Zum 80. Geburtstag: Otto Rehhagel: Mit Libero zum Ehrenbürger
Rehhagel war immer streitbar. Aber auf jeden Fall ein Typ. Und er hat als Trainer Dinge geschafft, die niemand erwartet hatte. Eine Würdigung zum 80. Geburtstag.
Eine Sensation sei es gewesen, sagte Otto Rehhagel einmal. Eine, die es nie mehr geben wird. „Wir haben Sportgeschichte geschrieben.“ Das sind – typisch Rehhagel – große Worte. Doch er dürfte richtig liegen. Gesagt hat er diese Worte bezogen auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern 1998. Aber sie hätten genauso gut zum EM-Titel mit Griechenland 2004 gepasst. Rehhagel ist der Mann, der Dinge schaffte, die niemand erwartete. Er ist König Otto. Er ist Rehakles. An diesem Donnerstag wird er 80 Jahre alt. Auf Interviews hat er keine Lust. Seine Ehefrau Beate versichert aber, dass es ihm gut geht.
Die Fußball-Bundesliga gibt es seit 1963. Rehhagel ist von der ersten Stunde an dabei gewesen. Hertha BSC spielte mit ihm als Verteidiger gegen den 1. FC Nürnberg. Er absolvierte danach insgesamt weitere 200 Spiele für Hertha und Kaiserslautern. Im Gedächtnis von Generationen von Fans setzte er sich damit nicht fest.
Das kam später. Und zwar gewaltig. Deutscher Meister, DFB-Pokal- und Europacupsieger. Nach dem Triumph im Europapokal 1992 jubelte Reporter Rolf Töpperwien bei der Rückkehr: „Jetzt betritt Otto Rehhagel deutschen Boden.“ Wo Rehhagel war, war Erfolg. Vor allem in Bremen, 14 Jahre lang arbeitete er dort. Als Trainer und demokratischer Diktator, wie er sich nannte. Der gebürtige Essener war stets streitbar. Aber ein Typ. Medien sah er als Gegner an. Auf seine Spieler, seine Jungs, ließ er dagegen nichts kommen. Sie dankten es ihm – fast immer.
Einmal krachend gescheitert
Nur einmal scheiterte Rehhagel krachend. Beim FC Bayern. Keine komplette Saison durfte er bleiben. Was machte Rehhagel? Ging in die Pfalz und führte den FCK zur Meisterschaft. Er hatte es wieder allen gezeigt. Wie auch 2004 bei der EM. Mit einem Fußball, der für Kritiker nicht von gestern oder vorgestern stammte, sondern aus noch länger zurückliegenden Zeiten. Mit Libero! Rehhagel, der zum Ehrenbürger Athens ernannt wurde, juckte es nicht. „Modern spielt, wer gewinnt“, ist eines seiner vielen Bonmots.
Mit der Zeit in Griechenland 2010 endete seine Zeit im Fußball. Dachten viele. Aber 2012 kehrte er zurück und sollte Hertha retten. Ziemlich am Anfang hieß es 0:6 gegen die Bayern. Am Tag danach gab es eine Krisensitzung. Ohne Rehhagel. Der hatte andere Verpflichtungen, war Wahlmann bei der Wahl zum Bundespräsidenten. Hertha musste später in die Relegation, verlor skandalumwittert gegen Fortuna Düsseldorf. Die Berliner versuchten es mit rechtlichen Schritten. Der Trainer war beim Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes als Zeuge geladen. Er schilderte 44 Minuten lang die Rehhagelsche Sicht der Dinge. Es half nichts. Hertha musste runter. Und Rehhagel trat von der Fußball-Bühne ab.
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