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Der Moment nach dem Siegtor: Nico Schulz (l.) jubelt über seinen Treffer.
© Christian Charisius/dpa

Sieg in der EM-Qualifikation: Nico Schulz lässt das deutsche Team ganz spät jubeln

Tolle erste Halbzeit, schwierige zweite Halbzeit. Doch als alles auf ein Unentschieden in Amsterdam hindeutet, trifft Nico Schulz.

Manuel Neuer ist zuletzt einer schweren Prüfung unterzogen worden. Immer wenn er auf den holländischen Innenverteidiger Virgil van Dijk getroffen ist, wurde er von ihm überwunden, zweimal mit der Nationalmannschaft, einmal mit dem FC Bayern gegen den FC Liverpool. Vielleicht hat Neuer innerlich ein bisschen gezittert, als es am Sonntagabend in der Amsterdamer Johan-Cruyff-Arena erneut gegen die Holländer ging. Die gute Nachricht für den deutschen Torhüter: Van Dijk ging diesmal leer aus.

Die schlechte: Neuer wurde trotzdem zweimal bezwungen. Und wie schon vor vier Monaten verspielte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch in ihrem ersten Qualifikationsspiel für die EM 2020 wieder einen Zwei-Tore-Vorsprung. Die beste Nachricht aber war: Diesmal schlugen die Deutschen noch einmal zurück. Eine Minute vor Schluss traf Nico Schulz zum 3:2 (2:0)-Endstand. Es war für die Deutschen der zwölfte Sieg hintereinander in einem Qualifikationsspiel seit Oktober 2015.

Löw wechselt siebenmal im Vergleich zu Serbien

Im Vergleich zum Spiel gegen Serbien nahm Bundestrainer Joachim Löw sieben Wechsel vor, dazu stellte er von Vierer- auf Dreierkette um. Etwas überraschend fehlten Timo Werner und Marco Reus in der Startelf. Der Dortmunder Reus, so Löw, habe in den vergangenen Tagen Probleme mit dem Oberschenkel gehabt. Die dritte Offensivposition im 3-4-3-System besetzte der Bundestrainer mit dem gelernten Mittelfeldspieler Leon Goretzka. So ergab sich auf dem Papier eine etwas defensivere Formation als zuletzt.

Trotzdem dominierten die Gäste die Anfangsphase: Löws Team hatte viel Ballbesitz, obwohl die Holländer sie versuchten hoch anzulaufen und früh zu attackieren. Schon in der zweiten Minute musste Jasper Cillessen im holländischen Tor erstmals eingreifen, als Serge Gnabry an der Strafraumgrenze zum Abschluss kam. Von den Holländern war in der ersten Hälfte der ersten Halbzeit so gut wie gar nichts zu sehen. Die deutsche Abwehr, allen voran Niklas Süle, verteidigte mit genau der Konsequenz, die Löw zuletzt noch einmal eingefordert hatte. Und so war es auch im Spiel nach vorne. Nach einer Viertelstunde suchte Schulz auf der linken Seite entschlossen den Weg Richtung Grundlinie, sein Zuspiel erreichte Leroy Sané im Strafraum, und weil sein Gegenspieler Matthijs de Ligt wegrutschte, traf Sané mit einem wuchtigen Schuss ins lange Eck zum 1:0.

Mitte der ersten Halbzeit hatte Löws Mannschaft einige heikle Minuten zu überstehen. Erst stand Ryan Babel plötzlich frei vor dem deutschen Tor, scheiterte aber an Neuer. Auch in dieser Situation kam Süle noch mit einer Grätsche angerauscht, und möglicherweise irritierte er den holländischen Linksaußen damit entscheidend. Kurz darauf entschied Neuer das Duell gegen den früheren Hoffenheimer erneut für sich. Babel kam aus derart kurzer Distanz zum Abschluss, dass Neuer eigentlich keinerlei Reaktionszeit mehr hatte – trotzdem brachte er seine Hände an den Ball.

DFB-Team hätte sogar noch höher führen können

In dieser Phase attackierten die Holländer sehr aggressiv, und dennoch behielt das deutsche Team die Ruhe, bemühte sich um gepflegte Kombinationen – und hatte immer das mögliche Zuspiel in der Spitze im Blick. So wie in der 34. Minute, als Antonio Rüdiger einen Pass auf Gnabry spielte. Der Münchner hatte mit van Dijk prominente Begleitung, ein zweiter Holländer kam hinzu, und trotzdem zirkelte Gnabry den Ball aus 15 Metern zum 2:0 genau in den Winkel.

Zur Pause hätten die Deutschen sogar noch deutlicher führen können. Thilo Kehrer scheiterte mit einem Kopfball an Cillessen, und auch Sané konnte den Torhüter mit seinem schwächeren rechten Fuß nicht überwinden. Nicht nur in dieser Situation ließen die Holländer den Deutschen ungewohnt viel Raum im Mittelfeld. Von den Rängen gab es nach Sanés Chance erste Pfiffe.

Auch beim letzten Aufeinandertreffen beider Länder, Mitte November in Gelsenkirchen, hatten die Deutschen zur Pause 2:0 geführt – und am Ende nach zwei späten Toren der Holländer nur 2:2 gespielt. Die Erinnerung an dieses Spiel dürfte ihnen spätestens kurz nach der Pause wieder präsent geworden sein. Im Anschluss an eine Ecke verlängerte de Ligt den Ball nach einer Flanke von Memphis Depay mit dem Kopf zum 1:2.

Die Gastgeber drückten – und wie vor vier Monaten schafften sie erneut das 2:2. Diesmal nicht erst in der Nachspielzeit, sondern nach etwas mehr als einer Stunde, als die deutsche Verteidigung nicht entschlossen zu Werke ging. Depay traf aus zwölf Metern zum Ausgleich. Richtig gefährlich wurden die Deutschen fortan nicht mehr - bis eine Minute vor Schluss, als der gerade eingewechselte Reus in der Mitte Schulz anspielte, und der recht unbedrängt zum 3:2 traf.

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