Kolumne Meine Paralympics: Ordentlich Grund zum Feiern: Eisblumen zum Jubiläum
Behindertensport ist hoch emotional. Das zeigte kürzlich Langläufer Martin Fleig bei der Nordischen Para-Ski-WM. Davon könnte auch Berlin profitieren.
Wer die Jungs in der Hertha-Ostkurve im Olympiastadion beim Anfeuern erlebt, der weiß: Fußball ist auf dieser Welt dafür da, dass auch Männer so richtig Gefühle zeigen können. Verlieren, gewinnen, alles hoch emotional. Erst recht im Behindertensport, wo viele Athleten nicht nur ein Turnier oder ein Spiel, sondern durch Unfall oder Krankheit beinahe das Leben verloren haben. Und dann happy sind, wenn es nur Bein oder Arm ist.
Zugegeben, auch unsereins ist dieser Tage emotional: Vor 15 Jahren war die Premiere der Paralympics Zeitung (PZ) für den Tagesspiegel bei den Sommerspielen in Athen – Gänsehaut. Und bereits 30 Jahre ist mein erster bei dieser Zeitung noch in die mechanische Schreibmaschine getippte Artikel alt. Für den ersten größeren Bericht froren die Finger beim Mitschreiben beinahe ein, aber ich wollte unbedingt die Kanuten miterleben, die bei Eiseskälte freiwillig über Berliner Gewässer dahinglitten. Dass es später mal Para-Kanu werden würde, was noch mehr fasziniert, das war damals noch nicht zu ahnen, denn Ende der 1980er Jahre waren es noch nicht Meine Paralympics.
Martin Fleigs bestes Rennen jemals
Aber jetzt gibt es immer noch diese Glücksschauer, wenn ich Athleten sehe, und daher gebe ich Jubiläumsblumen gern als Gratulationssträuße an andere weiter. Bei der WM im Nordischen Para-Ski in Prince George dominierte Martin Fleig den Klassik-Langlauf und gewann nach 15 Kilometern souverän sein – in Kanada zweites – Gold. Laut Bundestrainer Ralf Rombach sei es Fleigs bestes Rennen jemals gewesen, und das trotz gesundheitlicher Probleme. Insgesamt holte das deutsche Team 15 Medaillen: fünfmal Gold, dreimal Silber und siebenmal Bronze. Und dass, obwohl das Rennen in British Columbia am Sonntagmorgen wegen minus 22 Grad verschoben werden musste.
Und die Sportlerinnen und Sportler harren da lange draußen im Schlitten aus, während unsereins schnell zum Aufwärmen nach drinnen flitzen würde. An den tollen Leistungen der Athleten haben auch technische Förderer großen Anteil, und daher schließe ich mich Bundeskanzlerin Angela Merkel an, die dem Unternehmen Ottobock in Duderstadt persönlich zum 100. gratulierte. Das Medizintechnikunternehmen wurde übrigens als „Otto Bock“ in Kreuzberg an der Köpenicker Straße begründet.
Ach, und dann gibt es ein Gratulationsvorhaben, das ich mir, der Stadt Berlin und der Welt wünsche. Wie schön wäre es doch, wenn Berlin nicht nur eine Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2036 avisierte. Sondern ein jetzt Event in die Stadt holte, dass auf dem Wege dahin nachhaltig wirkte und einfach nur cool wäre: Die Weltmeisterschaft im Para-Eishockey sucht noch einen Gastgeber und könnte ab Mitte November in der Eishalle Am Glockenturm stattfinden.
Letzte Spieltage der Para-Eishockey-Liga
Mit der Gruppe B kämen etwa China, Polen, Russland und Deutschland aufs Eis. Gregor Kemper, bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), dem Herausgeber-Partner der PZ, und beim ECC Preussen Berlin aktiv, macht sich dafür stark. Auch Charlottenburg-Wilmersdorf und die Aktion Mensch arbeiten daran, dass es klappt.
Am 16. und 17. März finden in der Eissporthalle die letzten Spieltage der Deutschen Meisterschaft der Para-Eishockey-Liga statt, da schaut selbst Katarina Witt mit ihrer gleichnamigen Stiftung vorbei, sie fördert das Berliner Team der „Angry Birds“. Auch Erol Celik für die Aktion Mensch kommt, Thomas Härtel, der Präsident des Landessportbundes Berlin, Joachim Breuer von der DGUV als Trikotsponsor und Bezirksstadträtin Heike Schmitt-Schmelz. Auch sie gibt dem Sport neuen Schub. Beim Sledgehockey ist eben genauso viel los wie bei Hertha.
"Ein Traum in Weiß": Die Kolumne aus dem Februar.