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Michel Platini darf beim Uefa-Konress reden - trotz Sperre.
© REUTERS

Vor dem Uefa-Kongress: Platinis Auftritt: Wir sind alle kleine Sünderlein

Michel Platini darf trotz Sperre vor dem Uefa-Kongress reden. Das ist ein zweifelhaftes Signal. Ein Kommentar.

Am Ende sind wir doch alle nur Menschen. Wie Willy Millowitsch in den Siebzigern gesungen hat: „Wir sind alle kleine Sünderlein, ’s war immer so, ’s war immer so.“ Der Kölner Volksschauspieler kannte sich aus mit Klüngel.

Ein großes Sünderlein schien eigentlich Michel Platini zu sein. Als Uefa-Präsident nahm er zwei Millionen Schweizer Franken von Fifa-Chef Joseph Blatter an, mutmaßlich Schmiergeld. Daher darf er vier Jahre lang keine „fußballbezogenen Aktivitäten“ ausüben, wie es so schön heißt.

Doch am Mittwoch tritt der gesperrte Ex-Chef plötzlich wieder auf, bei der Wahl seines Nachfolgers im europäischen Verband. Mit einer Ausnahmegenehmigung darf Platini ein Grußwort an die Delegierten richten. Was bitte soll fußballbezogener sein als eine wichtige Funktionärswahl, die Platini nun beeinflussen könnte?

Damit sendet der Verband eine zweifelhafte Botschaft

„Es ist eine Geste der Menschlichkeit, einem langgedienten Funktionär keine Abschiedsrede zu verweigern“, sagt der Sprecher der Ethikkommission, die Platini gesperrt hatte, auf Tagesspiegel-Nachfrage. Übersetzt: „Wir sind alle kleine Sünderlein, der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih’n.“ Oder in diesem Fall Ethikrichter Hans-Joachim Eckert, der die Rede auf Uefa-Anfrage kurzfristig erlaubte. Schon zur EM in Frankreich hätte Platini ins Stadion gedurft, war aber nicht gekommen.

Diese Art von Menschlichkeit missfällt nicht nur Reinhard Grindel. „Ich hätte mir gewünscht, dass Michel Platini auf einen Auftritt verzichtet. Dieser Kongress muss in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit gerichtet sein“, sagt der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Die Botschaft, die die Verbände und Gremien damit aussenden, klingt übersetzt so: „Wir sind alle kleine Sünderlein, ’s war immer so, ’s wird immer so sein.“

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