Zwischen Pilgerstätte und Pokal: Nach der Grillmeistermeisterschaft wird es ernst in der DEL
Schon bald beginnt in der Eishockey-Liga die Saison und in diesem Jahr sogar vor Publikum. Für die Fans hat die Liga einige erfreuliche Neuerungen parat.
Der erste Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wurde bereits vor der neuen Saison vergeben. 14 von 15 Teams kämpften im Sommer unter der Aufsicht eines professionellen Kochs um die „DEL Grill-Meisterschaft“, die Ligasponsor „Penny“ ausgelobt hatte. Den Titel sicherten sich – die Kölner Haie!
Die besten Tricks beim Angriff am Grill kamen von Colin Ugbekile und Alexander Oblinger, dem passionierten Hobbykoch. Endlich also wieder mal ein Titel für die Haie. Es sollte, wenn nicht ein mittelschweres Wunder passiert, fürs Erste auch der letzte gewesen sein für die Kölner.
Wenn die Haie nicht so gut spielen wie sie grillen können, dann wird der Meistertitel wohl zwischen den Adler Mannheim, RB München und den Eisbären aus Berlin ausgemacht, die sich in der vergangenen Notsaison etwas überraschend aber sehr überzeugend die Meisterschaft sichern konnten. Seinerzeit wurde der Punktspielbetrieb erst im Dezember aufgenommen, diesmal geht es schon am 9. September los – mit dem Spiel Berlin gegen München. Nach einer ultralangen Hauptrunde mit 56 Partien für jedes Team endet die Saison dann mit der Play-off-Finalserie im April.
Bis dahin ist es in unsicheren Zeiten ein langer Weg, dessen ist sich DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke bewusst. Zum Saisonstart sind zwar wieder Zuschauende erlaubt, allerdings aufgrund diverser Länderreglungen ist da kein Gleichgewicht. So darf zum Beispiel Iserlohn alle knapp 5000 Tickets verkaufen, dürfen die Kölner etwa 9000 von 18.500 Plätzen belegen und in Bayern wird noch gezittert, ob ein Schlüssel greift, der mehr als ein paar Hundert Fans in die Arenen lässt.
Die Liga hat erfreuliche Neuerungen parat
Die Umsatzeinbrüche der Liga in den jüngsten Jahren sind ein Resultat ausgefallener Zuschauereinnahmen für die Klubs und sind laut Tripcke dramatisch. In der letzten regulär ausgetragenen Spielzeit 2018/2019 gab es 130 Millionen Euro Umsatz in der Liga, in der Spielzeit darauf 125 Millionen Euro ohne Play-offs und in der Geisterspielzeit nur noch 84 Millionen. Jetzt muss es aufwärtsgehen, sonst ist die Wirtschaftlichkeit der Klubs in Gefahr.
Was wäre bei einem neuen Fan-Ausschluss? „Da sind wir so weit es geht, vorbereitet“, sagt Tripcke. „Aber wenn es so weit kommt, haben ganz andere auch große Probleme in Deutschland.“
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Die Liga spielt aber nicht nur vor dieser Drohkulisse, sondern hat auch erfreuliche Neuerungen parat, wie etwa den Auf- und Abstieg. Die Bietigheim Steelers sind neu am Start, abgestiegen ist zuletzt wegen Corona noch keiner. Diesmal muss ein Team runter, was den Wettbewerb anheizt. Volker Schoch, Geschäftsführer der Steelers aus der Kleinstadt unweit von Stuttgart, schwäbelt geduldig vor, dass man den Etat um 20 Prozent erhöht habe, die Halle mit knapp 5000 Fans auslasten dürfe, aber ganz genau rechne. „Wir sind auch auf einen möglichen Abstieg in die DEL2 vorbereitet“, sagt er.
Pilgerstätte für Eisbären-Fans
Klingt so, als müssten sich die Etablierten keine Sorge machen. Nicht auszudenken, was wäre, wenn die Haie mit ihrer Mega-Arena abstiegen. Aber so schlecht sind sie dann ja auch nicht, obwohl eher Teams wie Iserlohn oder Schwenningen zuzutrauen ist, das sie die Topteams Mannheim, München und Berlin gefährden.
Apropros Eisbären: Der Ligasponsor eröffnet in der Berlin bald einen Markt „komplett im Eisbären-Design, also den Meistermarkt“, wie der Marketingchef der Supermarktkette sagt. Er verspricht eine „Pilgerstätte für Eisbären-Fans“. Das wäre ein Ding. Wahrscheinlicher ist aber, dass viele Berliner Fans lieber in eine volle Arena pilgern wollen.