U-21-EM in Polen: Niklas Stark und Mitchell Weiser sind unentbehrlich
Auf Olympia in Rio mussten die zwei Herthaner aufgrund der Europa-League-Qualifikation verzichten. Mittlerweile sind sie aus der U21 nicht mehr wegzudenken – auch im Halbfinale gegen England am Dienstag.
Neulich hat Niklas Stark richtig was in Kreuz bekommen. Sein tschechischer Gegenspieler Thomas Chory war dem 22-Jährigen, der zu Boden ging, auf den Rücken gefallen. Stark lag ein paar Minuten mit schmerzverzerrtem Blick auf dem Rasen. Chory ist zwei Meter groß und 95 Kilogramm schwer, Stark kam mit einer Rippenstauchung davon. Der Defensiv-Allrounder von Hertha BSC biss auf die Zähne, konnte die weiteren Spiele bei der U21-Europameisterschaft in Polen bestreiten. „Wir haben hier ein gemeinsames Ziel“, sagte Stark. Die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz will nach 2009 zum zweiten Mal den wichtigsten Nachwuchstitel gewinnen.
Zwei Schritte sind es noch bis zum Ziel. Am Dienstag trifft das deutsche U-21-Team, das als bester Gruppenzweiter das Halbfinale erreichte, in Tychy auf England (18 Uhr/ARD). Mögliche Gegner im Finale am Freitag in Krakau wären Italien oder Spanien, die das zweite Halbfinale ausspielen.
Neben Niklas Stark, der in Kuntz’ Mannschaft in der Innenverteidigung spielt, ist in Mitchell Weiser, 23, noch ein zweiter Herthaner dabei. Die beiden Berliner spielen zentrale Rollen im Nachwuchsteam und standen in allen drei Gruppenspielen jeweils in der Startelf. Beide können mit der U 21 jetzt nachholen, was ihnen im Vorjahr noch verwehrt geblieben ist.
Auf Rio mussten Stark und Weiser verzichten
Vor einem Jahr durften sie nicht mit zum olympischen Fußballturnier. Beide wollten sich eigentlich den Traum von Olympia in Rio erfüllen, doch wegen der anstehenden Qualifikationsspiele ihres Vereins zur Europa League wurden sie in Absprache mit Hertha nicht berufen. Sowohl Stark als auch Weiser waren als Stammspieler für die Berliner unentbehrlich. Der Ausgang ist bekannt. Während Hertha im Kampf um Europa scheiterte, gewann die deutsche U23-Mannschaft bei den Spielen die Silbermedaille – mit Spielern wie Leon Goretzka und Julian Brandt, die für die U-21-EM zwar noch spielberechtigt wären, aber jetzt aufgerückt sind und mit der A-Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw das Halbfinale des Confed-Cups erreicht haben.
Und auch dieses Mal standen die Zeichen nicht gut. Mitchell Weiser musste wegen diverser Muskelverletzungen mehrere Monate aussetzen, und auch bei Stark war im April eine Überlastungsreaktion im rechten Fuß diagnostiziert worden. Hertha musste auf ihn in der Bundesliga-Endphase verzichten. Dass er doch für die EM nominiert wurde, hatte Herthas Manager Michael Preetz zunächst als „unglücklich“ bezeichnet.
Jetzt also England, das im Nachwuchsbereich mächtig aufgeholt und Erfolge gesammelt hat. Die U17 scheiterte im Mai bei der EM erst im Finale, die englische U20 wurde vor zwei Wochen in Südkorea gerade Weltmeister, weswegen für U21-Trainer Aidy Boothroyd Englands Fußball noch nie so gut dagestanden habe. „Es gab nie eine bessere Zeit“, sagt er.
Im März dieses Jahres hat Stefan Kuntz’ Mannschaft in einem Test in Wiesbaden gegen England gewonnen, Nadiem Amiri (Hoffenheim) hatte den Siegtreffer erzielt. Und vielleicht werden Stark, Weiser und Co. noch einmal ein paar filmische Sequenzen vom letzten großen Erfolg der U21-Auswahl gezeigt. Bei der EM 2009 in Schweden holte das Team des jetzigen DFB-Sportdirektors Horst Hrubesch den Titel – durch ein 4:0 im Finale über England.