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Das war es. Mit Feuerwerk natürlich.
© dpa/Nietfeld

Rio de Janeiro: Paralympics verabschieden sich im Regen

Die Paralympics von Rio sind Geschichte: Bei der Abschlussfeier läuft alles rund - bis der Regen sich einmischt.

Exakt 100 Minuten waren vorbei, als das Wetter die Regie bei der Abschlussfeier der Paralympics von Rio des Janeiro übernahm. Es schüttete hinein in den Innenraum des Maracana, des größten und bekanntesten Stadion der brasilianischen Metropole. Viele Athleten flüchteten an den Rand des Innenraums. Sir Philip Craven ließen sie im strömenden Regen stehen, aber der Chef des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) zog seine Rede ohne jedes Zucken durch. Engländer eben. Sein deutscher Kollege vom Internationalen Olympischen Komitee, Thomas Bach, war bekanntlich gar nach nicht erst nach Brasilien gereist. Das hatte für den dieser Tage viel kritisierten IOC-Präsidenten am Sonntag auch einen Vorteil: Weil Bach nicht da war, konnte er auch nicht nass werden.

Der Regenguss von Rio kreierte einen traurig-komischen Moment bei der Abschlussfeier der 15. Sommer-Paralympics. Mit prasselnder Bildsprache, von wegen: „Die Leere nach der Party!“ Oder: „Das Loch im Maracana!“ Rio hat sich am Sonntagabend tanzend und mit viel Melancholie erst einmal von der Weltbühne des Sports verabschiedet. Nach der in den Augen vieler Brasilianer verkorksten Fußball-Weltmeisterschaft 2014, den Olympischen Spielen im August und jetzt den Paralympics.

Das Fest war ein wenig langatmig inszeniert, die ausführlichen Musikdarbietungen liefen lange am großen Teil des Publikums vorbei, wohl auch, weil die aufgetretenen Künstler außerhalb Brasilien kaum einer kannte. Das war vor vier Jahren in London anders, als die Lokalmatadore von Coldplay das Olympiastadion im Eastend rockten. Egal, Rio hat schon genug unter den perfekt inszenierten Spielen von Großbritannien zu leiden gehabt. Und immerhin trat gegen Ende der Veranstaltung auch noch Ivete Sangalo auf, und die ist zumindest für 200 Millionen Brasilianer weltberühmt. Ihr bekanntester Song heißt „Tempo de Alegria“, die Senhora Sangalo sang ihn vor dem großen Feuerwerk. Das ganze Stadion fiel in den Refrain ein und nahm Abschied von einer „Zeit der Freude“.

Die Abschlussfeier wirkte wie zuvor die gesamte Organisation ordentlich, weil eben die Infrastruktur der Olympischen Spiele genutzt wurde. Aber natürlich waren die Paralympics mehr als Resteverzehr nach der Riesenparty, dafür sind diese Spiele inzwischen zu straff durchorganisiert. Und mit ihrer freundlichen Art gewannen die Gastgeber viele Sympathien. Eine kleine Szene, erlebt am Einlass im Maracana: „Was, ihr kommt aus Deutschland? Super! Ihr spielt den besten Fußball der Welt.“ Auch bei Olympia und den Paralympics waren die Deutschen richtig gut. Bei beiden Veranstaltungen landeten ihre Mannschaften im Medaillenspiegel ganz weit vorn, auf den Plätzen fünf und sechs.

Ein Medaillenspiegel ist aber auch bei den Paralympics nicht alles. Den Weg zum großen Geld gibt es anderswo im Sport. Auch in Brasilien, einem Land, in dem Menschen mit Behinderungen bei den Paralympics womöglich gewonnen haben, neben 72 Medaillen auch viel Respekt im eigenen Land.

Als die finale Sause am Sonntag nach fast drei Stunden ihr Publikum entließ, regnete es nur noch leicht. Auf dem Heimweg reifen die Menschen „Fora Temer!“ – „Temer raus!“ Diese Protestrufe gegen den Staatspräsidenten Michel Temer gehörten ja schon bei Olympia zum Standard. Temer hörte sie nicht, zumindest nicht aus der Nähe. Der Präsident war am Freitag nicht im Maracana und blieb damit trocken. Wie Thomas Bach.

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