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Bitte löschen: Peter Neururer hat beim VfL Bochum den Brandherd namens drohender Abstieg erfolgreich beseitigt.
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Update

1. FC Union gegen VfL Bochum: Peter Neururer, der Brandmeister von Bochum

Und ewig löscht der Feuerwehrmann: Trainer Peter Neururer hat den VfL Bochum kurzfristig belebt und so vorzeitig den Klassenerhalt in der zweiten Liga gesichert. "Abstieg wird's beim VfL nicht mehr geben", hat er schon einmal gesagt.

Peter Neururer weiß, auf welche Sätze sie in Bochum warten. „Abstieg wird‘s beim VfL nicht mehr geben“, hat er mal gesagt – und mit der ersten Lizenzauswahl des Traditionsvereins die Klasse in der Bundesliga gehalten. Aber nicht nur das: Bald mischten seine Schützlinge im oberen Drittel der Tabelle sowie im Uefa-Cup mit. Eine schöne Geschichte natürlich, aber auch schon wieder knapp zehn Jahre her.

Nun hat sich die wundersame Rettung durch den Fußballdoktor bis zu einem gewissen Teil wiederholt, auf Sohle zwei, wie man im Ruhrgebiet sagt. Wenn die Blau-Weißen heute Union Berlin zum letzten Spieltag der Zweiten Bundesliga empfangen, kann ihnen nichts Prekäres mehr passieren: Das große Zittern geht nur noch in Aue und Dresden um. Was soweit schon mal erstaunlich ist, da Bochum bis Anfang April so gut wie tot zu sein schien. Bis Neururer kam.

Es ist Ironie des Schicksals, dass der 58-jährige Fußballlehrer aus Marl, der dreieinhalb Jahre ohne Beschäftigung war, gerade hier wieder den Brand löschen sollte. Zwischen 2001 bis 2005 hat er schon bewiesen, dass er in Bochum auch nachhaltig arbeiten kann; fürs Erste zählt jedoch bloß, dass er offenbar noch immer kurzfristig wirkt. So wie einst auf Schalke, in Köln und in Duisburg – seine glücklose Vorstellung bei Hertha BSC mal ausgenommen.

Seit Neururer Anfang April den glücklosen Karsten Neitzel ablöste, haben die VfL-Profis in fünf Partien zwölf Punkte und 9:3 Tore erbeutet – meist gegen „Mannschaften, die besser besetzt sind als wir“, wie er weiß. Bochum hat plötzlich wieder das Glück gehabt, das bisher in engen Spielen fehlte. Und dadurch neues Selbstbewusstsein entwickelt. Als müsste nur der Richtige kommen und die Hand auflegen, damit sich der Patient erhebt.

Selbst die 1:2-Niederlage bei FSV Frankfurt am vergangenen Sonntag hat die überwältigende Zustimmung zum Nothelfer nicht beeinträchtigt. „Peter Neururer gewinnt sogar bei der Niederlage“, titelte die „WAZ“ am nächsten Tag, als der Klassenerhalt feststand. Früher hätte sich der so Hofierte solche Schlagzeilen eingerahmt – heute, auf seiner 16. Trainerstation sowie ein Jahr nach einem Herzinfarkt, ist Neururer zurückhaltender: „Wir haben immer ein Tor mehr geschossen als der Gegner.“

Lange eingewöhnen konnte und musste sich Neururer an der Castroper Straße nicht. Erschrocken hat er sich dennoch, weil die Lage „so katastrophal wie noch nie“ aussah – womit er auch die Strukturen und Denkweisen im vor sich hin träumenden Verein meint. Nach den verlorenen Relegationsspielen gegen Borussia Mönchengladbach 2011 sei man sich fast zu schade für die Zweite Liga gewesen, was selten gut geht, wie er aus Erfahrung weiß: „Von Platz vier bis 15 kann man durchgereicht werden wie blöd.“

Nun soll die letzte Partie die erste Werbung für die neuen Dauerkarten werden; der Patient hat ja nur die Intensivstation verlassen. „Wir brauchen jede Mark“, sagt Neururer, der für wenig Geld gekommen ist. Gut möglich, dass er den Heilprozess weiter begleiten wird.

Bertram Job

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