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Der Spielertrainer.
© AFP

Argentinien gegen Kroatien: Messi ändert die Startelf

Der Superstar gilt in der argentinischen Mannschaft als unantastbar, woraus selbst der ihm ergebene Trainer kein Geheimnis macht. Gegen Kroatien plant Messi nun ein paar Änderungen in der Startelf.

Lange nichts mehr gehört von Diego Maradona. Er trägt das Haar jetzt zurückgegelt und den Bauch etwas runder, mit dem großen Fußball hat er nichts mehr zu tun und ist doch immer noch Diego Maradona. Das genügt, um in Argentinien mal wieder einen mittelschweren Aufruhr zu veranstalten.

Maradona ist für ein paar Wochen nach Russland gefahren. Er tourt mit der argentinischen Nationalmannschaft durchs Land, posierte am Samstag mit einem Zigarillo auf der Tribüne des Moskauer Spartakstadions und wird heute als Ehrengast in Nischni Nowgorod erwartet, beim zweiten WM-Vorrundenspiel der Gruppe D gegen Kroatien.

Es geht mal wieder um die Rettung des Vaterlandes, darunter macht es einer wie Maradona nicht. Für den gar nicht so unwahrscheinlichen Fall, dass es nach dem bescheidenen 1:1 zum Auftakt gegen Island auch gegen die starken Kroaten nicht zu einem Sieg reichen sollte, hat er die Einreisebehörden in der Heimat schon mal darauf hingewiesen, den Trainer Jorge Sampaoli auf keinen Fall zurück ins Land zu lassen. „So, wie er spielen lässt, darf er nicht zurück nach Argentinien“, deklamierte Maradona in seiner Fernsehsendung „La Mano Del Diez“, die das venezolanische Fernsehen dieser Tage in Russland produziert. Keineswegs wolle er den Spielern Vorwürfe machen und schon gar nicht Lionel Messi, seinem späten Nachfolger im himmelblau-weiß gestreiften Trikot mit der Nummer 10. Es gebe keine Organisation auf dem Platz, keine Strategie, und ob Sampaoli denn nicht gewusst habe, „dass die Isländer alle 1,90 Meter groß sind“ und hohe Flanken in den Strafraum in diesem Fall kein besonders gutes Mittel seien?

Da ist schon was dran. Die Argentinier liefen am Samstag planlos und durcheinander über den Rasen und sie verteidigten so schlecht, wie sie das zuletzt bei der WM 2010 taten, damals unter dem Trainer Diego Maradona. Das mag ihn als Kritiker disqualifizieren, aber es spricht nicht gegen den Inhalt seiner Kritik. Sie trifft nur leider den falschen. Jorge Sampaoli ist zwar offiziell als Trainer beim argentinischen Fußballverband AFA angestellt und für die Betreuung der Nationalmannschaft zuständig. Aber die eigentlichen Entscheidungen trifft ein anderer, Sampaoli hat das selbst in einem unbedachten Nebensatz zugegeben, er lässt sich ungefähr so übersetzen: „Das ist nicht meine Mannschaft, das ist die Mannschaft von Messi.“

Nun war Messi selbst in Moskau auch nicht der Messi, der er selbst in seinen weniger guten Tagen beim FC Barcelona ist

Nie wieder seit Maradona 1986 hat ein Spieler ein Team auf so hohem Niveau so dominiert und geprägt, wie Lionel Messi das bei den Argentiniern handhabt. Im WM-Quartier Bronnizy südlich von Moskau ist es unter den argentinischen Reportern ein offenes Geheimnis, welche personellen Änderungen Messi dem ihm ergebenen Sampaoli für das zweite Spiel in Gruppe D diktiert hat. Lucas Biglia und Maximilialo Meza sollen raus und dafür Cristian Pavon und Paulo Dybala rein, was auch eine Änderung der taktischen Grundordnung bedeuten würde. Der Turiner Dybala soll nach Messis Willen den bisherigen Ein-Mann-Sturm in Gestalt von Sergio Aguero verstärken, auf dass er selbst ein bisschen mehr Platz in der Etappe hat.

Nun war Messi selbst in Moskau auch nicht der Messi, der er selbst in seinen weniger guten Tagen beim FC Barcelona ist. Immer wieder standen ihm zwei oder drei Isländer auf den Füßen, sodass er selten zu seinen Tempodribblings kam. Er gönnte sich viele Pausen, setzte die Kollegen selten erfolgversprechend in Szene und vergab auch die mit Abstand beste Torchance, mit einem bemerkenswert Lust- und ideenlos geschossenen Elfmeter. Egal, sagt Maradona, „er habe gearbeitet und sein Gesicht gezeigt. Und ist trotz der schlechten Vorbereitung seines Trainers sehr ruhig geblieben“, auch das spreche für seine Identifikation mit der Mannschaft.

Daran zweifelt ohnehin keiner mehr. Die Vaterlandsliebe, die dem Wahl-Katalanen Lionel Messi noch vor Jahren abgesprochen wurde, ist längst uneingeschränkter Bewunderung gewichen. In Moskau sangen die zu Tausenden angereisten argentinischen Fans auch nach dem verschossenen Elfmeter ihre lang anhaltenden „Messi! Messi!“- Chöre. Und doch ist die Lust an der eigenen Unangreifbarkeit für ihn bei der Nationalmannschaft schon seit Langem eine Last. Anders als in Barcelona gibt es in der Seleccion kein austarierendes Gegengewicht, keinen Iniesta oder Suarez, wie er sie in Barcelona hat. Keinen einzigen Titel hat Messi mit Argentinien gewonnen, zwischendurch auch mal seinen Rücktritt erklärt und seine Mannschaft dann doch im Alleingang nach Russland geschossen. Diese WM ist wohl seine letzte Chance, die Kroaten könnten sie schon heute zunichtemachen. „Messi ist 50 Prozent der argentinischen Mannschaft“, sagt Kroatiens Stürmer Ante Rebic. „Wenn wir ihn stoppen können, haben wir eine gute Chance.“ Die Isländer haben am Samstag vorgemacht, wie das funktioniert.

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