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Pal Dardai wird Hertha BSC erst einmal fehlen.
© picture alliance/dpa
Update

Auch Trainer Pal Dardai infiziert: Mehrere positive Coronatests bei Hertha BSC – Spiel steht auf der Kippe

Das Training übernimmt Sportdirektor Arne Friedrich. Doch ob das Spiel überhaupt stattfinden kann, ist ungewiss.

Am Dienstagnachmittag war Trainer Pal Dardai mit Blick auf das Spiel am Sonntag beim FSV Mainz 05 guter Dinge. Alle ihm zur Verfügung stehenden Spieler seien fit, und er hoffe, dass das am Samstag beim Abschlusstraining auch so sei, sagte der Trainer von Hertha BSC..

Zwei Tage später war die Lage eine völlig andere: Wie der Fußball-Bundesligist mitteilte, wurde Dardai ebenso positiv auf das Coronavirus getestet wie Co-Trainer Admir Hamzagic und Stürmer Dodi Lukebakio. Alle drei und der mit Dardai eng befreundete Assistenztrainer Andreas Neuendorf befinden sich bis 28. April in häuslicher Quarantäne. Neuendorf gilt als Kontaktperson ersten Grades. Die Betroffenen sind symptomfrei.

Dardai vertreten soll nun Sportdirektor Arne Friedrich. Der 41-Jährige besitzt eine Trainer-A-Lizenz. In diesem Bereich tätig war er bisher nur als Co-Trainer der deutschen U-18-Nationalmannschaft. Bei Hertha wird Friedrich Unterstützung erhalten. Und zwar von Malik Fathi, Trainer der U23 in der Regionalliga, und dessen Assistenten Levent Selim.

Dardais Sohn Marton ist nicht in häuslicher Quarantäne. Der Abwehrspieler wohnt derzeit nicht zu Hause, sondern lernt in der leerstehenden Wohnung seines Bruders Palko, der in Ungarn spielt, für das Abitur. Torwart Rune Jarstein, vor knapp zwei Wochen positiv getestet, war bis Donnerstag in Quarantäne.

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Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf hatten sich die Mannschaft, weitere Mitglieder des Trainerteams und enge Mitarbeiter um den Kader nach den neuen Coronafällen in behördlich angeordnete Isolation begeben. Das gemeinsame Quartier sollte bis zum 28. April bezogen und lediglich für Trainingseinheiten und Spiele verlassen werden.

„Mit maximalen Kontaktbeschränkungen und täglichen PCR-Testungen werden wir größtmögliche Sicherheit schaffen“, sagte Sportdirektor Friedrich am Donnerstagvormittag. „Wir hatten nach Rücksprache mit unserem Hygienebeauftragen in der zurückliegenden Länderspielpause die Hygienemaßnahmen bereits nochmal verschärft, haben beispielsweise tägliche Schnelltests umgesetzt, bevor sie zur Pflicht im DFL-Hygienekonzept wurden.“

Am Nachmittag soll es laut „Bild“-Zeitung einen weiteren Coronavirus-Verdachtsfall im Team gegeben haben. Der Verein äußerte sich nicht offiziell. Die Ergebnisse der PCR-Tests nach dem Training lagen am Abend noch nicht vor. Von den Ergebnissen wird abhängen, wie es weitergeht. In der Zweiten Liga etwa fielen bislang schon neun Begegnungen aus, weil die zuständigen Gesundheitsämter für komplette Mannschaften häusliche Isolation angeordnet hatten. Es betraf den Karlsruher SC, Holstein Kiel und den SV Sandhausen.

Sollte es bei Hertha weitere positive Tests geben und die Ansteckung aus der Mannschaftskette kommen, wird sich ebenfalls das ganze Team in häusliche Quarantäne begeben müssen. „Dann ist der Spielbetrieb nicht aufrecht zu erhalten“, sagte Detlef Wagner, Bezirksstadtrat für Soziales und Gesundheit der „Bild“. Etwas anderes wäre es nur, wenn belegt werden könne, dass sich Spieler außerhalb der Mannschaft angesteckt hätten.

Müsste Hertha aussetzen, wären gleich drei Spiele betroffen: Neben dem in Mainz auch das gegen den SC Freiburg am Mittwoch und beim FC Schalke 04 am Samstag danach. Was wiederum hieße, dass ab Anfang Mai in kurzer Abfolge die sechs noch ausstehenden Partien ausgetragen werden müssten. Eine solch hohe Belastung nach längerer Trainingspause wäre mit Sicherheit ein Nachteil im Abstiegskampf.

Aber auch wenn Hertha wie geplant spielen darf, wird es äußerst kompliziert. Dardai hat seit Amtsantritt einiges bewegt, doch Automatismen, die über mehrere Spiele greifen, gibt es kaum. Der Trainer muss oft eingreifen. Das tut er von außen, aber vor allem in der Halbzeitpause. Ein Beispiel gab es am vergangenen Wochenende. Hertha war gegen Borussia Mönchengladbach in Überzahl in Führung gegangen, lag jedoch zur Pause 1:2 zurück. „In der Halbzeit musst du Ordnung schaffen und so mit der Mannschaft reden, dass die Spieler rausgehen und versuchen, es noch zu drehen“, sagte Dardai. Der Endstand lautete dank einer deutlichen Steigerung 2:2. Auch in anderen Partien bewirkte der Coach mit seiner Ansprache, taktischen Änderungen und Spielerwechseln Positives. Beim VfB Stuttgart holte Hertha nach Rückstand ebenfalls einen Punkt, gegen den FC Augsburg hieß es erst 0:1, am Ende 2:1.

Im Training variiert Dardai seine Kommunikation. Mal redet er viel, mal wenig. Mal im harten, mal im netten Ton. Nun würde er – falls Hertha überhaupt spielen kann – im Training und in drei Partien fehlen. Trotzdem verbreitete Sportdirektor, und nun auch Coach, Friedrich Zuversicht: „Wir werden diese herausfordernde Situation als Team annehmen und gemeinsam alles dafür tun, die nächsten Spiele erfolgreich zu bestreiten.“

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