Unions Fans beim 1:1 gegen Freiburg: Mit Pauken, ohne Trompeten
Der Anhang des 1. FC Union gibt trotz Sangesverbot alles im Stadion An der Alten Försterei, es reicht aber nicht zum Sieg gegen Freiburg.
Christian Arbeit ist musikalisch durchaus talentiert, das ist beim alljährlichen Weihnachtssingen gut zu sehen und zu hören. Beim Heimspiel gegen den SC Freiburg am Samstag zeigte der Stadionsprecher des 1. FC Union, dass er bei Bedarf auch als Musiklehrer in der Grundschule zu gebrauchen wäre. „Fußballgott kann man auch klatschen“, sagte Arbeit und übte mit den 4300 Zuschauern im Stadion An der Alten Försterei noch vor der Verlesung der Berliner Mannschaftsaufstellung.
Das klappte dann auch ganz gut: „Fuß-ball-gott“ – klatsch, klatsch, klatsch – schallte es nach jedem Spielernamen durch das Stadion. Die Fans machten trotz des Gesangs- und Anfeuerungsverbots viel Lärm, hatten Topfdeckel, Rasseln, Tröten und sogar ein Nebelhorn dabei.
Die gute Vorstellung ihrer Mannschaft gab ihnen auch viel Anlass, ihre mitgebrachten Utensilien einzusetzen. Wie schon in Gelsenkirchen vor einer Woche zeigte Union eine spielerisch und kämpferisch starke Leistung. Doch wie schon gegen Schalke reichte es auch gegen Freiburg nur zu einem 1:1 (1:1). „Die Fans haben das Beste daraus gemacht“, sagte Unions Torwart Andreas Luthe. „Die Rufe waren nicht da, das Klatschen war aber laut genug. Daran hat es heute nicht gelegen.“
Nachdem Union seit März in der Coronavirus-Pandemie oft ein eher fragwürdiges Bild in der Öffentlichkeit abgegeben hatte, nahm Arbeit noch vor dem Spiel auf die Kritik Bezug. „Zeigen wir den Leuten, dass uns das nicht egal ist, dass wir das ernst nehmen“, sagte er.
Topfdeckel, Rasseln, Tröten – Unions Fans zeigten sich kreativ
Anders als beim Testspiel gegen Hannover, als die Fans trotz Verbots noch munter sangen und Union keine Anstalten unternahm, sie auf die Infektionsschutzverordnung hinzuweisen, gab es nun visuelle und akustische Hinweise. Bis auf ein paar vereinzelte Rufe hielten sich die Zuschauer an die Regeln.
So positiv wie sich die Fans präsentierten, so gut starteten auch die Berliner Profis ins Spiel. In der Anfangsphase war es Joel Pohjanpalo, der die Führung mehrfach verpasste. Der finnische Stürmer hat bisher alle seine Bundesliga-Tore als Joker erzielt – und dabei blieb es trotz guter Chancen.
Erst stocherte er nach einer Flanke von Marcus Ingvartsen erfolgreich nach dem Ball, dieser wurde dann aber noch geklärt. Kurz darauf wollte Max Kruse für Pohjanpalo querlegen, köpfte aber zu nah ans Tor. Nach einer Flanke des schnellen Sheraldo Becker köpfte der Finne dann aus guter Position zu hoch.
Union hatte das Spiel im Griff und ließ den Ball gekonnt laufen. Zwar startete Trainer Urs Fischer im Vergleich zum Schalke-Spiel mit zwei Änderungen – Christian Gentner für den verletzten Grischa Prömel, Ingvartsen für Marius Bülter –, doch es war deutlich zu erkennen, wie gut die Berliner mittlerweile eingespielt sind. „Wir haben zu viele einfache Passfehler gemacht und Union damit in die Karten gespielt“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. „Wir müssen aber auch sagen, dass Union einfach gut war, ballsicher war.“
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Von Freiburg kam lange sehr wenig, teilweise machten die Gäste nicht mal den Eindruck, an Ballbesitz interessiert zu sein. Umso überraschender war dann die Führung des Sport-Clubs, die Union mit einigen Fehlern aber wesentlich begünstigte. Erst wollte Ingvartsen eine Ecke verhindern und stoppte den Ball perfekt für einen Freiburger. Dann stand die letzte Berliner Reihe ungeordnet und erlaubte Vincenzo Grifo halblinks im Strafraum einen freien Abschluss. Das nutzte der italienische Nationalspieler mit einem präzisen Flachschuss, der vom rechten Innenpfosten ins Tor sprang.
Es verging aber nicht mal genug Zeit, um sich über die vergebenen Chancen sowie den Rückstand zu ärgern, da hatte Union bereits wieder ausgeglichen. Robert Andrich bestrafte die Passivität der Freiburger Hintermannschaft und schoss aus der zweiten Reihe, abgefälscht von Dominique Heintz, zum Ausgleich ein. „Das 1:1 war schrecklich, viel zu einfach. Du kannst immer Tore kassieren, aber nicht so“, ärgerte sich Streich.
Nach der Pause hatten beide Teams je eine gute Chance, bis das Spiel langsam seinen Rhythmus verlor. Für etwa 20 Minuten gelang den 22 Akteuren auf dem Rasen nicht viel, doch für die Schlussphase brachte Unions Trainer Urs Fischer mit seinen fünf Einwechslungen neuen Schwung. Die Berliner drückten auf den Siegtreffer und hatten durch Marvin Friedrich auch noch zwei gute Chancen. Doch sowohl sein Weitschuss als auch ein Kopfball verpassten das Freiburger Tor knapp. „Ich habe ein tolles Spiel gesehen mit toller Stimmung. Kompliment an die Fans“, sagte Fischer. „Mit dem Resultat dürfen wir aber nicht zufrieden sein. Wenn du so viele Möglichkeiten hast, musst du gewinnen.“