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Hallo, wach? Ein paar Wecker für Hertha.
© dpa/Woitas

Auslaufen mit Lüdecke: Pal Dardai und der Weckruf nach dem Spiel

Hertha-Trainer Pal Dardai spricht nach dem 1:2 von Hoffenheim von einem Weckruf. Kann man einen Termin verschlafen und das als Riesen-Motivation für den nächsten Termin betrachten?

Am Mittwoch spielt Hertha BSC im DFB-Halbfinale gegen Borussia Dortmund. Um dieses Spiel zu gewinnen und auch anschließend noch das Finale gegen äääh … Bayern München zu bestehen (Vorsicht! Nicht schlecht, die Truppe!), da muss die Mannschaft aber sehr ausgeschlafen sein. Die Zeichen dafür stehen nach Ansicht von Hertha Trainer Dardai extrem gut. Denn der Ungare empfand die schmerzhafte Niederlage gegen den Tabellendreizehnten Hoffenheim als einen „Riesenweckruf“.

Das verstehe ich nicht ganz.

Denn wenn ich einen wichtigen Termin habe, stelle ich mir den Wecker doch vorher, damit ich rechtzeitig wach bin. Ich kann doch den Termin nicht verschlafen und dann sagen, das sei für mich eine Riesen-Motivation für den nächsten Termin, den ich habe. Das hieße ja, man bezöge seine Motivation aus der eigenen Trägheit. Die Trägheit als Antrieb? Ich fürchte, wer so an die Sache herangeht, verpasst alle Termine. Na egal.

Nee, nicht egal! Es heißt doch: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“, oder so. Bei Hertha heißt es in der Schlussphase leider: „Wenn die Gegner besser trafen, hast du wieder was verschlafen.“ Fünf Spieltage vor Saisonende sollten die Teams doch allmählich ausgeschlafen sein, oder?

Bei Hannover 96 hat der neue Trainer den Wecker lauter gedreht - und zack, es läuft. Leider zu spät

Sonst hielt die Liga am Wochenende eine echte Überraschung für uns bereit. Hannover 96 ist aufgewacht! Ja! Plötzlich und unerwartet. Bei denen war ja der Wecker so leise, dass sie Spiel für Spiel verpennt haben. Und jetzt: ein neuer Trainer dreht ein wenig an der Lautstärke – und zack! Ein Unentschieden, ein Sieg! Sie sind jetzt praktisch bereit für die nächsten Termine. Das Blöde nur – es kommen keine mehr. Oder zu wenig.

Schade.

Bei Eintracht Frankfurt liegen die Dinge noch mal anders. Sie haben nichts verschlafen, sie sind aber auch nicht wach. Bei denen ist das so ein Mittelding. Sie spielen im Wachkoma. Sie haben Chancen und verlieren trotzdem jedes Spiel. Trainer Niko Kovac sagte nach der Niederlage gegen Leverkusen, sie hätten jetzt noch vier Endspiele. Das ist in der Sache richtig.

Aber vor dem Spiel waren es noch fünf.

Dadurch bekommt der Tabellenkeller langsam Struktur. Ich sage mal, zwei Absteiger stehen fest. Um den Relegationsplatz bewerben sich noch sieben Mannschaften. Da ist überraschend viel Tradition dabei. Sogar Hamburg wieder! Aber die stellen sich den Wecker ja ganz bewusst zu spät, damit sie ein bisschen länger schlafen können. Die sind notorische Spätaufsteher, aber am Schluss sind sie dann gerade noch rechtzeitig da, wenn’s drauf ankommt. Tja, wen wird es am Ende treffen? Zum Glück, Hertha BSC definitiv nicht. Dafür sind die diese Saison zu früh aufgestanden.

- Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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