1. FC Union Berlin: Planspiele für morgen
Beim 1. FC Union beginnen die ersten taktischen Experimente mit Blick auf die kommende Saison.
War ja klar, dass dieser Witz kommen würde nach so einer Premiere. Christopher Trimmel versuchte trotzdem, die Sache mit der notwendigen Professionalität zu nehmen. „Ich kann mich ja nicht in Luft auflösen. Ich sehe den Ball eigentlich gar nicht, weil Toni Leistner noch vor mir stand“, sagte der Innenverteidiger des 1. FC Union. Beim Auswärtsspiel des Fußball-Zweitligisten am Ostersonntag in Sandhausen (1:1) hatte Trimmel gewissermaßen seinen ersten Saisontreffer erzielt, dummerweise ins eigene Tor. „Der Ball ist perfekt an mein Knie und von dort reingesprungen. Das kommt vor“, sagte Trimmel.
Immerhin glich sich das Pech der Berliner im weiteren Verlauf aus, als nach einem Eckstoß von Trimmel und einer Kopfballverlängerung von Michael Parensen auch den Sandhäusern durch Timo Achenbach ein Eigentor zum Endstand unterlief. Durch das Unentschieden schob sich Union zum zweiten Mal in dieser Spielzeit auf einen einstelligen Tabellenrang. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Mannschaft von Trainer Norbert Düwel den Klassenerhalt auch rechnerisch geschafft hat.
Düwel hatte vor dem Spiel in Sandhausen zwar betont, nichts von einem Schaulaufen bis zum Saisonende wissen zu wollen, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass sie im Verein schon ein bisschen auf die neue Spielzeit schielen. Vor Ostern hatten die Köpenicker bereits die ersten Neuzugänge vermeldet. Mit Verteidiger Benjamin Kessel (Eintracht Braunschweig) und dem defensiven Mittelfeldakteur Stephan Fürstner (Greuther Fürth) hatte Union erfolgreich bei Ligakonkurrenten nach auslaufenden Verträgen erfahrener Spieler gesucht.
Das hat offenbar auch die Mannschaft registriert. Christopher Trimmel hat sich nach eigener Aussage in den letzten Tagen nicht über Neuzugang Kessel erkundigt, obwohl der auf der rechten Außenverteidigerposition für ihn zur Gefahr werden könnte. „Ich freue mich über jeden Transfer. Ich verbinde das nicht mit Angst. Jeder Konkurrenzkampf ist gut für einen persönlich. Das pusht einen.“
So oder so: Norbert Düwel dürfte schon in Sandhausen Erkenntnisse für den Neustart gesammelt haben. Für sein Startelf-Debüt im linken Mittelfeld lobte der Trainer Valmir Sulejmani, dessen Leihvertrag mit Hannover 96 im Juni ausläuft. Die erfolgreiche Umstellung nach der Pause von Vierer- auf Dreierkette ist zudem ein Indiz dafür, dass das Training der defensiven Dreierkette im ersten Saisondrittel nicht umsonst war.
Zudem traute sich Düwel nach der Pause erstmals, die Doppelsechs mit Eroll Zejnullahu und Björn Jopek zu besetzen. Die Steigerung des Teams im zweiten Abschnitt dürfte den jungen Eigengewächsen Selbstvertrauen geben. „Wir sollten von hinten das Spiel aufbauen. Das haben wir ganz gut hinbekommen, weil alle Spieler mehr Gas gegeben haben“, sagte Zejnullahu. Der Kosovare besitzt einen Vertrag bis 2018 und durfte in Sandhausen erstmals seit dem 28. November beim 2:1 in Aue von Beginn an ran.
Jopek kämpft noch um eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags. Beim 1:0 gegen St. Pauli musste er bereits in Hälfte eins aus „taktischen Gründen“ (Düwel) vom Feld. Insofern war die Einwechslung in Sandhausen ein Fortschritt. „Die Doppelsechs mit Jopi und Eroll ist ein Modell, das in dieser Saison noch zum Einsatz kommen kann“, sagte Düwel.
Im Falle von Torhüter Daniel Haas reichte die Partie gegen St. Pauli zum Halten des Stammplatzes, obwohl die Rotsperre von Konkurrent Mohamed Amsif abgelaufen war. „Daniel hatte seine Sache sehr gut gemacht. Ich konnte keine Fehler erkennen, von daher gab es keinen Grund, ihn aus dem Tor herauszunehmen“, sagte Düwel.
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