Union ohne Zuschauer gegen Bayern: Präsident Dirk Zingler lässt seinen Klub schlecht aussehen
Erst mit, dann doch ohne Fans: Der 1. FC Union gibt vor dem Spiel gegen den FC Bayern kein gutes Bild ab. Der Präsident sieht sich zu unrecht in der Kritik.
Beim 1. FC Union sind sie normalerweise sehr bemüht, ein Bild der Einigkeit zu vermitteln, am Dienstag waren aber schon gegensätzliche Herangehensweisen erkennbar. Während Präsident Dirk Zingler trotz der Ausbreitung des Coronavirus fest davon ausging, dass das Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr, live bei Sky) gegen den FC Bayern im vollen Stadion An der Alten Försterei ausgetragen werden darf, äußerten sich die Spieler deutlich skeptischer.
„Ich muss ehrlich gestehen: Ich gehe davon aus, dass das Spiel ohne Zuschauer stattfindet“, sagte Christopher Trimmel. „Dann tue ich mich leichter mit meiner Vorbereitung.“
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Keine 24 Stunden später war klar, dass Unions Kapitän die Lage deutlich realistischer eingeschätzt hatte als sein Chef. Wie der Bezirk Treptow-Köpenick am Mittwochmorgen bekanntgab, findet das Spiel gegen die Münchner am Samstag vor leeren Rängen statt.
Wenig später beendete dann auch der Senat seinen merkwürdigen Eiertanz und verkündete, dass in ganz Berlin bis mindestens 19. April keine Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern erlaubt sind. Somit finden auch das Derby im Olympiastadion gegen Hertha BSC am 21. März sowie die folgenden Heimspiele gegen Mainz 05 und Schalke 04 unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – wenn sie denn überhaupt zu den geplanten Termin ausgetragen werden.
Unions Präsident Zingler machte keine gute Figur
Der 1. FC Union und ganz besonders Präsident Zingler geben in der Angelegenheit kein gutes Bild ab. Als oberster Klubfunktionär ist es zumindest unklug, in einer derart unvorhersehbaren Lage vier Tage vor dem Spiel zu verkünden, er gehe davon aus, „dass wir die Bayern heute Nachmittag anrufen können und sagen: Kommt und trinkt mal ein vernünftiges Berliner Pils“.
Noch dazu, wenn in der Bundesliga zu diesem Zeitpunkt schon erste Spiele ohne Zuschauer angeordnet wurden.
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Zingler sagt von sich selbst immer wieder, er sei Bauunternehmer und habe von Fußball keine Ahnung, dafür stelle er Fachpersonal an. Virologe ist er aber auch nicht, und so kamen seine Kritik an den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums, die schrägen Vergleiche zu möglichen Schließungen des öffentlichen Nahverkehrs sowie eines BMW-Werks und die Regressforderungen für den Fall eines Zuschauerausschlusses selbst bei den meisten Union-Fans nicht gut an.
Am Mittwoch war es beim Bundesliga-Aufsteiger dann lange erstaunlich ruhig. Kein Statement, keine Information. Noch Stunden, nachdem das Bezirksamt seine Entscheidung verkündet hatte, war weder auf der Internetseite des Vereins noch in den sozialen Medien ein Hinweis auf den Zuschauerausschluss zu finden. Erst am frühen Mittwochabend wendete sich Dirk Zingler mit einem offenen Brief an die Vereinsmitglieder, in dem er sein Vorgehen verteidigt, allerdings auch erklärte: „Natürlich hat für uns der gesundheitliche Schutz unserer Mitarbeiter und Stadionbesucher oberste Priorität.“
Während die Vereinsführung in der Angelegenheit also einige Probleme offenbarte, bemühte sich die Mannschaft um größtmögliche Klarheit. Schon in der vergangenen Woche wurden die Spieler vom Leiter der Charité-Sportmedizin über das Coronavirus und Präventionsmaßnahmen informiert. Körperliche Nähe zu Fans oder Journalisten sollen sie meiden und die üblichen Hygieneregeln befolgen.
„Du kommst immer wieder in Situationen, in denen du alltäglich anders reagieren würdest, jetzt aber denkst: Vielleicht sollte ich da nicht hin, oder ich gehe lieber noch mal zum Desinfektionsspender“, sagte Michael Parensen. „Dass es auch bei uns ein Thema ist, ist ja keine Frage.“
Parensen sprach sich anders als Präsident Zingler auch schon am Dienstag für eine einheitliche Lösung innerhalb der Bundesliga aus. „Für den Wettbewerb ist es schwierig, wenn drei, vier Spiele mit Zuschauern und fünf ohne gespielt werden“, sagte der Abwehrspieler. Zumindest für den kommenden Spieltag bestehen vergleichbare Bedingungen, mittlerweile gilt für alle Spiele ein Zuschauerausschluss.
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Wie sich dieser in der Praxis auf die Profis und den Sport auswirkt, lässt sich schwer vorhersehen. In Deutschland gibt es entsprechende Beispiele nur ab der Zweiten Liga abwärts, in der Bundesliga gab es vor dem rheinischen Derby zwischen Gladbach und Köln am Mittwoch überhaupt noch kein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
„Das will man nicht haben, das ist schade“, sagte Trimmel. Offensivspieler Marius Bülter sieht die Spieler vor einer großen Herausforderung: „Wenn du eine Aktion hast und die Fans pushen dich, bringt dich das natürlich nach vorne. Ich weiß auch nicht, was uns jetzt erwartet.“
Dass Spiele ohne Zuschauer vielleicht nicht das Ende der Maßnahmen sein könnten, ist den Berlinern bewusst. In Italien und der Schweiz pausieren die nationalen Ligen bereits. „Klar kann das passieren“, sagte Parensen. „Aber am Ende wissen wir alle nicht, wie es weitergehen wird, und können es auch nicht beeinflussen.“