WM 2014: Niederlande schaffen 2:0-Sieg gegen Chile
Zwei Glücksgriffe von Trainer Louis van Gaal: Die eingewechselten Leroy Fer und Memphis Depay sichern den Holländern den 2:0-Sieg gegen Chile. Damit gehen die Niederlande den Brasilianern im Achtelfinale wohl aus dem Weg.
Die nächsten Glücksgriffe von Bondscoach Louis van Gaal haben Oranje zum Sieg in WM-Gruppe B verholfen. Die Joker Leroy Fer (77. Minute) und Memphis Depay (90.+2) sorgten am Montag in São Paulo mit ihren Treffern für den 2:0 (0:0)-Sieg der Niederländer im entscheidenden Vorrundenspiel gegen Chile, das damit als Zweiter ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft einzieht. Van Gaals Team genügte vor 62.996 Zuschauern über weite Strecken eine unansehnliche Mauertaktik für den dritten Erfolg im dritten Spiel. Schon beim 3:2 gegen Australien hatte van Gaal in Depay den Siegtorschützen eingewechselt.
Mit taktischen Finessen und Kritik am Spielplan der WM 2014 hatte vor allem der streitbare Trainer vor der Partie für Wirbel gesorgt. Dem früheren Bayern-Coach missfiel, dass das Finale der Gruppe B vor den letzten Partien der Gruppe A angesetzt wurde und Gastgeber Brasilien so einen strategischen Vorteil habe. „Wir können uns eh keinen Gegner aussuchen. Wir müssen uns auf das vorbereiten, was kommt“, meinte dagegen Chiles Trainer Jorge Sampaoli. Die Südamerikaner mussten im Gegensatz zu Oranje auf Sieg spielen, um die Gruppe zu gewinnen.
Tatsächlich hatten Sampaolis Schützlinge von Beginn an deutlich mehr vom Spiel, obwohl Superstar Arturo Vidal wegen einer drohenden Gelbsperre geschont wurde. Die Holländer agierten erstaunlich defensiv. Van Gaal hatte gegen die Erwartungen wieder nicht das klassische 4-3-3-System gewählt, obwohl Kapitän Robin van Persie in der Spitze gesperrt fehlte. Stattdessen blieb der Bondscoach bei seinem 3-5-2 und ließ den gelernten Stürmer Dirk Kuyt links in der Defensive spielen.
Auf Höhepunkte der intensiv geführten Begegnung mussten die euphorischen Fans auf den Rängen etwas warten. Ein Kopfball von Stefan de Vrij nach Robbens Freistoß strich nach 34 Minuten knapp vorbei. Robben selbst zirkelte einen Flachschuss nach herrlichem Solo daneben (40.). Die Chilenen forderten nach rustikalen Aktionen im niederländischen Strafraum gleich zweimal Elfmeter, hatten ansonsten vor der Pause aber nur einen gefährlichen Kopfball von Felipe Gutierrez (44.) zu bieten.
Viele Zweikämpfe und Nickligkeiten prägten das Spiel
Wer von den beiden Spanien-Bezwingern auch diesmal ein Feuerwerk erwartet hatte, sah sich getäuscht. Viele Zweikämpfe und Nickligkeiten prägten das Bild, von eleganter Spielkunst war nur wenig zu sehen. Vor allem die abwartende Taktik der Niederländer sorgte zunehmend für Unmut auf den Rängen, es mehrten sich die Pfiffe. Van Gaals WM-Fußball hat nichts mehr mit dem einst stilbildenden Voetbal total zu tun.
Allein Robben, seit Monaten in bestechender Form, ließ bisweilen auf Besserung hoffen. In der 67. Minute musste Chile-Keeper Claudio Bravo bei einem 17-Meter-Schuss des Bayern-Stars auf der Hut sein. Das aber war inzwischen auch van Gaal zu wenig. Gemeinsam mit Assistenz Danny Blind gab der Bondscoach nun immer wieder energische Anweisungen am Spielfeldrand.
Dann folgte der entscheidende Schachzug. Fer kam für den schwachen Regisseur Wesley Sneijder in die Partie. Kurz darauf stand der Mittelfeldspieler bei einem Eckball von Darly Janmaat goldrichtig. Völlig unbedrängt traf er zum 1:0.
Die Chilenen waren wegen ihrer aufwändigen, aber diesmal unergiebigen Spielweise nun sichtlich platt. Zwar bemühten sich die Südamerikaner noch einmal um eine Schlussoffensive. Aber die Niederländer konterten eiskalt. Robbens Flanke verwandelte Depay in der Nachspielzeit zum 2:0. (dpa)