71 Tore in 137 Länderspielen: Miroslav Klose erklärt Rücktritt aus Nationalteam
Nach 13 Jahren in der deutschen Nationalmannschaft ist Schluss: Der Stürmer und Fußball-Weltmeister Miroslav Klose beendet seine Karriere in der DFB-Auswahl.
Bei vielen großen Fußballern ist es so, dass ein Moment ihrer Karriere im Licht der modernen Sportewigkeit strahlt. Bei Miroslav Klose ist es nicht so. Der Angreifer wird nicht allein als Weltmeister in die Geschichte eingehen, nicht nur WM-Rekordtorschütze sein oder der Mann mit den kantig vorgetragenen Salti als Torjubel.
Miroslav Klose hatte nicht den einen großen Augenblick in seiner langen Laufbahn in der Nationalmannschaft, Klose hatte ein Dutzend großer Momente. Und das macht seine internationale Karriere zu einer ganz großen Karriere. Am Montag hat er sie beendet. Nach 13 Jahren. Keine große Überraschung angesichts seines Alters von 36 Jahren, aber eine kleine Überraschung gemessen an seinen Maßstäben. Es wäre denkbar gewesen, dass der unverwüstliche Klose auch noch ein paar Spiele drangehängt hätte. Er hätte das Freundschaftsspiel gegen Argentinien am 3. September zu seiner Abschiedsbühne machen können. Doch das wollte er nicht. Und auch das ist das Große an Miroslav Klose, diese Unaufdringlichkeit.
Nach Kapitän Philipp Lahm wird nun also auch Klose nicht mehr für Deutschland spielen. Nach 137 Länderspielen will er noch für seinen italienischen Arbeitgeber Lazio Rom stürmen. 71 Tore für Deutschland, 16 Treffer bei vier Weltmeisterschaften – mehr geht nicht. „Mit dem Titel in Brasilien hat sich für mich ein Kindheitstraum erfüllt“, sagt Klose. „Ich bin stolz und glücklich, dass ich diesen großen Erfolg für den deutschen Fußball mitgestalten durfte.“ Es könne für ihn „keinen schöneren Zeitpunkt geben, das Kapitel Nationalmannschaft zu beenden“.
Mit 16 Treffern ist Klose der erfolgreichste WM-Torschütze
Für nicht wenige Betrachter hätte Klose seine Nationalmannschaftskarriere schon vor der WM beenden können. Vor Brasilien gab es nicht wenige, die dem in Polen geborenen Mann nicht mehr viel zutrauten. Schließlich schien es vor allem darum zu gehen, den WM-Rekord des Brasilianers Ronaldo zu knacken. Nicht mal Bundestrainer Joachim Löw schien Klose zunächst mitspielen lassen zu wollen. Das 4:0 der Deutschen zum Auftakt sah Klose nur von der Auswechselbank aus. Doch schon im zweiten Spiel kam sein großer Auftritt: Spät eingewechselt, gelang Klose das 2:2 gegen Ghana. Ein wichtiges Tor für die Deutschen, wichtiger als die Tatsache, dass Klose mit Ronaldos Rekord gleichgezogen hatte – den er dann später mit seinem zweiten Turniertreffer im Halbfinale gegen Brasilien überbot.
Als Zugabe gab es dann schließlich im Finale den WM-Titel, bei dem Klose mit dem Siegtreffer nur indirekt etwas zu tun hatte: Torschütze Mario Götze wurde im Finale gegen Argentinien für Klose in der 88. Spielminute eingewechselt. So einen ganz großen Treffer, den hatte Miroslav Klose aber auch nicht mehr unbedingt gebraucht, um seine gigantische Karriere abzurunden: Der WM-Titel hat verhindert, dass die Fußballmenschheit auf die Idee kommt, Klose als das Gesicht einer titellosen, verlorenen deutschen Fußballergeneration zu brandmarken.
Gegen Argentinien läuft Klose zum letzten Mal für Deutschland auf
Miroslav Kloses Geschichte begann im März 2001, als er bei seinem Länderspieldebüt als 23-Jähriger den 2:1-Siegtreffer per Kopf gegen Albanien erzielte. 2002 im Stadion von Sapporo war er dann wieder auf diese Art zur Stelle. Beim 8:0 gegen Saudi-Arabien erzielte er drei Tore, alle mit dem Kopf und schlug Salti. Noch zwei Kopfbälle, noch zwei Salti gab es in den folgenden Vorrundenspielen gegen Irland und Kamerun. Mit jedem Treffer wuchs Kloses Außenwirkung, jeder Treffer schien den Schützen wiederum nach außen hin zu verunsichern. Es wirkte fast so, als habe er sich so eine große Bühne nicht zimmern wollen. In den K.o-Spielen 2002 traf Klose nicht mehr, im Finale gegen Brasilien gelang ihm wenig. Er bekam den Ruf des Stürmers, der nur gegen die Kleinen trifft. Klose köpfte dagegen an: Bei der WM 2006 gelang ihm im Viertelfinale gegen Argentinien der späte Ausgleichstreffer. Er hatte seinen Ruf gewonnen.
Dass er so lange im Nationalteam spielen konnte, lag vor allem auch daran, dass Klose immer modern war und den Stilwechsel zum zeitgemäßen Fußball mitmachen konnte, als einziger Spieler seiner Generation. In der vergangenen Woche haben sich Bundestrainer Joachim Löw und Miroslav Klose nun getroffen. „Ich habe sofort gespürt, dass seine Entscheidung steht, dass sie unumkehrbar ist, dass ich ihn nicht mehr umstimmen kann“, sagt Löw nun. Auf Klose sei immer Verlass gewesen. Vor allem auf dessen Fitness und Einstellung. Er habe „kaum einen Spieler erlebt, der mehr für Bodenständigkeit, Bescheidenheit, Fairplay, Professionalität, Verlässlichkeit und Teamgeist steht“.
Eine Saison lang können sich die italienischen Fußballfans noch daran erfreuen, dann läuft Miroslav Klose Vertrag in Rom aus. Und dann ist Schluss? Oder doch nicht? Miroslav Klose sagt: „Schauen wir mal, wie lange die Beine noch tragen.“