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Schau mal her, so sieht ein Weltmeister aus. Lukas Podolski lässt sich nach dem WM-Titel in seiner Heimat Köln feiern.
© dpa

Gaucho-Tanz der Nationalelf: Nationalspieler wehren sich gegen Kritik

Nach der öffentlichen Aufregung um den Gaucho-Tanz der Fußball-Weltmeister setzen sich nun die Spieler zur Wehr. Lukas Podolski nimmt seine Teamkollegen in Schutz, Shkodran Mustafi nannte die kritischen Medienkommentare „lächerlich und respektlos“.

Shkodran Mustafi hat den Gaucho-Tanz auf der Fanmeile verteidigt und seinerseits die Kritiker attackiert. „Ich finde das einfach lächerlich und respektlos uns gegenüber, dass man so was dann in den Medien schreibt“, sagte der Fußball-Weltmeister am Mittwoch dem Radiosender hr3 des Hessischen Rundfunks. Er hatte zu den sechs Spielern gehört, die am Dienstag in Berlin mit einer Tanzeinlage den geschlagenen WM-Finalgegner Argentinien verhöhnt hatten. „Wir sind Weltmeister geworden. Wir wollten feiern. Für uns war das einfach ein Gesang, und wir wollten keinen lächerlich machen“, betonte Mustafi.
„Es gibt immer Leute, die was zu meckern haben“, sagte Nationalmannschaftskollege Lukas Podolski der dpa bei einem Empfang in Köln.
Bei der Feier am Brandenburger Tor hatten sich Mustafi, Miroslav Klose, André Schürrle, Mario Götze, Roman Weidenfeller und Toni Kroos über die Südamerikaner lustig gemacht. Sie liefen tief gebückt auf die Bühne und sangen: „So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so.“ Daraufhin richteten sie sich auf: „So gehen die Deutschen, die Deutschen, die gehen so.“ Die deutsche Elf im WM-Finale am Sonntag mit 1:0 nach Verlängerung gewonnen.

DFB-Präsident Niersbach bedauert das Feier-Nachspiel

Mehrere deutsche Medien kritisierten den Scherz der sechs Nationalspieler am Dienstag unter anderem als „Schnapsidee“ (Welt.de) oder „üble Persiflage“ (Faz.net). Unter dem Hashtag „#gauchogate“ verteidigten viele Twitter-Nutzer wiederum die Tanzeinlage und regten sich über die öffentliche Entrüstung auf.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bedauerte in einer Mitteilung das Feier-Nachspiel. „Ich weiß von Oliver Bierhoff, dass die Idee der Spieler spontan aus der Emotion und Freude heraus entstanden ist“, teilte Niersbach mit. „Sie sind alle absolut anständige und faire Sportsleute, die sich über niemanden lustig machen, sondern einfach nur ausgelassen mit den Fans feiern wollten. Es tut uns leid, wenn dies bei einigen falsch und missverständlich rüber gekommen ist.“ Niersbach sagte, er wolle dem Präsidenten des argentinischen Fußballverbandes, Julio Grondona, in einem Brief deutlich machen, dass „die Aktion in keinster Weise despektierlich gemeint war. Wir haben größten Respekt vor Argentinien, beste Beziehungen zum dortigen Verband und freuen uns auf das baldige Wiedersehen beim Länderspiel in Düsseldorf.“ Die argentinische Sportzeitung „Olé“ kritisierte die Szene als „polemisch“. Der in Argentinien bekannte uruguayische Sportjournalist Victor Hugo Morales bezeichnete die deutschen Gaucho-Tänzer in seiner Sendung beim Radiosender Continental de Buenos Aires in ihrem Verhalten und ihrer Denkweise als „ekelhafte Nazis“. „Ich weiß nicht, warum die Jungs das gemacht haben. Die Aktion war unnötig. Ich habe den Sinn gar nicht verstanden“, sagte der ehemalige argentinische Bundesliga-Profi Rodolfo Esteban Cardoso dem Sender Sport1. „Ich glaube aber nicht, dass sie uns bösartig verarschen wollten.“ In den meisten argentinischen Medien wurde das Thema allerdings nicht weiter hochgespielt. Der englische „Mirror“ lobte die deutsche Siegesfeier sogar als „anarchisch, chaotisch and fast surreal“.

„Fankultur lebt ja von Zuspitzungen.“

Die Meinungen über die Aktion sind gespalten. „Wahrscheinlich wäre ein anderes Lied besser gewesen, aber die Vorwürfe von Rassismus und deutscher Überheblichkeit finde ich übertrieben“, sagte Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte bei der Deutschen Sportjugend. „Fankultur lebt ja von Zuspitzungen.“ Es sei zwar etwas anderes, wenn Nationalspieler statt Fans einen solchen Tanz aufführten. Das Gaucho-Lied sei aber einfach eine Persiflage auf die Stimmungslage nach einem Fußballspiel. „Die einen schlurfen eben traurig nach Hause und die anderen singen und tanzen.“ Der Begriff Gaucho steht in mehreren südamerikanischen Ländern für berittene Viehhirten. Die Tanzeinlage ist allerdings weder neu noch richtet sie sich speziell gegen die argentinische Mannschaft.

„Maradona ist viel größer als Pelé“

Entertainer Oliver Pocher bückte sich beispielsweise im Anschluss an die Europameisterschaft 2008 auf der Berliner Fanmeile auf Kosten deutscher EM-Gegner wie Spanien. Fußballfans führten den Tanz bereits vorher auf.
Die argentinische Nationalmannschaft hatte sich ebenso wie deren Fans während der WM mit dem Lied „Decime qué se siente“ über den Gastgeber und Fußball-Erzrivalen Brasilien lustig gemacht. Darin heißt unter anderem „Maradona ist viel größer als Pelé“. (dpa)

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