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Knallig. Die Farbe des Autos von Lausitzring-Sieger Auer.
© Uwe Anspach/ dpa

Motorsport: Mehr Show in der DTM

Die DTM reagiert auf die sinkenden Zuschauerzahlen mit vielen Regeländerungen. Und mit mehr Nähe zu den Fans.

Mit mehr Action, mehr Spektakel und einem neuen Regelwerk will die Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) im 31. Serienjahr wieder mehr Fans zur Rennstrecke oder vor den Fernseher bringen. Denn die Einschaltquoten der Motorsport-Traditionsserie sanken in den vergangenen Jahren deutlich. In seltener Einigkeit beschwören Fahrer und Hersteller nun die Aufbruchstimmung.

„Die Fans sollen die Rennstrecke verlassen mit dem Gefühl, eine eindrucksvolle Show und beste Unterhaltung gesehen zu haben“, sagte Audi-Pilot Mike Rockenfeller vor den Rennen an diesem Wochenende am Lausitzring. Dieses gewann Mercedes-Pilot Lucas Auer. Der 22-jährige Österreicher wird nach dem zweiten Saisonsieg bereits als Titelfavorit gehandelt. Langeweilig soll die DTM trotzdem nicht werden, denn einige grundlegende Veränderungen wurden eingeführt.

Weniger Teilnehmer, kürzere Rennen

So wurde die Teilnehmerzahl von 24 auf 18 reduziert. Und die Hersteller BMW, Audi und Mercedes mussten je zwei Fahrer streichen. Außerdem ist die Leistung der DTM-Wagen auf mehr als 500 PS gestiegen. Zudem gibt es weitere Änderungen: weniger Aerodynamik und weichere Reifen. „Mehr Power, weichere Reifen, dadurch mehr Grip. Das hat Potenzial für eine bessere Show“, sagte Mercedes-Pilot Edoardo Mortara beim Saisonauftakt vor zwei Wochen.

Jedes Rennen ist nun auf 55 Minuten und eine zusätzliche Runde angesetzt. Im Gegensatz zu den Zwölf- oder 24-Stunden-Rennen ist das nicht lang. Auch können die Fans mit entsprechenden Tickets die Teams direkt in den Boxengassen in Glaskabinen beobachten. Allerdings aus Sicherheitsgründen nicht während eines laufenden Rennens.

„Pit view“ heißt die Neuerung, die auch bei den Fahrern gut ankommt. „Das war vorher immer Geheimniskrämerei. Aber der Fan will ans Geschehen ran“, sagt der zweifache DTM-Champion und Titelverteidiger Marco Wittmann. „Das Event ist jetzt offener. Die Leute kriegen einen viel besseren Einblick, was abgeht. Sie sehen, wie ich mich als Fahrer anziehe und ins Auto steige. Das hat einen großen Mehrwert für die Fans“, sagt der BMW-Pilot. Und im sogenannten „Fan-Village“ an der Rennstrecke bieten die Veranstalter auch Unterhaltung für die gesamte Familie an.

Funkverkehr wurde verboten

Absprachen gibt es während des Rennens nicht mehr. Denn: Der Funkverkehr wurde verboten. So gibt es auch keine Stallorder für die Teams. Jeder fährt gegen jeden. Und das kommt auch den Piloten zugute. „Wir wollen fahren und Zweikämpfe auszufechten. Wir fahren jeder für sich. In der DTM geht’s hart zur Sache. Da schenkt einem keiner was. Da geht’s immer heiß her“, sagt Rockenfeller, zuletzt Drittplatzierter in Hockenheim.

Marco Wittmann und Hockenheim-Sieger Lucas Auer bestätigen das. Auer wird immer wieder mit einem möglichen Wechsel in die Formel 1 in Verbindung gebracht. Der Mercedes-Pilot streitet das derzeit noch ab: „Ich fahre aktuell in der DTM. Ich versuche dort mein Bestes zu geben.“ Er habe „nichts geplant“, weil er als Sportler in der Gegenwart lebe.

Lucas Auer und Mike Rockenfeller.
Lucas Auer und Mike Rockenfeller.
© dpa

Spaß sollen den Fahrern und Zuschauern auch die neuen Regeln für den Re-Start machen: Beim sogenannten Indianapolis-Start müssen sich die Autos in Zweierreihen anordnen, bevor das Rennen im fliegenden Start wieder freigegeben wird. „Einfach cool“ findet Rockenfeller diesen Re-Start. „Bei so einem Re-Start geht’s richtig zur Sache. Das ist spektakulär, da fahren Autos nah zusammen“, sagt der Neffe des jetzigen DTM-Chefs Gerhard Berger. Wenngleich sich in Hockenheim nicht alle Fahrer an das neue Reglement gehalten haben, ist Auer sicher, dass das „der richtige Weg ist. Mal sehen, wie das weitergeht“.

Zuschauer heute sehr anspruchsvoll

Als Michael Schumacher noch den Rennsport dominierte, sei „jeder Zuschauer an der Strecke oder vor dem Fernseher plötzlich Motorsport-Experte gewesen“, sagen die drei Rennfahrer. Der heutige Zuschauer sei jedoch sehr anspruchsvoll. „Da muss man ein funktionierendes Paket schnüren.“ Auch für diejenigen, die das Rennen im Stream im Internet verfolgen wollen und die Daten zeitgenau übermittelt bekommen. Das gibt es für die Formel 1 nicht – zumindest nicht auf legalem Weg.

Wie geht es weiter mit der DTM? 79 500 Zuschauer kamen über das Rennwochenende zum Hockenheimring. Und 1,2 Millionen verfolgten es im Fernsehen. Nicht alle der 18 Rennen in der Saison werden spannend sein. Aber eines muss für den klassischen Motorsport-Fan immer geboten sein.

"Wenn ich als Fan an der Rennstrecke bin, will ich spektakuläre Rennautos sehen und denken: Das sind Helden, die da fahren“, sagt Rockenfeller. „Geschwindigkeit, Sound, Unfälle – all das gehört dazu. Das ist für mich Motorsport.“ Mal sehen, wie sich die Zuschauerzahlen entwickeln.

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