Die Füchse nach der Niederlage gegen Kiel: Nicht zu halten
Die Füchse Berlin liefern dem THW Kiel einen großen Kampf, verlieren am Ende aber knapp.
Die Frustration war mehr als greifbar. Mijajlo Marsenic nahm enttäuscht an der Bande Platz, Lasse Andersson trat vor Wut den Stuhl an der Seitenlinie um – allen war klar, dass an diesem Sonntagnachmittag gegen den THW Kiel mehr möglich gewesen. Doch letztlich verloren die Füchse das dramatische Duell mit dem Rekordmeister 26:28 (17:15). „Ein Unentschieden wäre heute sicher verdient gewesen“, sagte Füchse-Trainer Jaron Siewert im Anschluss, „das war eine überzeugende Leistung mit leider etwas zu vielen Fehlern am Ende.“
Von Beginn an hatten sich die beiden Teams wenig geschenkt und sich ein Duell geliefert, dass sich zuweilen sehr körperlich abzeichnete. Während die Zebras allerdings zunächst drei gelbe Karten zogen, musste Berlin bereits in den ersten zehn Minuten zwei Zeitstrafen hinnehmen, wodurch der Spielfilm zwischenzeitlich für der Gäste sprach (13./ 6:9).
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]
Doch die Füchse zeigten in dieser Phase, dass der THW Kiel nicht mehr der Angstgegner ist, der er vielleicht einmal gewesen ist. In der vergangenen Saison konnte der Rekordmeister schließlich erstmals nach zehn Jahren geschlagen werden, und auch im diesjährigen Hinspiel zeigten die Füchse, dass die Kieler Weltauswahl durchaus zu knacken ist.
Zumal die Vorzeichen für ein Erfolgserlebnis nicht hätten besser sein können. Nachdem das Team von Jaron Siewert vor drei Wochen eindrucksvoll gegen Montpellier HB gewonnen hatte und in das Final Four der European League eingezogen war, folgte ein Sieg beim Mannheimer Ligakonkurrenten. Die Negativserie der vergangenen Monate schien abgehakt und die Mannschaft präsentierte sich mit neuen Selbstbewusstsein.
Ebenso gegen den THW. Jeder Pass, jede Aktion wurde mit voller Überzeugung gespielt. Derart überzeugend, dass sogar der Meister nervös wurde und sich ungewohnte Unkonzentriertheiten leistete. Niclas Ekberg beispielsweise, der entgegen seines sonst so sicheren Auftritts vom Siebenmeterstrich den Ball über die Latte legte. Auf der anderen Seite verwandelte sein Pendant Hans Lindberg den Strafwurf sicher und stellte nach einem zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand gleich (19./ 11:11).
Ohne ihren Königstransfer Sander Sagosen, der aufgrund eines Infekts nicht angereist war, verteilte Kiel die Angriffslast im Rückraum auf den wurfstarken Harald Rheinkind, den wendigen Miha Zarabec und Domagoj Duvnjak – den Welthandballer von 2013, der das Spiel in seiner unnachahmlichen Art dirigierte und mit seinen unangenehmen Unterarmwürfen den Füchsen wiederholt gefährlich wurde. Doch Berlin fand weiter Lösungen, machte Druck in der Abwehr und zeigte sich vor allem in der Offensive weiter konzentriert. Und das, obwohl die Kieler, wie in dieser Saison schon oft zu beobachten, je nach Situation zwischen ihren Defensivformationen wechselten und teils offensiv mit Duvnjak auf der Spitze, teils leicht zurückgezogen und kompakt agierten.
Kiels Niklas Landin im Tor war stark aufgelegt
In der letzten Minute von Halbzeit eins gelang es dann sogar, die Führung zu übernehmen. Erst hatte sich Fabian Wiede mit einer schnellen Finte einen Vorteil verschafft, dann nutzte Paul Drux einen Fehler der Gäste und traf anschließend ins leere Tor – 17:15.
Durch die Unterstützung von Fredrik Genz, der nach dem blassen Auftritt von Dejan Milosavljev zwischen den Pfosten eine gute Figur abgab, konnten die Füchse den Vorsprung zunächst halten. Allerdings war Kiels Niklas Landin im Tor noch ein wenig besser aufgelegt, ließ im zweiten Abschnitt nur neun Treffer zu. Und der THW wäre nicht der THW, wenn er nicht bis zum Ende seine Siegchancen bewahren würde. So reichten den Zebras drei Minuten, um einen 19:19-Gleichstand zu erzwingen und die Partie war wieder völlig offen. Mit dem schlechteren Ende für die Füchse, denen schließlich nur ihre Frustration blieb.