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Niels Giffey ist seit 2017 Kapitän von Alba Berlin.
© Fabian Sommer/dpa

Halbfinale der Basketball-Bundesliga: Niels Giffey ist Albas Dauerspieler

Alba Berlin kann am Sonntag in Oldenburg ins BBL-Finale einziehen. Kapitän Giffey überzeugt mit Konstanz – und versucht sich als Restaurantkritiker.

Niels Giffey müsste eigentlich gut ausgelastet sein. In dieser Saison hat der Basketballer für Alba Berlin und die deutsche Nationalmannschaft 70 von 73 möglichen Pflichtspielen bestritten. Für ein kleines Späßchen ist der Berliner dennoch zu haben. Vor ein paar Wochen ging er sogar unter die Restaurantkritiker und veröffentlichte auf Instagram den „Döner-Report“. Mit seinem Alba-Kollegen Tim Schneider fuhr er nach Gesundbrunnen und testete einen dortigen Imbiss. „Das war ein verdammt leckerer Döner“, sagt Giffey und kündigt weitere Folgen an. Denn die Ausgangsfrage – wo gibt es den besten Döner Berlins? – kann er immer noch nicht beantworten.

Das wird wohl auch in den kommenden Wochen so bleiben, denn momentan geht es für Giffey und sein Team nur um Basketball. Mit einem Sieg bei den Baskets Oldenburg kann Alba am Sonntag (15 Uhr, live bei Sport1 und Magentasport) in die Finalserie um die deutsche Meisterschaft einziehen. Aktuell führen die Berliner in der Best-of-five-Serie 2:0, bisher haben sie all ihre fünf Play-off-Spiele gewonnen.

Das liegt auch an Giffey, der seine Leistungen so konstant bringt, dass er manchmal fast ein bisschen untergeht. Bei Alba spielen sich immer wieder andere in den Vordergrund, mal ist es Peyton Siva, mal Martin Hermannsson, mal Landry Nnoko. Doch Giffey, der am Samstag 28 Jahre alt wurde, ist immer da – mit seiner ausgezeichneten Verteidigung, seinem starken Wurf, seiner Mannschaftsdienlichkeit und einigen spektakulären Dunks. „Das ist eine gute Saison“, sagt Giffey selbst. „Wahrscheinlich meine beste bei Alba.“

Im zweiten Spiel gegen Oldenburg hatte er den besten Plus-Minus-Wert aller Spieler – mit ihm auf dem Feld machte Alba 19 Punkte mehr als der Gegner. Während seine Mitspieler lange mit ihrem Wurf haderten, agierte Giffey sehr effektiv. Zudem setzte ihn Trainer Aito Garcia Reneses zeitweise als Shooting Guard ein und bereitete den Oldenburgern damit einige Probleme. „Aito probiert gerne solche taktischen Sachen aus“, sagt Giffey. Im Gegensatz zu Oldenburg hat Alba einen ausgeglichenen Kader mit vielen verschiedenen Spielertypen. „Das macht zurzeit den Unterschied aus. Wir sind gut auf sie eingestellt und können sie mit unterschiedlichen Aufstellungen vor immer neue Herausforderungen stellen.“

Mit seiner Vielseitigkeit ist Giffey perfekt für Reneses’ Basketball-Philosophie. Er kommt meist von der Bank, spielt aber fast 20 Minuten pro Spiel und erzielt im Schnitt zehn Punkte. Auch wenn er am liebsten als Small Forward zum Einsatz kommt, kann er auch ohne größere Probleme als Power Forward oder Shooting Guard spielen. „Ich habe unter Aito ein paar Dinge in meinem Spiel weiterentwickelt“, sagt Giffey. Gerade im Low Post, also aus Nahdistanz mit dem Rücken zum Korb, hat er sich verbessert.

Die Bedeutung Giffeys für Alba lässt sich allerdings nicht nur auf den sportlichen Bereich reduzieren. Als Kapitän ist er auch für die Teamchemie wichtig und Ansprechpartner für die jungen Talente wie Franz Wagner oder Jonas Mattisseck. Giffey kommt selbst aus der Alba-Jugend, ging dann in die USA, wo er mit der University of Connecticut zwei Mal die College-Meisterschaft gewann, und kehrte 2014 nach Berlin zurück. „Natürlich kommen die Jungs eher zu mir als vielleicht zu Landry“, sagt Giffey. „Bei uns gibt es einfach viele Parallelen und ich versuche, ihnen meine Erfahrung weiterzugeben.“ Dass Talente mittlerweile schon in jungen Jahren so viel Vertrauen bekommen, freut Giffey. „Das war bei mir nicht so und ich hoffe, dass es dabei bleibt, wenn Aito irgendwann nicht mehr da ist.“

Ein Sieg noch zur Euroleague

Sollte Alba am Sonntag gewinnen, hätte das Team ein großes Ziel bereits erreicht: die Qualifikation für die Euroleague. „Das macht es für alle noch viel attraktiver und die Euroleague ist noch mal eine ganz andere Competition“, sagt Giffey in seinem typischen Stil.

Die Zeit in den USA hat ihn schließlich nicht nur durch seine Verlobte Erin geprägt, die er am College kennengelernt hat, sondern auch sprachlich. Es ist selten, dass Giffey einen Satz ausspricht, in dem nicht mindestens ein englisches Wort vorkommt. Doch auch damit passt er gut ins Team, denn wie fast überall im Basketball dominieren auch bei Alba die amerikanischen Einflüsse. Das gilt ebenfalls für ein Ritual, das die Ernährungsexperten im Betreuerteam in dieser Saison vor große Herausforderungen stellt: Der Spieler, der den 100. Punkt erzielt, muss eine Runde Donuts mitbringen. 20 Mal ist das bereits passiert. „Die Donuts sind echt ein Problem“, sagt Giffey. „Nicht der Döner.“

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