1. FC Union: Michael Parensen - einer für alles
Michael Parensen muss trotz seiner Flexibilität beim 1. FC Union um einen neuen Vertrag kämpfen. Die Zweitligisten setzen immer stärker auf Jüngere.
Geht es um Michael Parensen, vertritt André Hofschneider eine klare Position. „Der braucht nicht lange, um online zu sein. Eingewöhnungsprobleme kennt er nicht“, sagt der Trainer des 1. FC Union Berlin über seinen Spieler. Gegen Frankfurt (4:0) habe Parensen seinem Ruf wieder alle Ehre gemacht und gezeigt, dass er vielseitig verwendbar sei. Das klingt noch recht nüchtern formuliert. Tatsächlich verfügt der Berliner Zweitligist über keinen annähernd so flexibel einsetzbaren Fußballer. Außenverteidiger, Innenverteidiger, vor der Abwehr oder als offensiver Außenspieler – Parensen kann auf fast allen Positionen spielen. Im vergangenen Heimspiel stellte ihn Hofschneider als defensiven Mittelfeldspieler auf. Parensen hatte dort seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gespielt, trotzdem zeigte er eine hervorragende Leistung. Auch am Samstag beim 1:2 (0:0) im Auswärtsspiel beim MSV Duisburg ließ Hofschneider den 29-Jährigen vor der Abwehr spielen, weil Fabian Schönheim verletzt fehlte, genau wie Felix Kroos und Maximilian Thiel. Dafür kehrten Toni Leistner und Eroll Zejnullahu ins Team zurück.
Parensen wird in dieser Saison beim 1. FC Union also noch sehr gebraucht. Doch am Saisonende läuft sein Vertrag aus. Gespräche über eine Verlängerung gab es bereits, einigen konnte man sich aber offensichtlich noch nicht. Parensen hatte gegen Ende der vergangenen Saison einen Einjahresvertrag unterschrieben, nun möchte er mehr Planungssicherheit. Nach sieben Jahren in Berlin und der Rekordzahl von 165 Zweitliga-Einsätzen für den 1. FC Union sieht Michael Parensen das Ende seiner Fußballerkarriere am Horizont aufziehen. Noch ist es ein Stück weit entfernt, aber doch nah genug, um sich damit zu beschäftigen. Was kommt dann? Parensen würde gern im Fußballgeschäft bleiben. Im Herbst wird er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre abschließen, eine Position im kaufmännischen Bereich bei einem Klub würde ihn reizen. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen“, sagt er. Gern auch beim 1. FC Union.
Zweitligisten setzen eher auf viele Nachwuchsspieler
Sieben Jahre Berlin haben ihre Spuren hinterlassen, er mag die Stadt, aber Parensen und seine Ehefrau haben ihr familiäres Umfeld in Westdeutschland. Unions Fußballer möchte die letzten Jahre seiner Karriere an einem Ort verbringen und nicht jeden Sommer die Koffer packen, die Familie aus ihrem Umfeld reißen und weiterziehen. „Das sind natürlich alles Faktoren, die jetzt eine Rolle spielen“, sagt er. Nur sind in der Zweiten Liga inzwischen kaum noch Klubs gewillt, einem fast 30 Jahre alten Spieler einen langfristigen Vertrag vorzulegen. Die Sichtweise hat sich geändert, wie ein Blick auf die Zahlen verrät.
Die Zweitligisten werden immer jünger. In der Saison 2008/09 stellte der 1. FC Kaiserslautern mit einem Durchschnittsalter von 24,53 Jahren den jüngsten Kader der Zweiten Liga. Heute wären sie damit gerade noch so unter den Top fünf. Das älteste Team damals war der FSV Frankfurt mit im Schnitt 28,45 Jahren. Aktuell ist es Arminia Bielefeld. Die Spieler dort kommen auf einen Altersdurchschnitt von 27,1 Jahren.
Wurden Spieler im gehobenen Sportleralter vor nicht einmal zehn Jahren aufgrund ihrer Erfahrung gerade unterhalb der Bundesliga gern genommen, denken die Klubs heute eher wie Aktiengesellschaften. Spieler betrachten sie als Anlage, deren Wertsteigerung vielen Zweitligisten das wirtschaftliche Überleben sichert. Sprich, günstig einkaufen und für mehr Geld verkaufen. Diese Gleichung funktioniert mit einem 30-Jährigen nicht.
„Vielen Vereinen geht es heute nur noch um die Bildung von Transferwerten. Verdienste der Vergangenheit zählen wenig“, sagt der Berater Jörg Neblung. So nehmen Sportdirektoren lieber das Risiko in Kauf, bei einem der zahlreichen Nachwuchsspieler, die Jahr für Jahr auf den Markt drängen, nicht zu wissen, wie dessen Entwicklung verlaufen wird.
Bei Parensen wissen Unions Verantwortliche dagegen genau, was sie bekommen. Zuverlässigkeit, Flexibilität auf dem Feld und Führungsqualitäten in der Kabine. Das weiß auch Hofschneider. „Ich hätte nichts dagegen, dass er weiter bei uns spielt und seinen Rekord ausbaut“, sagt der Trainer des 1. FC Union. Michael Parensen auch nicht.