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Lächeln zum Abschied. Zwei Weltmeister treten ab.
© AFP

Aljona Sawtschenko: Neuer Partner, neues Land?

Sawtschenko und Szolkowy haben ihre Karriere mit dem WM-Titel beendet. Nun erwägt die gebürtige Ukrainerin, künftig für eine andere Nation zu starten

Es war ein Titel mit Ansagen. Aber auch so ein Titel muss erst einmal abgeholt werden in einer so wackligen Sportart wie dem Eiskunstlaufen. Und so souverän konnten das nur Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy. Was Ausdruck und Können betrifft ist das deutsche Paar unerreicht. Wenn alle äußeren Faktoren so stimmig waren wie am Mittwoch und am Donnerstag bei der Weltmeisterschaft in Japan, dann gab es am Ende selbstverständlich Platz eins. „Großartig“ habe sich das angefühlt, sagte Robin Szolkowy. „Wir hatten hier das großartigste Publikum weltweit.“

Der fünfte WM-Titel war der Abschluss einer Karriere mit einem großem aber. Im Vorbeigehen hatten sich beide im Dezember die Deutsche Meisterschaft im Eisstadion Wedding abgeholt und nur von dem gesprochen, was dann am 12. Februar in der olympischen Arena von Sotschi nicht passierte. Zwei Minimomente, zwei Stolperer haben verhindert, dass die gebürtige Ukrainerin und der gebürtige Greifswalder als das erfolgreichste Paar ihrer Dekade abtreten können. Er stürzte anfangs beim Toeloop, sie beim finalen risikoreichen dreifachen Wurfaxel, den so kein anderes Paar springen kann. Es war ein trüber Tag, den Szolkowy am späten Abend im Eisberg-Palast versuchte, kleiner zu machen. „So ist der Sport“, sagte er.

So ist der Sport. Nur Bronze in Vancouver, nur Bronze in Sotschi für die Besten. Tatsächlich wurde Aljona Sawtschenko in Sotschi gefragt, ob sie sich nicht doch noch ein Gläschen Sekt auf die Medaille gönnen würde. Sie antwortete mit bitterbösem Blick. Und schon da reifte bei beiden der Plan, in Japan noch einmal anzutreten. „Denn so wollen wir nicht abtreten“, sagte Sawtschenko, das wäre „scheiße“.

Nun endete die olympisch unvergoldete Karriere mit noch einem WM-Trosttitel. Sie interpretierten die Kür am Donnerstag fast ohne Makel. Wären sie so bei Olympia vor sechs Wochen gelaufen, hätte es womöglich mehr als Bronze gegeben. Aber das lässt sich nicht hochrechnen. Zumal die Olympiasieger Tatjana Wolossoschar und Maxim Trankow in Japan nicht aufliefen. Es kommt nicht von ungefähr, dass Szolkowy in Japan das Publikum erwähnte. Die Zuschauer können beim Eiskunstlauf zu einem Faktor wachsen, zumal wenn sie so fanatisch sind wie bei den Spielen von Sotschi. Da trugen sie ihr russisches Paar Wolossoschar und Trankow zum Sieg, die Deutschen dagegen konnten sich ohne die Unterstützung des Publikums nicht zum Sieg tragen.

Gut möglich, dass sich Szolkowy mit fast 35 Jahren nun nicht mehr vor großem Publikum präsentieren wird, denn avisierte Showauftritte mit seiner viereinhalb Jahre jüngeren Partnerin stehen infrage. Für drei Jahre haben die beiden für eine Eisrevue unterschrieben, um nach der Karriere das zu verdienen, was sie verdienen. Aber der Vertrag sei auflösbar, sagt Ingo Steuer. Der Trainer würde sie gerne weiter betreuen. Dass Sawtschenko nach Szolokwys Rücktritt einen neuen Partner sucht ist seit Olympia bekannt. Allerdings gibt es den in Deutschland nicht annähernd in der Liga von Robin Szolkowy.

Aljona Sawtschenko will nun für ein anderes Land laufen, wenn möglich bei den Winterspielen 2018. 2002 startete sie bereits für ihr Geburtsland in Salt Lake City. Steuer, der wegen seiner Stasi-Vergangenheit nicht mit öffentlichen Geldern gefördert werden darf, will mitziehen. Und damit ist klar: Das deutsche Eiskunstlaufen muss tief Luft holen, bis einmal ein Paar antritt, dass so erfolgreich sein kann wie Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy.

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