Hertha BSC - FC Schalke 04: Pal Dardai: "Wir sind aggressiver als Real Madrid"
Nach dem Drama in der Champions League kommt Schalke 04 selbstbewusst nach Berlin. Hertha BSC setzt auf den neuen Rasen im Olympiastadion und will am Samstag endlich einen Großen schlagen - ganz ohne Zauberfußball.
Er liegt einfach so vor sich hin. Seit Sonntag. Und wächst in alle Richtungen – nach unten, zur Seite und nach oben. 8000 Quadratmeter neuer Rasen. Alan Cairncross, Greenkeeper im Berliner Olympiastadion, habe sich intensiv wie liebevoll um das frische Grün gekümmert, so erzählt es Herthas Manager Michael Preetz. Eigentlich sollte der Rasen erst im April ausgewechselt werden, rechtzeitig für das DFB-Pokalfinale Ende Mai und das Finale der Champions League eine Woche später. Aber nun solle er auch Hertha BSC, dem rumpelnden Bundesligisten als Hauptbespieler des Stadions, bestmögliche Bedingungen im Kampf gegen den Abstieg ermöglichen. Schon am Samstag gegen Schalke 04. Ob das so eine gute Idee war?
Es ist ja nicht so, dass Berlins Bundesligist deshalb so unter die Räder gekommen ist, weil ihm irgendwie der Rasen dazwischen gekommen wäre. Seit Anfang 2014 murkst Hertha in Heimspielen herum. Und ja, der alte Rasen war wirklich nicht mehr formidabel, aber das war eher ein Nachteil für spielstärkere Teams, die zu Gast waren in den vergangenen 13 Monaten, also eigentlich alle.
Davon will Pal Dardai nichts wissen. Mit dem neuen „Teppich“ gebe es keine Alibis mehr. „Wir wollen zeigen, dass wir auch einen Großen schlagen können“, sagt Herthas Trainer und strahlt wie das Weiß seiner Trainingsjacke. Und ja, er habe das famose Spiel Schalkes unter der Woche bei Real Madrid gesehen, das 4:3 für den Bundesligisten ausging. Aber sein Team hätte zuletzt so gut wie keine gegnerischen Torchancen aus dem Spiel heraus zugelassen. „Wenn wir gut stehen und jeder mitmacht, sind wir schwer zu schlagen“, sagt Dardai. Außerdem habe man einen guten Matchplan entwickelt.
Unter Dardai laufen die Herthaner mehr als unter Luhukay
Worin der besteht, will der Ungar nicht ausführen, nennt aber eine paar Eckpunkte. Vom Papier her sei sein Team nicht der Favorit, „aber ich will so reingehen ins Spiel. Wir wollen gewinnen, ich will die drei Punkte. Warum auch nicht?“ Auf diese Frage möchte Pal Dardai gar keine Antwort haben. Von seiner positiven Grundannahme will er sich nicht abbringen lassen. Die Mannschaft habe gut und willig gearbeitet in den Einheiten der Woche. „Wir sind aggressiver als Madrid“, sagt Dardai. Ob das reicht, werde man sehen. „Ich denke, das reicht.“
In Dardais Worten schwingt Zweckoptimismus mit. Und doch hat Hertha in den vergangenen fünf Wochen in einigen Bereichen zulegen können. Die Lauf- und Zweikampfwerte sind verbessert. Im Schnitt laufen die Berliner fünf Kilometer mehr pro Spiel als noch unter Dardais Vorgänger Jos Luhukay. „Wir stehen enger und kompakter, insgesamt wirkt alles dynamischer“, sagt Dardai. Nur spielt Hertha unter seiner Führung keinen besseren Fußball, es fehlt Torgefahr.
In den vergangenen Tagen ging es im Training um mehr Ballbesitz und offensive Abschlüsse. „Wir werden nicht über Nacht eine Ballbesitzmannschaft, aber wir wollen den Wert von 30 Prozent auf über 40 Prozent heben, dann können wir auch mehr Druck ausüben“, sagt Dardai. Der geneigte Fan solle aber bitte keine Wunderdinge erwarten. „Wir werden keinen Zauberfußball bieten, wir sind im Abstiegskampf. Und da zählt jeder halbe Meter.“ Wie schön der Rasen auch sein mag.
Herthas Trainer Pal Dardai hat in seiner noch jungen Amtszeit schon einiges ausprobiert – nicht immer mit Erfolg. Unter der Woche ließ er nun sogar Ronny als Innenverteidiger antreten - ein Modell für das Spiel gegen Schalke 04 ? Mehr zur Vorbereitung auf das Schalke-Spiel lesen Sie hier.