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Daumen nach oben: Aber wie geht es weiter für Hülkenberg.
© Foto: Jan Woitas/dpa

Formel-1-Aus für 2020: Nico Hülkenberg will noch nicht von einem Rücktritt sprechen

Es ist vielleicht bald das letzte Mal, dass Nico Hülkenberg als Formel-1-Pilot auftritt. Das Rennen in São Paulo könnte das vorletzte seiner Karriere sein.

Endlich weiß Nico Hülkenberg, wie er schneller durch den schrecklichen Verkehr in São Paulo kommt. Einfach per Helikopter. Ein echter Überflieger aber ist Hülkenberg in der Formel 1 nie geworden. Dabei war der Rheinländer als Gewinnertyp mit den besten Empfehlungen gekommen: Sieger der damaligen A1-Rennserie, Sieger der Formel-3-Euroserie, Sieger der GP 2, der damals höchsten Rennklasse unter der Formel 1. Was will ein Rennfahrertalent mehr?

Der Einstieg in die Motorsport-Königsklasse wirkte 2010 wie der logische Schritt für ihn. Und dann noch bei Williams. Für das britische Traditionsteam waren zuvor schon die Deutschen Heinz-Harald Frentzen, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Nico Rosberg gefahren.

Hülkenbergs große Stunde schlägt an einem 6. November vor neun Jahren in São Paulo. Die Qualifikation wird zum großen Regenspektakel mit dem großen Gewinner namens Hülkenberg. „Ich kann es nicht glauben“, sagte der gebürtige Emmericher damals. Um über eine Sekunde hatte er Sebastian Vettel im Red Bull auf Platz zwei verwiesen. „Als ich noch jung und schnell war“, schrieb Hülkenberg nun rückblickend mit einem Zwinkersmiley zu einem Video von damals bei Instagram.

So gut, so schön. Im Rennen wurde Hülkenberg Achter, beim Saisonfinale 16. - und dann geriet die Formel-1-Karriere des hoch gehandelten Hülkenberg auch schon wieder ins Stocken. Der Vertrag bei Williams wurde nicht verlängert, er wurde Testfahrer bei Force India. 2012 stieg er dort zum Stammfahrer auf. 2013 fuhr Hülkenberg für den Schweizer Sauber-Rennstall. Von 2014 bis einschließlich 2016 war es wieder Force India, ehe er 2017 zu Renault wechselte.

Was in der Aufzählung fehlt, sind die drei großen Teams: Mercedes, Ferrari, Red Bull. „Er ist der Superheld mit dem Talent, ein Rennsuperstar zu werden - wenn er nur in einem Top-Team seine Muskeln spielen lassen könnte“, urteilt die Formel 1 auf ihrer Homepage über Hülkenberg, der den Spitznamen „Hulk“ trägt.

"Ich liebe diesen Sport"

Und so kommt es, dass dieser Nico Hülkenberg, der 2015 die legendären 24 Stunden von Le Mans gewann, vorerst das letzte Mal als Formel-1-Fahrer zum Großen Preis von Brasilien gereist ist. „Es ist kein Rücktritt. Es ist das Formel-1-Aus für 2020. Ob sich danach was ergibt, weiß keiner“, betonte er am Donnerstag bei einer Medienrunde: „Ich liebe diesen Sport und ich werde mich bereit und fit halten, wenn es die Möglichkeit für ein Comeback geben würde.“

Er komme gut klar damit, betonte er, nachdem er zuvor noch mal in Erinnerungen geschwelgt hatte. „Die Pole Position 2010 war etwas ganz Besonderes.“ Auf der einzigen Runde über die gut vier Kilometer passte einfach alles. Ansonsten passte aber nicht so viel in seiner Formel-1-Karriere, um das zu schaffen, was er bei seinem Einstieg wollte: Siegfahrer, Weltmeister werden.

Hülkenberg wechselte mehrmals das Management, einen Platz in einem der drei erfolgversprechenden Teams brachte ihm das auch nicht ein. Stattdessen ist er der Pilot mit den meisten Grand-Prix-Teilnahmen (177) in der Formel 1, ohne es jemals aufs Podest geschafft zu haben. Dreimal Vierter steht in der Sparte der besten Rennergebnisse.

Mittlerweile ist Hülkenberg 32 Jahre alt. Ohne genauen Zukunftsplan nach Brasilien gereist zu sein, ist er indes schon gewohnt. Was er beruflich im kommenden Jahr machen will, wisse er nicht. Finanziell dürfte sich der Rheinländer mit Wahlwohnsitz Monaco sich darüber auch keine allzu großen Sorgen machen müssen. Er wolle die Gelegenheit aber nutzen, auch mal außerhalb der Hauptreisezeit in Urlaub zu fahren, da sei es günstiger, scherzte Hülkenberg.

Einen nicht ganz günstigen Trip hat er sich aber auch schon für nächstes Jahr vorgenommen: Hülkenberg, ein riesiger Tennis-Fan, will nach Melbourne reisen zu den Australian Open. Den Saisonauftakt der Formel 1 ein paar Wochen später in der australischen Metropole wird er höchstens vorm Fernseher verfolgen, wenn in Sebastian Vettel aller Voraussicht nach nur noch ein deutscher Fahrer am Start sein wird. (dpa)

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