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EHC Eisbaeren Berlin - Hamburg Freezers
© ddp

Wechsel bei den Eisbären: Quint geht nach Russland, Walser kommt

Deron Quint, seit Jahren bester Verteidiger der Berliner Eisbären, wechselt überraschend nach Russland - des Geldes wegen. Dafür kehrt Derrick Walser nach drei Jahren nach Berlin zurück

Vor wenigen Tagen noch hatte Peter John Lee frohe Kunde mitzuteilen. Deron Quint, in den jüngsten Jahren bester Verteidiger der Eisbären, bleibe in Berlin. Trotz einer lukrativen Offerte aus der Kontinental Hockey League (KHL). „Da sieht man einmal, was für eine gute Adresse wir in Berlin geworden sind“, sagte Lee. Offensichtlich aber keine so gute Adresse wie Nischnekamsk. Da nämlich wird Quint in der kommenden Saison spielen. Offensichtlich war dem 33 Jahre altem US-Amerikaner das gute Geld doch wichtiger als die gute Adresse. In Russland soll er angeblich eine Millionen Euro netto in der Saison kassieren. Manager Lee dementierte dies allerdings und sagte, dass Quint "nur 700.000 Euro netto" in  Russland verdienen würde.

Immerhin bemühte sich Lee am Freitag um Ersatz und konnte am späten Nachmittag auch schon einen Erfolg vermelden: Derrick Walser, bis 2006 in Berlin, kehrt zu den Eisbären zurück. Zuletzt spielte der kanadische Verteidiger für Witjas Tschechow in der KHL. Walser hat dort allerdings eine traumatische Saison hinter sich: Tschechow war das schlechteste Team der LIga und in der Plus-Minus-Wertung hatte Walser am Saisonende eine Minus 32 stehen, war also weit häufiger bei Gegentoren als bei erzielten Treffern seines Teams auf dem Eis.

Walser - 2006 noch bester Spieler in den Play-offs bei den Eisbären - kommt also mit keinen guten Referenzen nach Berlin. Da wiegt die Flucht von Quint wohl schwerer. Für Lee war der Abgang seines Offensiv-Verteidigers Quint, der in vier Jahren immerhin 74 Tore für die Eisbären erzielte, ein Schock. „Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen“, sagte der Manager am Freitagmittag. Dafür habe er gearbeitet, denn schließlich sei es darum gegangen, schnellstens adäquaten Ersatz für Quint zu finden. Was ihm mit der Verpflichtung Walsers auch gelungen sei, sagte Lee.

Seit 2005 war der langjährige NHL-Profi Quint bei den Eisbären – unterbrochen von einem kurzen Engagement bei den New York Islanders in der NHL, in der er insgesamt 470 Spiele absolvierte. Doch damals, 2007, kehrte Quint trotz Offerte aus New York nach Berlin zurück. „Weil es mir dort so gut gefällt“, wie er sagte. „Und weil die Eisbären ein so professionelles Management haben.“

Das „professionelle Management“ des deutschen Eishockeymeisters kassiert nun immerhin noch eine Ablöse für Quint, da Neftechimik Nischnekamsk ihn  aus dem laufenden Vertrag bei den Eisbären gekauft hat. „Die Ablösesumme ist in Ordnung“, sagt Lee, „allerdings liegt sie unterhalb der 100.000-Euro-Marke.“

Frustriert ist Lee allerdings trotzdem, zudem auch überrascht, wie er sagt, dass sich Quint auf das Abenteuer Russland einlässt und die 200.000-Einwohner-Stadt Nischnekamsk in der Republik Tartastan einer Stadt wie Berlin vorzieht.

Der Finne Jere Karalathi hatte bereits in Nischnekamsk unterschrieben, war dann aber vor wenigen Tagen doch zu den Hamburg Freezers in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) zurückgekehrt. Infrastrukturell liegt in der KHL schließlich einiges im Argen, mit der Pünktlichkeit bei den Gehaltszahlungen nehmen es viele Klubs nicht so genau. Insofern haben die Eisbären vielleicht noch die Hoffnung, dass Deron Quint kommende Saison noch nach Berlin zurückkehrt. Er wäre nicht der erste Nordamerikaner, der die KHL vor seinem Vertragsende verlässt.

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