Der Abstieg von 1860: Münchens traurige Liebe
Unser Autor Benedikt Voigt ist schon lange Fan von 1860 München und hat auch seinen Sohn angesteckt. Jetzt entschuldigt er sich bei ihm.
Am Dienstagabend habe ich mich bei meinem sechsjährigen Sohn entschuldigt. Dafür, dass ich ihm diesen Verein ins Herz gelegt habe. Längst singt er, wenn er selbstvergessen vor sich hin spielt, die inoffizielle Vereinshymne der „Vorstadtkönige“ vor sich hin: „Ja das ist Münchens große Liebe, Stolz von Giesing, TSV.“ Natürlich hat auch er längst mitbekommen, dass der TSV München von 1860 ungefähr genauso oft verliert wie der andere Verein aus München gewinnt. Aber das hat die wenigen Siege nur umso schöner gemacht.
Gott sei Dank weiß er noch nicht viel über das strukturelle Chaos im Umfeld der Sechziger, den durchgeknallten Investor, die Trainerwechsel, die ewigen Finanz- und Stadionprobleme und so weiter und so fort. Auch von den Ausschreitungen am Dienstag hat er nicht viel mitbekommen. Er weiß noch nicht, dass nun wieder lange Jahre in den Niederungen des Fußballs drohen, Dritte Liga, Regionalliga. Wie damals in den Achtzigerjahren, als sich die Löwen neun lange Jahre in der Bayernliga mühten.
Doch das war auch die Zeit, in der ich mich für die Löwen zu begeistern begann. Weil sie anders waren als das andere Team in München, weil 20.000 Zuschauer ins Grünwalder Stadion kamen, obwohl die Gegner SV Lohhof oder SpVgg Plattling hießen. Seitdem freu’ ich mich, wenn ich an der Supermarktkasse 18 Euro und 60 Cent bezahlen darf, und inzwischen freut sich auch mein Sohn, wenn Verkehrsschilder Höchstgeschwindigkeit „60“ zeigen. Und daran wird sich auch so bald nichts mehr ändern. „Ist schon okay“, hat er geantwortet.
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