Leichtathletik: Neue deutsche Welle
Die deutschen Leichtathleten haben zuletzt zu viel gejammert. Jetzt machen junge Läuferinnen wieder Spaß. Ein Kommentar.
Die Musiker Hubert Kah, Markus, Combo Colossale – die Neue Deutsche Welle löst nicht bei jedem positive Assoziationen aus. Nun taucht sie plötzlich im Sport auf. In der Leichtathletik gibt es eine solche neue deutsche Welle. Ihre Protagonisten sind allesamt Frauen und sie machen Spaß. Gina Lückenkemper ist seit der früheren DDR-Athletin Katrin Krabbe die mit Abstand beste Sprinterin, die hierzulande die 100 und 200 Meter hinunterjagte. Konstanze Klosterhalfen läuft zwischen 800 und 5000 Metern so schnell, dass sogar die ewig dominierenden Ostafrikanerinnen vor ihr zittern. Und Gesa Felicitas Krause verbesserte erst am Sonntag beim Istaf in Berlin den von ihr selbst aufgestellten Deutsche Rekord über 3000 Meter Hindernis. Lückenkemper und Klosterhalfen sind 20 Jahre alt, Krause ist 25.
Es ist noch gar nicht lange her, da war die deutsche Leichtathletik eher schwer bis gar nicht zu ertragen. Man sah die immergleichen Gesichter und hörte deren immergleichen Geschichten, warum es nicht reichte, um mit den besten Athleten mithalten zu können. Die Voraussetzungen – das Geld, die Trainingsbedingungen – waren einfach nicht vorhanden. Nun ist nicht von der Hand zu weisen, dass in den USA, China oder auch Großbritannien die Strukturen idealer sind, um sich voll und ganz der professionellen Leichtathletik zu widmen.
Doch man wurde das Gefühl nicht los, dass viele deutschen Athleten es übertrieben mit dem Jammern über fehlende Förderprogramme oder dergleichen. Mit der deutschen Leichtathletik ging es in den vergangenen Jahren bergab, negativer Höhepunkt waren die Olympischen Spiele in Rio mit gerade einmal drei gewonnenen Medaillen.
Nun sind die Athletinnen der neuen deutschen Welle noch nicht so weit, um den Allerbesten davonlaufen zu können. Doch wenn sie sich ähnlich weiterentwickeln wie in den vergangenen Monaten, dann können sie die Leichtathletik hierzulande tatsächlich wieder aufleben lassen. Die nächste große Chance, den Deutschen wieder die Freude an der Leichtathletik beizubringen, bietet sich schon bald: bei der Europameisterschaft in Berlin im nächsten Jahr.