, reagierte Heynckes schon früh, brachte nach einer Stunde Franck Ribéry und knapp 20 Minuten vor dem Ende auch noch Robert Lewandowski. Die Gäste kamen nun auch zu Chancen, „es war ein bisschen spät“, fand Salihamidzic. Innenverteidiger Hummels scheiterte an Leipzigs Torhüter Peter Gulasci und verfehlte später mit einem Flugkopfball das Tor. Arturo Vidal setzte einen Kopfball aus kürzester Distanz über die Latte.
Insgesamt aber waren die Bayern nicht zwingend genug, um die Leipziger nachhaltig einzuschüchtern. In der vergangenen Saison hatten sie im eigenen Stadion einen Vorsprung in der Schlussphase noch verspielt. Dass es diesmal anders laufen würde, dürfte ihnen spätestens fünf Minuten vor Schluss aufgegangen sein, als Schiedsrichter Marco Fritz sich die Bilder eines Handspiels von Konrad Laimer noch einmal anschaute – und nicht auf Elfmeter entschied. „Heute haben wir es bis zum Ende durchgezogen“, sagte Diego Demme.