Erster Titel seit 19 Jahren: Paris St. Germain ist Französischer Meister
Katar sei Dank: Paris jubelt über den ersten Meistertitel nach fast zwei Jahrzehnten. Möglich machen es die riesigen Investitionen der Scheichs aus Katar. Nur Superstar Zlatan Ibrahimovic ist sauer.
Während ihre Fußball-Lieblinge noch lange nach dem Abpfiff auf dem Rasen des Stade Gerland in Lyon ausgelassen feierten, eroberten in Paris Tausende zu Fuß oder mit Autos und Motorrädern die Champs-Élysées. Nach der ersten französischen Meisterschaft für Paris Saint-Germain seit 19 Jahren kannte der Jubel in der Hauptstadt über das mit gut 250 Millionen Euro zusammengekaufte Starensemble keine Grenzen.
„Paris Champion!“, titelte am Montag auch die Hauptstadtzeitung „Le Parisien“ nach dem entscheidenden 1:0-Erfolg der Elf um die Superstars Zlatan Ibrahimovic und David Beckham bei Olympique Lyon. Die offizielle Feier sollte Montagabend auf dem Trocadero-Platz vor dem Eiffel-Turm stattfinden.
In den Chefetagen blickte man nach dem dritten Meistertitel nach 1986 und 1994 allerdings schon in die Zukunft. „Ich bin sehr stolz, aber das ist erst der Anfang einer neuen Geschichte“, erklärte Clubchef Nasser Al-Khelaifi. Das Ziel ist der Gewinn der Champions League - und zwar so schnell wie möglich. Diese Saison musste man sich noch im Viertelfinale Barcelona knapp beugen.
Ganz oben auf der Einkaufsliste der Scheichs steht Real Madrids Super-Stürmer Cristiano Ronaldo. Auch vom Dortmunder Mats Hummels ist die Rede. Die Mittel, um den Portugiesen, den Deutschen und andere Stars an die Seine zu locken hat man - im Überfluss.
Das Sportblatt „L'Équipe“ verglich am Montag die Ausgaben für Spieler seit der Übernahme des Clubs durch den katarischen Investitionsfonds QSI im Juni 2011 mit denen der anderen „großen“ Landesmeister. Hier liegt PSG mit 250 Millionen Euro deutlich vor Juventus Turin (142 Millionen), Manchester United (126 Millionen), Bayern München (110,6 Millionen) und dem FC Barcelona (93 Millionen).
Mit einem Saisonetat von 300 Millionen Euro hat man in der Grande Nation mehr als doppelt so viel Geld zur Verfügung wie der „zweitreichste“ Verein aus Lyon (145 Millionen). Kein Wunder, dass der französische Nationalspieler Blaiuse Matuidi meint: „Von nun an sind Liga-Titel ein Muss, alles andere ein Scheitern.“
Die Meisterkrönung der „Nouveau Riche“ („L'Équipe“), der Neureichen, sicherte in Lyon vor knapp 40 000 Zuschauern Jérémy Ménez mit einem Tor in der 53. Minute. Nach 36 von 38 Runden sind die Pariser mit 77 Zählern von Verfolger Olympique Marseille (70) nicht mehr einzuholen.
Dennoch war Ibrahimovic nach der Renaissance von PSG und seinem zehnten Titelgewinn in zwölf Jahren zunächst sauer. Vor laufenden TV-Kameras stritt er mit Sportdirektor Leonardo. „Du hast mich da allein gelassen“, schimpfte der 31-jährige Schwede, dem die Torjägerkrone (27 Treffer) kaum noch zu nehmen ist. Gemeint war die Dopingkontrolle, die den temperamentvollen Stürmer lange auf- und von den Feiern fernhielt. Abwanderungsgerüchten widersprach er: „Mein Vertrag läuft noch zwei Jahre, und ich respektiere meine Verträge.“
Ob Trainer Carlo Ancelotti bleibt, ist indes offen. Der Italiener, gilt vielen als „Vater“ des Titels, weil er die Egos der zusammengewürfelten Truppe unter Kontrolle hielt. Angeblich hat er ein Angebot von Real Madrid vorliegen, wo er José Mourinho ablösen soll.
„Gehen Sie?“, wurde Ancelotti gefragt, der nach den Erfolgen mit dem AC Mailand (2004) und Chelsea (2010) seine dritte Meisterschaft im dritten Land feierte. Aber er wollte nichts verraten. „Jetzt können ich und der Club alles in Ruhe besprechen“, sagte er. Quasi als Warnung an die Konkurrenz im In- und Ausland fügte er auf Nachfragen dann nur noch an: „PSG wird noch viele Titel gewinnen.“ (dpa)