Herthas Trainer Pal Dardai: „Meine Spieler sind kein Material“
Im Fernsehinterview nach dem Pokal-Spiel gegen Dortmund zeigt Pal Dardai viel Gefühl für die deutsche Sportsprache. Herthas Trainer sollte damit viel bewegen. Ein Kommentar.
Der Moment mag auf den ersten Blick nicht glücklich gewirkt haben. Ein Trainer nach einer 0:3-Niederlage im Pokal-Halbfinale, dann nach so einem wichtigen Spiel wie dem von Hertha BSC am Mittwochabend, der ist natürlich emotional auf einem anderen Planeten und sagt schnell mal Dinge, die er sonst nicht sagen würde. Aber (der Ungar) Pal Dardai hat es in einem Punkt gemacht. Im Fernsehinterview nach Spielschluss ärgerte er sich zurecht über die Phrase „Spielermaterial“. Sein Einwand: „Meine Spieler sind kein Material.“
Fußballtrainer Pal Dardai bewegt sich in einem „Geschäft“, in dem Spieler „verliehen“, „verkauft“ oder als Zugang „gehandelt“ werden. Die Fußball- und Sportsprache ist durchsetzt von so unschönen Stanzen. Weltweit. Im US-Sport weder Spieler „gedraftet“ oder „getradet“ – dann schreiben wir Journalisten darüber, dass sich ein Verein die „Rechte an einem Spieler gesichert hat“. Die
„Ware Profi“, die „Ware Mensch“ muss das anscheinend aushalten. Gibt ja auch viel Geld dafür?
Die Arbeit der Fernsehkollegen muss nach Dardais Auftritt nicht prinzipiell infrage gestellt werden. Ganz so einfach ist es auch nicht, nach so einem Spiel wie am Mittwoch dem enttäuschten Verlierer die passenden Fragen zu stellen. Das können nur ganz wenige gut – besonders die, die ihre Sammlung an Stereotypen ausgemistet haben.
Akzeptabel ist das mit dem Menschen als Material nämlich nicht. Keine Entschuldigung ist, dass es sich eingebürgert hat im deutschen Sportsprachgut. Da kann das "Spielermaterial" jetzt sofort raus. Dass ein Trainer den Anstoß dafür gegeben hat, ist ein Erdrutsch für die Freunde des Teils der Sportsprache, der sich mit derlei dümmlichen Stanzen über die Runden hangelt. Nach Pal Dardais Interview sollte so schnell keiner mehr das Wort „Spielermaterial“ in den Mund nehmen und vielleicht auch mal über ein paar andere unglückliche Formulierungen nachdenken. Dazu hat Herthas Trainer den Anstoß gegeben. Großen Respekt davor!