Hertha BSC: Neuzugang Allan: Sonnenschein auf Zeit
Herthas neuer Brasilianer Allan freut sich auf die Bundesliga, obwohl er bald weiterziehen wird. Und überzeugt schonmal im Gespräch.
Der Ottonormalberliner weiß die Vorzüge seines Wohnorts bisweilen kaum zu schätzen, aber zum Glück gibt es ja die Fraktion der Zuzügler. Zum Beispiel die Menschen, die gerade aus England, genauer gesagt aus Liverpool, in die Stadt gekommen sind, und denen ein unschätzbarer Vorteil direkt auffällt. „In England regnet es immer, das ist kein Klischee“, sagt also Allan Rodrigues de Souza, kurz Allan, bei der ersten Pressekonferenz im Dienste seines neuen Arbeitsgebers Hertha BSC. „In Berlin“, ergänzt der vom FC Liverpool ausgeliehene Brasilianer, „scheint wenigstens manchmal die Sonne.“
Am Mittwochmittag scheint sie bereits, als Allan den Medienraum des Vereins betritt. Der 19-Jährige, geboren in Porto Alegre, tritt genau so auf, wie man es von Brasilianern kennt, ja, erwartet. Lässiger, federnder Gang, sehr gesprächig, dazu ein unfassbar breites Grinsen in einem ohnehin freundlichen Gesicht – so sieht normalerweise keiner aus, der für ein Jahr in der Bundesliga zwischengeparkt worden ist, um Spielpraxis für die Unwägbarkeiten in der Premier League zu sammeln, bevor er wieder weiterzieht. Dass es genau so kommen wird, ist im Grunde sicher, weil Liverpool den Berlinern keine Kaufoption im Leihvertrag zugesichert hat.
Allan wird die ausgeprägte Tradition brasilianischer Fußballer im Berliner Trikot also nur auf Zeit fortsetzen, aber die Namen seiner Landsleute – Marcelinho, Alex Alves, Luizao und so weiter – sind ihm natürlich geläufig. Andererseits, betont der 19-Jährige, „bin ich so jung, dass ich von den meisten nur noch das Karriereende mitbekommen habe.“
Fast eine Stunde lang beantwortet der Offensivspieler alle Fragen, der Dolmetscher zu seiner linken hat schwer zu tun – weil Allan, ganz anders als viele andere Fußballprofis in seinem Alter, sehr ausführlich darlegt, wie die ersten Tage in der neuen Stadt so gelaufen sind. Er erzählt ein paar Anekdoten, im Supermarkt etwa hat die Kreditkarte neulich nicht funktioniert, und das Visum ist auch noch nicht durch. „Manche Sachen sind kompliziert, neues Land, neue Kultur“, sagt Allan, aber zum Glück gibt es ja seinen Landsmann Ronny: „Er hilft mir viel.“
Nach knapp einer Stunde und Ausführungen zu allen Themen – Kindheit, Elternhaus, Supermarkt, Kulturschock und natürlich Fußball – hat sich Allan noch ein Versprechen aufgehoben. „Wenn ich spiele, laufe ich 90 Minuten. Immer. Volle Kraft.“ Fast wie beim Reden.