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Ausgeleuchtet: Die Torlinientechnologie verbannt eine Frage, die Generationen von Fußballfans erregt hat.
© dpa

"Hawk-Eye" in der Bundesliga: Phantomschmerz statt Phantomtor

Fußball macht Spaß, weil er manchmal so lachhaft ist. Damit ist nun leider Schluss, denn nun kommt die Torlinientechnologie in die Fußball-Bundesliga. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Fußball macht auch Spaß, weil er manchmal so lachhaft ist. Wenn sich erwachsene Menschen benehmen wie kleine Kinder. Wenn sie nach Aufmerksamkeit gieren, sie schmollen, fast heulen, sie sich streiten, um sich dann ganz schnell wieder zu vertragen. Oder wenn Schiedsrichter danebenliegen, indem sie zum Beispiel auf Tor entscheiden, obwohl der Ball gar nicht im Tor war. Wenn dann eine Woche lang über dieses Tor diskutiert wird.

Doch Spaß ist keine Kenngröße mehr im Profifußball. Es geht um immer mehr Geld, der Druck steigt. Die Unternehmen, die den Fußballbetrieb stemmen, sind alle strengen Richtlinien unterworfen. Es geht darum, sich richtig, sich konform zu verhalten. Die Spieler werden bis zu Freudlosigkeit geschliffen.

Auch vor den Schiedsrichtern macht die Entwicklung nicht halt. Das Spiel ist derart schnell geworden, dass es schon Falkenaugen braucht, um es detailliert erfassen zu können. Deswegen bekommen sie nun eine Armbanduhr ans Handgelenk, die ihnen genau sagen kann, ob der Ball im Tor war oder nicht. Hawk-Eye, Falkenauge, heißt die Torlinientechnik. Am Freitagabend beim Spiel Bayern München gegen den Hamburger SV kommt sie erstmals in der Ersten Bundesliga zum Einsatz.

Mit der Installation von Hawk-Eye beugt sich der deutsche Fußball wieder ein Stück mehr der Logik des Geschäfts. Für das Unlogische, das den Fußball für viele so interessant macht, ist im Profifußball kaum noch Platz. Wembley- und Phantomtore wird es wohl nie mehr geben. Das ist schade. Mit Hawk-Eye verschwindet wieder ein bisschen Spaß aus der Bundesliga. Tor oder nicht Tor? Die Frage, die Generationen von Fußballfans erregt hat, ist ab jetzt keine Frage mehr.

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