DFB-Trainingslager WM 2014: Nationalmannschaft nach Autounfall geschockt
Einen Tag nach dem schweren Autounfall will sich der DFB zu Einzelheiten äußeren. Benedikt Höwedes und Julian Draxler waren als Beifahrer mit in dem Mercedes. Ein deutscher Urlauber wurde schwer verletzt.
Es war eine illustre Runde, die sich am Dienstag zur Mittagsstunde im Medienzentrum der deutschen Fußball-Nationalmannschaft präsentierte: der Weltklassegolfer Martin Kaymer, Formel-1-Pilot Nico Rosberg, dazu Pascal Wehrlein, die neue Motorsporthoffnung aus der DTM, und Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Es ging um allerlei launige Dinge und vor allem um den gemeinsamen Sponsor Mercedes-Benz. Am Nachmittag sollte es noch ein paar schöne Bilder von einer rasanten Autofahrt durch die Südtiroler Bergwelt geben.
Dass der Werbedreh für den Sponsor der Nationalmannschaft als PR-Desaster endete, war noch das geringste Übel. Bei einem Unfall auf einer engen Bergstraße direkt oberhalb des deutschen Trainingsplatzes wurden zwei Unbeteiligte verletzt. Es soll sich um einen 63 Jahre alter Urlauber aus Deutschland handeln und einen Einheimischen aus dem Passeiertal, der als Streckenposten eingesetzt war. Der Tourist wurde so schwer verletzt, dass er mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus ins 50 Kilometer entfernte Bozen geflogen werden musste. Seine Frau, die den Unfall miterlebte, stehe unter Schock, sagte Rosemarie Pamer, Bürgermeisterin der Gemeinde St. Martin. Der Streckenposten wurde mit dem Krankenwagen ins nahe gelegene Meran gebracht.
Für Mittwoch, 12 Uhr, hat der Verband nun in Südtirol eine Pressekonferenz angekündigt. Dabei sollen weitere Informationen zu dem Unfall genannt werden.
Offenbar waren Zuschauer über Schleichwege an die eigentlich abgesperrte Strecke gelangt. Rosberg, in dessen Auto der Schalker Julian Draxler auf dem Beifahrersitz gesessen haben soll, war nach Berichten von Augenzeugen bei einer Bergabfahrt von einer Frau am Fahrbahnrand offenbar irritiert worden und bremste plötzlich. Der hinter ihm fahrende Wehrlein erfasste die beiden Männer, als er Rosberg ausweichen wollte. Bei ihm im Wagen soll Draxlers Schalker Teamkollege Benedikt Höwedes gesessen haben. Die Autos sollen nicht mit gemäßigtem Tempo am Unfallort unterwegs gewesen sein, berichtete die Bürgermeisterin.
Die Sportler blieben unverletzt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sprach wie Rosberg sein großes Bedauern über den Unfall aus. Ein eigentlich für den späten Nachmittag geplantes Testspiel der Nationalmannschaft gegen die eigene U 20 wurde abgesagt.
Bierhoff spielt Führerscheinentzug für Löw herunter
Angesichts des Unfalls rückten andere Themen deutlich in den Hintergrund, erfreuliche wie unerfreuliche. Philipp Lahm konnte am Dienstag nach seiner Sprunggelenksverletzung zumindest das Lauftraining wieder aufnehmen. Zudem ist mit der Ankunft von Sami Khedira in Südtirol der Kader von Bundestrainer Joachim Löw jetzt endlich komplett. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid versäumte am Dienstag allerdings wegen einer leichten Erkältung das Training. Davon abgesehen ist Khedira jedoch laut Manager Bierhoff sofort einsatzfähig.
Eher zur Unzeit kam am Dienstag die Meldung auf den Markt, dass Joachim Löw seinen Führerschein hat abgeben müssen, weil er wiederholt zu schnell gefahren war. Die Pressestelle des DFB verbreitete eine angemessen reuige Reaktion des Bundestrainers: „Selbstverständlich stehe ich dazu, dass ich manchmal leider zu schnell gefahren bin, ich weiß, dass ich mich hier zügeln muss.“ Löw bekannte, dass er seine Lektion gelernt habe und sein Fahrverhalten in Zukunft ändern werde. „Es gibt da nichts schön zu reden, natürlich muss ich jetzt mit den Konsequenzen leben“, ließ Löw ausrichten.
Im Unterschied zur offiziellen Stellungnahme Löws spielte Manager Bierhoff die Angelegenheit weitgehend herunter. Der Verlust des Führerscheins sei „wirklich nichts Besonderes“, sagte er. „So was passiert.“ Da es Joachim Löw auch 2006 schon einmal passiert ist, schlug Bierhoff vor, den Bundestrainer nur noch Autos fahren zu lassen, „die tempolimitiert sind“. Trotzdem sieht der Manager der Nationalmannschaft keine Gefahr, „dass Jogi als Raser durchgeht“.
Bierhoff konnte auch keinen Konflikt erkennen zu dem selbst auferlegten Anspruch der Nationalmannschaft, eine Vorbildfunktion zu besitzen. Noch vor ein paar Tagen hatte er mit genau dieser Begründung scharfe Kritik am Dortmunder Nationalspieler Kevin Großkreutz geübt, der in der Nacht nach dem verlorenen Pokalfinale in die Lobby eines Berliner Hotels uriniert hatte. „Wir wollen immer Vorbild sein, aber wir sind auch Menschen“, sagte Bierhoff. „Da passieren natürlich auch Fehler.“
Als er die unerfreuliche Angelegenheit am Mittag mit ein paar lapidaren Bemerkungen abzuhandeln versuchte, konnte Bierhoff natürlich nicht ahnen, dass seine Sätze wenige Stunden später auch noch in einen ganz anderen Zusammenhang gebracht werden würden.