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Nicht zufrieden: Paul Biedermann wird im letzten Einzelrennen seiner Laufbahn sechster über 200 Meter Freistil.
© dpa

Paul Biedermann wird nur Sechster: "Natürlich ist das ärgerlich"

Enttäuschendes Ergebnis für Schwimmer Paul Biedermann im letzten Einzelrennen seiner Karriere - denn in diesem 200 Meter Freistil-Finale wäre mehr drin gewesen.

Gleich musste er kommen, der gewaltige Schlussspurt. Um im letzten Einzelrennen seiner langen und erfolgreichen Karriere die ersehnte olympische Medaille zu gewinnen, musste Paul Biedermann auf der Schlussbahn noch mehrere Konkurrenten überholen. Wie eigentlich immer war der Hallenser langsam gestartet und verhalten angegangen, seine Mannschaftskameraden auf der Tribüne des Olympic Aquatic Stadium brüllten und klatschten – aber diesmal reichten seine Kraftreserven nicht mehr aus, um ganz nach vorne zu schwimmen. Einen Tag nach seinem 30. Geburtstag schlug Biedermann im Endlauf über 200 Meter Freistil in der Zeit von 1:45,84 Minuten an. Als Sechster, weit von einer Medaille entfernt.

„Das war das, was ich gerade zu leisten imstande war“

Während sich Olympia-Sieger Sun Yang aus China auf die Bahnbegrenzung wuchtete und feiern ließ, kletterte Biedermann mit hängendem Kopf aus dem Wasser. „Das war das, was ich gerade zu leisten imstande war“, sagte der Weltrekordhalter nach dem Rennen. „Es ist schade, ich hab alles gegeben. Und das ist jetzt bei rausgekommen.“ Auf der dritten Bahn habe er noch Boden gut machen können, sagte Biedermann, „aber dann war alle“.

Kein sonderlich schnelles Rennen

2008 in Peking und 2012 in London war Biedermann jeweils Fünfter geworden, bei seinen dritten Olympischen Spielen konnte er diese Platzierungen nicht noch einmal toppen. Dabei war das Finalrennen am späten Montagabend nicht besonders schnell. Sun Yang blieb in 1:44,65 Minuten als einziger Schwimmer unter der 1:45-Marke. Die Zeiten der Medaillengewinner Chad le Clos (Südafrika, Silber, 1:45,20) und Conor Dwyer (USA, Bronze, 1:45,23) sind eigentlich auch für Biedermann machbar. „Natürlich ist das ärgerlich“, sagte er. „Aber wenn ich die Zeit nicht schwimme, darf ich mich auch nicht darüber ärgern.“

Langsamer Start, "unübersichtliches" Rennen

Biedermann, der älteste Finalteilnehmer, war mit der langsamsten Reaktionszeit vom Startblock weggekommen. Chad le Clos legte ein Höllentempo vor, hinter dem Südafrikaner blieb das Feld lange „unübersichtlich“, wie es Biedermanns Trainer Frank Embacher formulierte. „Ich wusste, dass Chad losgeht“ sagte Biedermann selbst, „das ist aber nichts, was ich schwimmen kann. Muss aber gut ausgesehen haben.“ Für die wenigen deutschen Fans in der Halle sah weniger gut aus, wie Biedermann sein Rennen gestaltete. Nach der ersten Wende war er Letzter, dann blieb er lange Vorletzter, ehe er schließlich als Sechster anschlug. „Am Ende fehlte die berühmte Schippe, die da noch draufgemusst hätte“, sagte Embacher.

Happy End mit der Staffel?

Die Karriere des Einzelschwimmers Paul Biedermann ist am Montagabend in Rio de Janeiro also mit einer Enttäuschung zu Ende gegangen. Der Staffelschwimmer Paul Biedermann kann diese Enttäuschung bereits am Dienstagabend vergessen machen. Dann will die deutsche 4 x 200 Meter Freistilstaffel mit dem Hallenser als Anführer noch einmal um eine Medaille kämpfen. „Ich hoffe, dass die Staffelleute ihn wieder auf Vordermann kriegen“, sagte Trainer Embacher. 

Lars Spannagel

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