Fußball-EM 2016: Portugal spielt nur 1:1 gegen Island
Favorit Portugal ist gegen den EM-Debütanten Island klar überlegen, geht auch in Führung - und gewinnt am Ende doch nicht.
Birkir Bjarnason. Welch ein Name. Isländisch wie eine heiße Quelle. Wenn Island sich je einen Namen für den ersten Torschützen in der Geschichte bei einem großen Turnier hätte wünschen können, dann wahrscheinlich einen wie ihn, einen wie Birkir Bjarnason.
Und irgendwie war es auch nur logisch, dass dem 28 Jahre alten Mittelfeldspieler vom FC Basel dieser historische Moment vorbehalten blieb. Bjarnason spielte so gut und so auffällig, während die anderen um ihn herum gar nicht so gut und so auffällig spielten.
Um 22.06 Uhr, kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit, flog ein eigentlich viel zu hoch und etwas zu zaghaft getretener Ball in den Strafraum, wo die portugiesische Abwehr fürchterlich, oder besser gesagt gar nicht, sortiert war. Bjarnason nahm die Flanke direkt, blickte kurz zur Vergewisserung hinterher und schon wehten seine langen, blonden Haare im künstlich erzeugten Abendlicht der Arena.
Der Inselstaat Island ist in der Vergangenheit nicht gerade als Fußballnation aufgefallen. Keine WM-Teilnahme, keine EM-Teilnahme, nichts. Klar, dass nicht nur die etwas mehr als 300 000 Einwohner gespannt waren, wie sich ihre Nationalmannschaft bei der Premiere in Frankreich schlägt. Island umweht bei dieser Fußball-EM der Hauch des Exotischen. Land der Vulkane, Land einer aufstrebenden Fußballmacht?
So weit wird es vermutlich nicht kommen, doch der beherzte Auftritt des Debütanten beim 1:1 (0:1) gegen Portugal gibt zumindest berechtigten Anlass zu der Hoffnung, dass Island dieses bisher nicht immer ganz so ansehnliche Turnier in Zukunft bereichern könnte.
Island. Land der Vulkane. Land einer aufstrebenden Fußballmacht?
Fußballerisch war Portugal die stärkere Mannschaft, wen wunderte es? Bei so herausragenden Solisten wie Cristiano Ronaldo und Nani und dem später eingewechselten Renato Sanches, der zur neuen Saison das Trikot des FC Bayern tragen wird.
Zunächst waren es aber Ronaldo und Nani, die Islands Abwehr ganz fürchterlich durcheinander wirbelten. Was sich anhört wie das Normalste der Welt war in Wirklichkeit eine ziemliche Überraschung. Weil Island in zehn Qualifikationsspielen nur sechs Gegentore bekam. Und das in einer Gruppe mit Tschechien und der Türkei, die ja auch in Frankreich dabei sind. Und dann waren da noch die Niederländer, WM-Dritter, immerhin. Die blieben in zwei Spielen erfolglos gegen diese vom schwedischen Trainer Lars Lagerbäck so hervorragend eingestellte Mannschaft.
Ronaldo und Nani also wechselten sich in der ersten Halbzeit beinahe im Minutentakt ab mit Versuchen, den isländischen Torwart Hannes Halldorsson zu überwinden. Kopfball Nani, Schussversuch Ronaldo. Schussversuch Nani, Kopfball Ronaldo – so ging das die meiste Zeit. Aber Halldorsson, der in der vergangenen Saison wegen einer Schulterverletzung kaum spielen konnte beim FK Bodö/Glimt in Norwegen, parierte alle Versuche von Cristiano Ronaldo, der in der vergangenen Saison recht viel und recht erfolgreich spielen konnte für Real Madrid in Spanien.
So war es Nani vorbehalten, der zuletzt recht viel aber nicht so erfolgreich spielen konnte für Fenerbahce Istanbul in der Türkei. Bei einem technisch fein herausgespielten Angriff über die rechte Seite brachte André Gomes den Ball in die Mitte, wo Nani nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte.
In eine ähnlich aussichtsreiche Position kamen die Portugiesen in der zweiten Halbzeit zu selten, die gehörte am Ende dann Birkir Bjarnason. (Tsp)