Formel-1-Comeback: Nick Heidfeld: Sogar der Sitz passt noch
In Singapur darf Nick Heidfeld endlich wieder bei einem Formel-1-Rennen starten. Für den Sauber-Rennstall, bei dem er bereits sieben Jahre seiner Formel-1-Karriere verbrachte.
Viele ehemalige Sportler gehen im Ruhestand ganz schnell aus dem Leim. Nick Heidfeld ist immer noch topfit. Den Cockpit-Sitz vom seinem letzten Rennen in Abu Dhabi im vergangenen Jahr musste man bei Sauber nur aus dem Regal holen, „mit ein paar kleinen Veränderungen passt der noch“. Es ist, als wäre Heidfeld nie aus der Formel 1 verschwunden.
Genau genommen war er das ja auch gar nicht. „Ich war ja nie ganz weg“, sagt der Deutsche. In den letzten Monaten allerdings war der 33-Jährige nur als Zuschauer dabei; er betreute prominente Gäste von Mercedes – mehr Privilegien bleiben heutzutage Testfahrern nicht mehr. Zum Großen Preis von Singapur stapft er wieder im Rennoverall durchs Fahrerlager, für den Sauber-Rennstall, bei dem er bereits sieben Jahre seiner Formel-1-Karriere verbrachte. Er wird den Spanier Pedro de la Rosa ersetzen, der enttäuschte.
Viele Kollegen im Fahrerlager trauen dem Mönchengladbacher zu, dass er gleich bei seinem Wiedereinstieg punktet. „Erstaunlich, wie viele Leute hier zu mir gekommen sind und gesagt haben, dass sie sich von meinem Comeback doch einiges erwarten“, sagt Heidfeld, der schon auf seinen Einsatz brennt. „Es fühlt sich irgendwie schon ein bisschen anders an. Einerseits fühle mich direkt wie zu Hause – bei meinem Team und in der Formel 1. Trotzdem ist es ein spezielles Gefühl, wieder Rennen zu fahren.“
Fahrpraxis hat er im letzten Monat immerhin schon eine ganze Menge gesammelt, allerdings nicht im Sauber. Sechs Testtage für den neuen Formel-1-Reifenlieferanten Pirelli mit dem Toyota von 2009 hat er absolviert, die letzten zwei Tage davon in Jerez bei 37 Grad Hitze. „Eine bessere Vorbereitung für Singapur hätte ich kaum bekommen können“, sagt Heidfeld. Was er sich von diesem Wochenende erwarten kann, das weiß er selbst auch nicht so recht: „Das wird extrem spannend, ich kann es wirklich nicht sagen. Ich bin noch keine Runde mit dem Auto gefahren und kenne auch die diesjährigen Bridgestone-Reifen nicht. Ich hoffe, dass es gut läuft.“
Als er bei den Pirelli-Tests nach einem dreiviertel Jahr Pause in ein komplett unbekanntes Auto einstieg, brauchte er nur zwei, drei Fahrten, um wieder voll im Rhythmus zu sein, so dass auch „alle Sensoren und Feinheiten wieder funktionieren“. Jetzt im Sauber muss er mit seinen 33 Jahren noch einmal etwas komplett Neues lernen, den Umgang mit dem „F-Schacht“, jenem Technik-Trick des Jahres, bei dem die Fahrer im Cockpit mit der Hand oder mit dem Ellbogen oder mit dem Knie, je nach Konstruktion, eine Öffnung abdecken müssen, um ihn zum Funktionieren zu bringen. „Das sollte aber auch nicht so kompliziert sein. Nach ein paar Runden kommt man da schon rein, dann ist das Routine.“
Mit Heidfeld sind jetzt sieben Deutsche gleichzeitig in der Formel 1 am Start – „zu viele“, wie Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in Singapur mit breitem Grinsen behauptete. Heidfeld lacht. „Wir haben gestern darüber gesprochen und glauben, dass es früher schon einmal sieben oder acht Franzosen in der Formel 1 gegeben hat – wisst ihr Statistiker das?“ 1994 in Ungarn, da standen sieben Franzosen am Start.
Ob Heidfeld auch 2011 von Anfang an wieder mit dabei ist, ist noch ungeklärt und wird wohl nicht unwesentlich von seinen Leistungen in Singapur und den vier weiteren verbleibenden Saisonrennen abhängen. Vielversprechende Verhandlungen laufen angeblich mit Sauber, Renault und Force India. Sollte er bei letzterem Team landen, dann wohl als Teamkollege von Adrian Sutil. Der machte Heidfeld zu dessen Rückkehr schon mal vorab indirekt ein großes Kompliment: „Ich habe sowieso absolut nie verstanden, warum Nick überhaupt je sein Cockpit verloren hat.“
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