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Brüder im Geiste. Thomas Tuchel (r.) und Pep Guardiola lieferten sich mit ihren Teams einen Schlagabtausch auf taktisch hohem Niveau.
© AFP

DFB-Pokalfinale Bayern München - Borussia Dortmund: Perfektion vor Schönheit

Das Pokalfinale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund war kein wirklich schönes Spiel. Aber genau das dürfte den beiden Trainern gefallen haben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Thomas Tuchel hat sich während seines Sabbaticals einmal in einem Münchner Restaurant mit Pep Guardiola getroffen. Während des Essens funktionierten die beiden den Tisch zum Fußballplatz um und drapierten ihn entsprechend mit Gläsern und Tassen. Der Sieger ist bis heute nicht bekannt, aber der Kick am Tisch war für beide ein so prägendes Erlebnis, dass sie heute noch davon reden.

Am Samstag fand das Duell auf der größten Bühne unter realen Bedingungen statt. Es standen sich ja nicht nur zwei großartige Mannschaften, sondern zwei taktisch höchst intelligente Trainer gegenüber. Auch in diesem Sinne war das Pokalfinale von vornherein schwer überladen. Mit hohen Erwartungen, denen das Spiel schwerlich gerecht werden konnte. Richtig schön war es im ästhetischen Sinne nicht.

Doch die Schönheit des Spiels ist auf höchstem Niveau kaum möglich, weil sie die Schwäche der verteidigenden Mannschaft voraussetzt. Die Dortmunder haben in dieser Saison sehr viel attraktivere Auftritte hingelegt, aber einer der attraktivsten endete in einem emotionalen Desaster, als sie sich von der Stimmung an der Anfield Road mitreißen ließen und dabei komplett die Ordnung verloren. Auch die Bayern standen nach dem großartigen Rückspiel im Halbfinale der Champions League als Verlierer da, weil alle Schönheit von zwei entscheidenden Fehlern in der Defensivarbeit konterkariert wurde.

In Guardiolas Vorstellung ist ein perfektes Spiel keine Aneinanderreihung von Kunststücken, sondern die totale Kontrolle, also die komplette Reduktion von Fehlern. Dass die grandiose Dortmunder Offensive überhaupt zu einigen nennenswerten Aktionen kam, ist ein nicht zu unterschätzendes Verdienst. Und dass den Bayern im Spiel nach vorn vergleichsweise wenig gelang, kann sich wiederum die Borussia als Positivum anrechnen lassen. Fußballtaktisch dürften beide Trainer gar nicht so unzufrieden gewesen sein. Gerade weil es kein schönes Spiel war.

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