Olympiasieg für Savchenko und Massot: Mit Weltrekord-Kür zum Gold im Eiskunstlauf
Zweimal hat Aljona Savchenko Gold im Eiskunstlauf verpasst. Nach dem Kurzprogramm drohte ihr mit ihrem neuen Partner die nächste Enttäuschung. Doch dann gelingt die Sensation.
Da hatten sie beide gerade diese geradezu unverschämt gute Kür gelaufen, diese Kür ohne Tadel. Und wie ein Boxer, der auf das technische K.o. des Gegners wartet, beugte sich Bruno Massot energisch blickend auf der Bande lehnend vor. Eine Drohgebärde. Wenn jetzt noch irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, ihm seinen Lohn abspenstig zu machen, dann... aber es ging gut.
Massot wartete mit seiner Partnerin Aljona Savchencko auf die Wertung nach der Kür im olympischen Eiskunstlauf der Paare. Als sie kam, schlug er mit den Händen mehrmals auf die Bande, stand auf und schrie alle Anspannung heraus. Wahnsinn, Weltrekord. Nach dem verpatzten Kurzprogramm am Mittwoch hatten Aljona Savchenko und Massot nur auf dem vierten Platz gelegen, doch der Weltrekord in der Kür mit 159,31 Punkten brachte ihnen dann am Donnerstag in der Eis-Arena von Gangneung das, wofür Savchenko seit über einem Jahrzehnt gekämpft hat: Olympisches Gold im Paarlauf.
Bronze war "scheiße"
In Sotschi 2014 hatte Savchenko mit Robin Szolkowy noch die Goldmedaille verschenkt, Bronze war „scheiße“, wie sie damals unmittelbar auf der Pressekonferenz unüberhörbar vor sich hinsagte – also kein Trost. Zumal sie diese Medaille schon 2010 in Vancouver geholt hatten. Sie sagte in Sotschi: „So wollen wir unsere zehn Jahre nicht abschließen, wir werden bei der WM im März in Japan starten.“ Aber sie musste sich dann doch einen neuen Partner für ihr Projekt holen.
Der Mann aus Chemnitz hörte auf, die gebürtige Ukrainerin machte weiter. Immer weiter für ihren Traum und den erfüllte sie sich nun mit dem gebürtigen Franzosen Massot. Es ist also ein modernes deutsches Paar, das da nun bei den Winterspielen Gold geholt hat – als erstes deutsches Paar seit Ria und Paul Falk im Jahr 1952 in Oslo.
Schon beim Einlaufen kurz vor dem Auftritt der letzten vier Paare war bei Savchenko diese besondere Entschlossenheit anzumerken. Sie lief sehr konzentriert wirkend über das Eis, mit raumgreifenden Schritt, rustikalen Bewegungen, fast in der Manier einer Eishockeyspielerin. „Platz da, jetzt komme ich“ - hieß das womöglich übersetzt. Das illustrierte aber auch Selbstbewusstsein, die Konkurrenz las das sicher so.
Nordkoreanische Staatsfans sorgen für Stimmung
Doch bis die beiden Deutschen kamen, war es zunächst ein etwas merkwürdiger Vormittag in einer nicht gerade vollen Halle im Olympia-Park. Zunächst plätscherten die Kür-Aufritte der schlechter platzierten Paare so vor sich hin. Das Berliner Paar Annika Hocke und Ruben Blommaert landete auf dem letzten und 16. Platz. Und danach übernahm der Trupp nordkoreanischer Staatsfans in gewohnter Einheitskleidung die akustische Regie. Sie schwenkten ihre Windelemente und brüllten im Takt: „Ryom-Kim-JU-Sik“. Rang 13 gab es aber nur für das nordkoreanische Paar Ryom Tae Ok/Kim Ju Sik und die Staatsfans aus der benachbarten Diktatur wurden umgehend aus der Arena geleitet. Der Spuk war vorbei.
Es hätte die Delegation aus Nordkorea womöglich weniger interessiert, was dann noch kam. Dabei war es sportlich bis dato bis jetzt einer der Höhepunkte der Spiele von Südkorea: Mit ihrer Fabelkür zu „La Terre vue du ciel“ von Armand Amar und dem Traumergebnis ließen die beiden deutschen Starter die Weltmeister Sui Wenjing/Han Cong aus China (235,47) sowie die Kanadier Meagan Duhamel/Eric Radford (230,15) hinter sich. 157,25 war die bisherige Weltrekordmarke, im Dezember 2017 erst gesetzt von Savchenko und Partner in der Kür beim gewonnenen Grand-Prix-Finale.
Auch Robin Szolkovy war natürlich am Donnerstag in der Halle, die Gratulation an die einstige Partnerin dürfte ihm schwer gefallen sein. Der Chemnitzer trainierte schließlich das russische Paar Jewgenija Tarassowa und Wladimir Morosow und das wurde auch wegen Savchenko und Massot schließlich auf Platz vier verdrängt.
Aljona Savchenko (34 Jahre) und Bruno Massot (29 Jahre) sind ja nun nicht mehr die Jüngsten, insofern war es wohl vor allem für die gebürtige Ukrainerin die letzte große Chance. Sie hat sie genutzt. Aljona Savchenko sagte kurz nach dem Triumph: „Das der Moment meines Lebens. Es ist eine wunderschöne Geschichte.“ Und: „Wir haben Geschichte geschrieben!“