Floyd Mayweather schlägt Manny Pacquiao: Money besiegt Pacman - doch der "Jahrhundertkampf" enttäuscht
Floyd Mayweather hat den lange erwarteten Rekord-Boxkampf gegen Manny Pacquiao gewonnen und bleibt Weltmeister im Weltergewicht. Pacquiao verwirrt danach mit der Behauptung, er habe verletzt geboxt.
Noch im Ring brachte Floyd Mayweather das fehlende Drama und die ausgebliebene Action auf den Punkt: „Ich bin glücklich, dass ich ihn in Schach gehalten habe.“ Ihn – das war Manny Pacquiao (36), der Filipino, der in der MGM Grand Garden Arena von Las Vegas angetreten war, dem „Moneymaker“ mit brachialen Non-Stopp-Attacken das Großmaul zu stopfen. Wenn beim Boxen jedoch Schach gespielt wird, kann kein Spektakel herauskommen. Schon gar kein Jahrhundertkampf. Es blieb beim Jahrhundert-Hype vor dieser Weltmeisterschaft im Weltergewicht, den die Unmengen von dreistelligen Millionen-Dollar-Summen befeuert hatten.
Nach zwölf wenig aufregenden Runden hieß der Punktsieger – wie allseits erwartet und völlig verdient – Floyd Mayweather (38). Der schnellfüßige, gummiartige Phantom-Fighter, immer da und doch wieder weg, tat gerade soviel, um mit linken Jabs und spärlichen rechten Einzeltreffern stets die Kontrolle zu behalten und die drei Punktrichter zu überzeugen. Deutliche Wertungen von einmal 118:110 und zweimal 116:112 Punkten dokumentieren zu Recht, wer Chef im Ring war. Mayweather junior erzählte auch von Mayweather senior, seinem Chefsekundanten: „Mein Vater wollte immer, dass ich mehr tue.“ Das wollten auch die 16500 Zuschauer in der ausverkauften Arena und die Zig-Millionen rund um die Welt vor den Fernseh-Bildschirmen.
Philippinischer Haudrauf ohne Wirkung
In den beiden Schlussrunden folgte der Junior gehorsam der ungehaltenen Aufforderung seines Vaters, schlug mehr zu und tanzte weniger weg, demonstrierte seine Verteidigungs-Virtuosität und seine Angriffs-Technik, reckte mitten im vergeblichen letzten Versuch Pacquiaos, ihn endlich doch noch zu stellen, die rechte Faust in Siegerpose in die Höhe.
Beide Fäuste riss Pacquiao beim Schlussgong hoch, im Irrglauben, der Sieger zu sein. Beim Fernseh-Reporter im Ring beschwerte sich dann der Unterlegene: „Die Punktwertungen haben mich sehr überrascht. Ich dachte, ich habe gewonnen. Er hat nichts gemacht und ist nur ausgewichen. An den Seilen habe ich ihn doch gehabt.“ Aber viel zu selten und ohne jegliche Wirkung – wie in der zehnten Runde. Da schüttelte der getroffene Mayweather verächtlich den Kopf und lachte den Haudrauf aus. Der philippinische Volksheld erklärte später, eine im Training erlittene Schulterverletzung habe ihn behindert. Eine schmerzstillende Spritze habe die Boxbehörde von Nevada untersagt.
Dollarrausch für beide Boxer
Im Sky-Studio in München-Unterföhring staunten die beiden Weltmeister Artur Abraham und Marco Huck in einer Talkrunde, wie ihr Trainer Uli Wegner (73) als Experten-Kommentator vor Ort in Las Vegas Runde um Runde Pacquiao vorne sah und das Urteil nicht fassen konnte. „Uli hat eben nur die Action Pacqiuaos gesehen und nicht die Kunst Mayweathers“, sagte Abraham nachsichtig – und enttäuscht: „Ich habe einen besseren Kampf erwartet, aber beide waren zu vorsichtig.“ Graciano Rocchigiani urteilte kurz und bündig: „Ein langweiliger Scheißkampf“.
Vom Jahrhundertkampf blieb nur der Dollarrausch. Die garantierten Rekord-Börsen von 120 Millionen Dollar für Mayweather und 80 Millionen für Pacquiao könnten sich auf 180 und 120 Millionen steigern, wenn die erwarteten astronomischen Pay-Per-View-Summen von rund 400 Millionen Dollar tatsächlich auch eingenommen wurden.
Ziel Rocky Marciano
Sportlich ist nicht einmal das Etikett Kampf des Jahrzehnts im noch jungen 21.Jahrhundert angebracht. Das war vor vierzig Jahren anders: Die Ringschlachten Muhammad Ali gegen Joe Frazier (Fight of the Champions 1971 und Thrilla in Manila 1975) und gegen George Foreman (Rumble of the Jungle 1974) sind dann auch als Jahrhundert-Dramen in der Boxgeschichte verewigt.
Die enttäuschende, schwache Vorstellung Pacquiaos und die souveräne Performance Mayweathers lassen einen Ruf nach Revanche verstummen. Floyd „Money“ Mayweather (48 Siege, 0 Niederlage), der sich voller Berechtigung rühmen darf, der bestbezahlte Boxer der Ring-Historie zu sein und zu bleiben, giert nun nach einer anderen Bestmarke im Geschichtsbuch der Fäuste: Rocky Marciano übertreffen, der 1956 mit 49 Siegen ungeschlagen zurücktrat. Dem Champion im Weltergewicht fehlen noch zwei Siege, um den legendären Weltmeister im Schwergewicht zu übertreffen.
Hartmut Scherzer