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In Europa gesetzt. Gegen Athletic Bilbao stand Ondrej Duda das erste Mal in Herthas Startelf und spielte gleich über die volle Distanz.
© dpa

Hertha vor dem Spiel in Hoffenheim: Ondrej Duda: Was lange währt, wird endlich gut

Offensivmann Ondrej Duda ist nach schweren Verletzungen wieder voll da. Er macht das Spiel von Hertha BSC variabler – das könnte sich in dieser Saison noch auszahlen.

Die Sonne zeigte in etwa so viel Erbarmen wie der Cheftrainer an der Seitenline: nullkommanull. Für den dritten Trainingslagertag von Hertha BSC im österreichischen Schladming hatte Pal Dardai Anfang August eine besondere Tortur für einen jungen Mann ersonnen, der bis dahin weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Um also den Kampfgeist und die Widerstandsfähigkeit des Ondrej Duda auf den Prüfstand zu stellen, ließ ihn sein Coach bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius den Platz vermessen.

Hoch, runter, hoch, runter, hoch, runter – fast eine Stunde lang ging das so, und es grenzte an ein kleines Wunder, dass Duda die Übung überstand, ohne sich dabei zu übergeben. „Ich wollte sehen, dass er auf die Zähne beißt“, sagte Dardai nach der Einheit, „und dass er sich richtig durchbeißt.“ Hätte Duda frühzeitig abgebrochen, wäre es für sein Standing im Team sicher nicht förderlich gewesen. Der Umkehrschluss besaß allerdings ebenso Gültigkeit.

Im Herbst 2017, gut sechs Wochen nach der Schleiferei von Schladming, weiß der 22 Jahre alte Slowake langsam aber sicher, wofür er sich im Sommer gequält hat. Am Donnerstagabend, beim torlosen Unentschieden der Berliner in der Europa League gegen Athletic Bilbao, durfte sich Duda erstmals seit seinem Wechsel im Sommer 2016 über 90 Minuten in einem Pflichtspiel verdingen – und er erledigte die Sache zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. „Es war ein richtig starkes Spiel von ihm, man hat genau gesehen, weshalb wir ihn zu uns geholt haben“, sagte Coach Dardai und zählte auf: „Kreativität, taktische Fähigkeiten, gutes Auge, Laufbereitschaft – ich habe alles gesehen.“

Duda und andere Spieler, die bei Hertha zuletzt nur Ersatzspieler waren, werden gebraucht – jetzt, da das Team nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im DFB-Pokal und eben im Europacup antritt. Duda könnte dabei besonders wichtig werden, da er Herthas zuletzt oft schwache Offensive beleben und weniger ausrechenbar machen kann. „Mit ihm sind wir variabler“, sagt Dardai.

"Wenn ich mehr Spiele mache, erreiche ich auch meine Topform"

Darauf haben sie bei den Berlinern von Anfang an gehofft, doch Duda bringt eine komplizierte Vorgeschichte inklusive zweier schwerwiegender Verletzungen mit. Seit dem Weggang von Legia Warschau vor 14 Monaten hatte es der Mittelfeldspieler gerade einmal auf zwei Einwechslungen in der Bundesliga gebracht – gemessen an seiner Ablösesumme von vier Millionen Euro kein überzeugender Leistungsnachweis. Dann kam das Match gegen die Basken. „Körperlich fühle ich mich fit. Ich brauche diese Spiele in der Europa League und in der Bundesliga“, gab Duda zu Protokoll, „wenn ich mehr Spiele gemacht habe, kann ich auch irgendwann meine Topform erreichen.“

Trotzdem könnte sich Duda beim Auswärtsspiel in Hoffenheim an diesem Sonntag (13.30 Uhr/live bei Eurosport) zunächst nur auf der Ersatzbank wiederfinden. „Ich werde bestimmt drei, vier frische Spieler reinbringen, die sich am Donnerstag ausruhen konnten“, sagt Dardai. Dem Vernehmen nach dürften Torhüter Rune Jarstein, Niklas Stark, Per Skjelbred und Mathew Leckie in Sinsheim in die erste Elf zurückkehren.

Dardai folgt damit seiner offiziellen Ankündigung, in den zahlreichen englischen Wochen bis Weihnachten und womöglich darüber hinaus auf erhöhte Rotation zu setzen. „Wir müssen konsequent und intelligent mit der Situation umgehen, dass wir zum ersten Mal seit Jahren international spielen“, sagt der Trainer, „ich habe es in der Vorbereitung immer wieder gesagt – jetzt spüren die Jungs auch, dass ich es mit der Rotation ernst meine.“

Dardai will es nicht übertreiben

Wenn Thomas Kraft der erklärte Stammtorhüter für die Europa League ist, warum soll es Dardai auf anderen Positionen nicht mit einem ähnlichen Modell versuchen? Gegen Bilbao litt die Statik im Berliner Spiel trotz zahlreicher Wechsel offensichtlich nicht; Automatismen, Abstände und Abstimmung zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen funktionierten.

Dardai ist in diesen Tagen und Wochen auf eine gewisse Auswahl an Spielern angewiesen, die auf einem ähnlich guten Niveau spielen können. Im Fall von Ondrej Duda will der Trainer aber darauf achten, es nicht gleich zu übertreiben. „Er hat jetzt einmal 90 Minuten gespielt. Jetzt müssen wir darauf achten, dass er sich nicht gleich wieder kaputtspielt“, sagt Dardai, „denn wir haben alle lang daran gearbeitet, dass er in einem körperlich sehr guten Zustand ist.“ Auch der Trainer hat die schweißtreibenden Einheiten von Schladming offenbar nicht vergessen, obwohl er seinerzeit die schattige Seite des Platzes bevorzugte, die Baseball-Kappe möglichst tief ins Gesicht gezogen.

Ob mit Duda oder ohne ihn – bei der TSG Hoffenheim wartet an diesem Sonntag eine anspruchsvolle Aufgabe auf die Berliner. „Es wird schwer“, sagt Dardai, „die haben da einen sehr, sehr guten Trainer und eine fleißige Mannschaft“. Nicht nur der jüngste Heimsieg gegen den großen FC Bayern hat nachhaltigen Eindruck in Fußball-Deutschland hinterlassen, sondern auch die Serie der Hoffenheimer: Seit nunmehr 19 Begegnungen sind sie im heimischen Stadion ungeschlagen.

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