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Höchststrafe. Hamilton wird gefeiert, Rosberg (r.) muss mitmachen.
© dpa

Formel 1: Nico Rosberg: Update fürs Ich

Nico Rosberg erkennt Lewis Hamilton als den verdienten Weltmeister an und denkt bereits an die kommende Saison. Kann Rosberg 2015 gegen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton zurückschlagen?

Lewis Hamilton hatte den WM-Titel, Nico Rosberg blieben nur warme Worte. Nicht nur die Mercedes-Chefs Toto Wolff und Niki Lauda lobten den Stil, mit dem der deutsche Formel-1-Pilot seine Niederlage im WM-Finale gegen seinen Teamkollegen Hamilton hingenommen hatte. Rosberg hatte seinem Bezwinger Respekt gezollt und dafür die Anerkennung des Fahrerlagers gewonnen. Auch über Twitter erhielt der Verlierer fast so viel Anerkennung und Komplimente wie der Sieger. Als Trost für die entgangene große Chance taugten die verbalen Schulterklopfer dennoch nicht. „Es ist schwer“, gab Rosberg zu und war zeitweise den Tränen nahe. „Die Enttäuschung sitzt schon tief. Ich muss das jetzt erst einmal verarbeiten.“

Während der frisch gekürte Doppelweltmeister Hamilton sich am Montagmorgen verkatert auf den Heimflug begab, machte sich der unterlegene Rosberg halb frustriert, halb motiviert an die Vorbereitungen für 2015. Er blieb gleich für die ersten Testfahrten am Dienstag am Persischen Golf. „Ich habe im Moment eigentlich keine Lust, so schnell wieder zu fahren“, erklärte er. Doch natürlich war ihm klar, dass er diese Chance nutzen musste, um sich gleich einen kleinen Startvorteil für 2015 zu verschaffen, wenn das Mercedes-Duo aller Voraussicht nach abermals um den Titel kämpfen wird.

Die größten Updates benötigt Rosberg dabei allerdings nicht am Auto, sondern bei sich selbst. Zwar hat er in diesem Jahr Hamilton in der Qualifikation geschlagen, in der es auf reine Geschwindigkeit ankommt. Im Rennen jedoch fehlte dem Deutschen oft die letzte Zweikampfhärte. In dieser Frage schleppt er zudem als Hypothek ins neue Jahr, dass ihm die Mercedes-Führung die Schuld an der Kollision mit Hamilton in Spa gab. Es ist kein Zufall, dass er genau seit diesem Rennen bisweilen verunsichert wirkt.

Eine weitere Herausforderung für Rosberg ist der Umstand, dass er Hamiltons Überlegenheit zumindest momentan anerkannt hat. Die Tatsache, dass er in Abu Dhabi wegen eines Antriebsdefekts noch vor Rennmitte chancenlos war und hinter dem Rennsieger Hamilton nur als 14. über die Ziellinie rollen konnte, wollte der Deutsche nicht als Ausrede gelten lassen. Der Teamkollege habe schlicht „über das ganze Jahr gesehen den etwas besseren Job gemacht“. Auch wenn Rosberg nachschob, dass er bei sich selbst für das kommende Jahr noch Steigerungspotenzial sehe, waren das bemerkenswert offene Worte für einen Rennfahrer.

Sie machen es jenen leichter, die ihn als brave Nummer 2 hinter dem zweimaligen Weltmeister einsortieren wollen. Dabei muss er nun genau gegen diese Rolle nach Kräften ankämpfen, wenn er im nächsten Jahr eine Titelchance haben will. Die ersten Saisonrennen werden für Rosberg von großer Bedeutung, um nicht von Anfang an ins Hintertreffen zu geraten und seinen Wasserträgerstatus zu bestätigen.

Dass sich die Verhältnisse drehen können, hat etwa Alain Prost nach dem Titel seines McLaren-Teamkollegen Ayrton Senna 1988 bewiesen. Der Franzose hat jedoch im Gegensatz zu Rosberg nie anerkannt, dass der Stallrivale besser war. Er kritisierte stattdessen Sennas vermeintlich riskanten Fahrstil („Ich bin nicht bereit, für den Titel zu sterben“) und sah sich vom Team benachteiligt. Mit dieser Mischung aus Trotz und Verfolgungswahn tankte er sein Rennfahrerego wieder auf und schlug 1989 gnadenlos zurück. Nico Rosberg ist zwar ehrgeizig, aber eher nicht der Typ für solche Extreme. Er muss aus anderen Quellen Kraft ziehen. Vielleicht hilft ihm die neu gewonnene Sympathie.

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