Saison-Vorbereitung mit Problemen: Moritz Reichert ist neuer Kapitän der BR Volleys
Der deutsche Nationalspieler Reichert folgt auf Sebastian Kühner. Zum Saisonstart werden den Berlinern mal wieder wichtige Spieler fehlen.
Es war keine Überraschung – und doch war der Applaus entsprechend groß, als ein noch offenes Geheimnis bei der Saisonauftaktfeier der BR Volleys verkündet wurde. Wer würde Sebastian Kühner als Kapitän nachfolgen? Trainer Cedric Enard, der 30 Stunden zuvor noch als Co-Trainer der französischen Nationalmannschaft bei der EM am Parkett gestanden hatte, setzte ein breites Lächeln auf, als er den Namen aussprach: Moritz Reichert.
Reichert selbst ist auch erst seit Sonntag wieder zurück in Berlin. Mit der deutschen Nationalmannschaft schied er im EM-Viertelfinale gegen Polen aus. Jenes Team, gegen das auch Enard mit Frankreich im Spiel um Platz drei verlor. Eine Überraschung war seine Nominierung als Kapitän auch für ihn natürlich nicht mehr. Bereits vor der Europameisterschaft hatte sich das in Gesprächen mit Enard herauskristallisiert.
„Mein verlängerter Arm auf dem Feld“ solle Reichert sein, sagte Enard – eine Rolle, die Sebastian Kühner so erfolgreich eingenommen hatte, der seine Karriere nach der Deutschen Meisterschaft im Mai beendet hatte. Neben Kühner haben auch Egor Bogachev, Nicolas Rossard, Kyle Russell, Dustin Watten und Adam White den Verein verlassen. Neu dabei sind dafür Kyle Ensing, JT Hatch, Cody Kessel, Adam Kowalski, Pierre Pujol und Julian Zenger.
Reichert bringt trotz seiner erst 24 Jahre viel Erfahrung mit, kam wie Enard im Sommer 2018. Er wurde bereits mit dem VfB Friedrichshafen 2015 Deutscher Meister und Pokalsieger, 2018 französischer Meister mit Tours – und schließlich 2019 Meister mit den BR Volleys.
Im entscheidenden fünften Satz des fünften Spiels in Friedrichshafen war ausgerechnet Reichert es, der mit seinem Aufschlag den entscheidenden Punkt zum Titel holte. Groß beschäftigen konnte er sich mit seiner nun neuen Rolle noch nicht. „Ich freue mich erst einmal, wieder in Berlin zu sein“, sagt Reichert.
Zum Trainingsauftakt im August waren es nur vier Spieler
Und mit ihm in Berlin sind mittlerweile neun der 13 Spieler, die zum neuen Kader der BR Volleys gehören. Jeffrey Jendryk, Benjamin Patch und Sergey Grankin weilen noch beim World Cup in Japan, Nicolas le Goff hat noch Urlaub nach der EM, die für ihn später endete als für Reichert oder auch den deutschen Libero Julian Zenger. „Wir haben noch nicht alle zusammen, aber immerhin sieht es wieder wie eine Mannschaft aus“, erklärt Cedric Enard. Seit Jahren sind die Volleys unzufrieden mit dem Kalender des Volleyball-Weltverbandes, der es unmöglich macht, dass alle Spieler zum Saisonstart in Berlin sind.
Dabei sah es bis zu dieser Woche noch schlimmer aus. Zum Trainingsauftakt im August waren es nur vier Spieler, dann musste auch noch Enard weg. „Die Vorbereitung ist wie in der vergangenen Saison“, sagt er – auch da fehlten wichtige Spieler zu Beginn. Erst am 17. Oktober werden alle 13 Spieler wieder an Bord sein. Dann werden die BR Volleys allerdings schon zwei Meisterschaftsspiele absolviert haben. Los geht es am 12. Oktober mit dem Auswärtsspiel in Königs Wusterhausen.